Aktienmarkt: Der Dax knickt nach der gescheiterten Merz-Wahl ein
Das Wahl-Debakel für CDU-Chef Friedrich Merz hat auch zu einem Kursrücksetzer beim Dax geführt. In Frankfurt baute der Leitindex seine Kursverluste nach der gescheiterten Wahl aus

Das Wahl-Debakel für CDU-Chef Friedrich Merz hat auch zu einem Kursrücksetzer beim Dax geführt. In Frankfurt baute der Leitindex seine Kursverluste nach der gescheiterten Wahl aus
Nach der gescheiterten Kanzlerwahl von Friedrich Merz hat der deutsche Leitindex seine Kursverluste ausgebaut und auch andere europäische Börsen belastet. Der Dax rutschte am Dienstag in der Spitze um gut zwei Prozent auf bis zu 22.861 Punkte ab und war damit das Schlusslicht in Europa. Der stärker auf den heimischen Binnenmarkt ausgerichtete MDax brach zeitweise um mehr als drei Prozent ein. Der EuroStoxx50E gab gut ein Prozent auf bis zu 5211 Zähler nach.
„Das ist beispiellos und verzögert den Machtwechsel“, kommentierten die Analysten der Société Générale die überraschende Wahlschlappe. CDU-Chef Merz erhielt bei der Wahl zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang nur 310 Ja-Stimmen und verfehlte damit überraschend die Kanzlermehrheit von 316 Stimmen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass eine Kanzlerwahl scheitert. Die Fraktionen berieten, wann ein zweiter Wahlgang angesetzt werden kann.
Die Aussicht auf Entspannung im Handelsstreit zwischen China und den USA hatte den Dax zum Wochenanfang auf bis zu 23.344 Punkte getrieben und damit in greifbare Nähe seines im März aufgestellten Allzeithochs von 23.476 Zählern. „Der Markt sieht Merz immer noch als Kanzler“, kommentierte Rabobank-Ökonom Stefan Koopman in Amsterdam. „Aber es ist kein gutes Zeichen, da er bereits unter niedrigen Zustimmungswerten bei den Wählern leidet und die AfD zu erstarken scheint.“ Für ausländische Investoren sei dies ein Hinweis, dass sich nicht jeder der aktuellen Lage und Dringlichkeit bewusst sei, betonte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Sinnbild der Unsicherheit waren am Dienstag auch die Aktien aus dem Rüstungssektor, bei denen Anleger dazu übergingen, Gewinne mitzunehmen. Rheinmetall büßten zuletzt im Dax vom Rekordniveau kommend 2,4 Prozent an Wert ein. Renk und Hensoldt sackten im MDax um bis zu 3,1 Prozent ab.
Wann kommt das Zollabkommen mit den USA?
Fest im Blick hatten Börsianer weiterhin den Handelsstreit zwischen den USA und China. Entspannungssignale hatten zuletzt weltweit die Märkte angetrieben. US-Präsident Donald Trump sagte am Sonntag, es gebe Treffen mit zahlreichen Ländern zu Handelsabkommen, darunter sei auch China. Seine oberste Priorität sei die Sicherung eines fairen Handelsabkommens mit China. Der Mangel an konkreten Details verunsicherte jedoch die Anleger. Zudem kündigte Trump am Sonntag einen 100-prozentigen Zoll auf Filme an, die außerhalb der USA produziert werden. Auch stellte er in den nächsten zwei Wochen Zölle auf Arzneimittel in Aussicht.
Zudem erhielten die Wirtschaftsaussichten einen Dämpfer. Die Konjunkturschwäche in Deutschland trifft die Dienstleister und trübt deren Geschäftsaussichten ein. Der Einkaufsmanagerindex für die Service-Branche rutschte im April wieder in den roten Bereich, nachdem die Geschäftstätigkeit hier vier Monate in Folge zugelegt hatte, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner monatlichen Befragung unter rund 400 Firmen mitteilte.