Wort des Tages: Wie Incels online Frauenhass verbreiten
In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: Incel.

In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: Incel.
Was bedeutet es?
Frauen, die selbstbewusst ihre Sexualität leben und frei darüber entscheiden, mit wem sie zusammen sein möchten, sind ihnen ein Dorn im Auge: den Incels. Incel steht für "involuntary celibate men", also für unfreiwillig zölibatär lebende Männer, weil sie keine Partnerin finden. Online entladen sie ihren Frust, Selbstmitleid und Hass auf alle, die sexuell attraktiv und aktiv sind.
Incels glauben, dass sie all das nicht haben können, weil Frauen nur auf Männer stehen, die bestimmte "männliche" Merkmale – etwa breite Schultern, große Statur – haben. Sie selbst halten sich für hässlich und nicht liebenswert. Es gelingt ihnen nicht, emotionale oder sexuelle Beziehungen zum anderen Geschlecht aufzubauen. Sie haben resigniert, glauben aber dennoch an ein grundsätzliches Recht auf Sex. Selbstbewusste, attraktive (prominente) Frauen sind häufig das Ziel ihrer Online-Hasskommentare.
Online-Diskussion über weibliche Macht oder Errungenschaften sowie jede Kritik an patriarchalen Strukturen würgen sie ab – weil sie die Verlierer der sexuellen Revolution und Emanzipation sind: Seit Frauen nicht mehr darauf angewiesen sind, einen Ehemann und Versorger an ihrer Seite zu haben und Partner frei wählen können, sind einige Männer auf der Strecke geblieben. Die Theorie der Incels: Je freier Frauen bei der Partnerwahl sind – und oft auch: je mehr Ausländer ins Land kommen –, desto mehr unattraktive Männer bleiben übrig.
Was macht sie so gefährlich?
Untereinander ermutigen sich Incels in einschlägigen Foren und Chatgruppen häufig zum Selbstmord, überbieten sich gegenseitig mit selbstmitleidigem Gejammer, menschenverachtenden Kommentaren und Gewaltfantasien.
Ihr Hass auf Frauen gipfelt bei einigen Incels sogar in (theoretischen) Mordplänen – und tatsächlichen Massenmorden: 2014 erschoss der 22-jährige Elliot Rodger in der Universität von Santa Barbara in Kalifornien sechs Menschen und verletzte 14 weitere, um sich für sein unfreiwillig zölibatäres Leben zu rächen.
Warum ist es aktuell?
Gerade löste die neue Netflix-Serie "Adolescence" eine Debatte über toxische Männlichkeit und Frauenhass aus. Die Produktion zeigt, wie ein Teenager im Internet in den Strudel von frauenfeindlichem Extremismus gerät und zum Mörder wird.
Warum ist es wichtig?
Frauen, die zur Zielscheibe von Hasskommentaren werden, kann es helfen, sich klar zu machen, welche "armen Würstchen" dahinterstecken und was deren Gründe sind, um derlei Angriffe nicht zu nah an sich heranzulassen.
Und: Indem über Incels und die zunehmende Online-Radikalisierung von jungen Männern berichtet wird, kann schon frühzeitig, etwa in Schulen, auf die potenziellen Gefahren hingewiesen und es können Präventionsstrategien entwickelt werden.