Naheliegend, machbar und üblich
Beim NDR sehe ich die Meldung, dass der Elbtower eine Ruine bleiben könnte. Es fehlen 145 Meter und rund 300 Millionen Euro, um den Turm als dritthöchstes Gebäude im Land zu errichten. Der Investor zweifelt nun aber an allem. Ein seltener Moment, denn da kann man sogar mit dem Herrn Kühne einmal mitfühlen. Originell. Die... Der Beitrag Naheliegend, machbar und üblich erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Beim NDR sehe ich die Meldung, dass der Elbtower eine Ruine bleiben könnte. Es fehlen 145 Meter und rund 300 Millionen Euro, um den Turm als dritthöchstes Gebäude im Land zu errichten. Der Investor zweifelt nun aber an allem. Ein seltener Moment, denn da kann man sogar mit dem Herrn Kühne einmal mitfühlen. Originell.
Die Ruine des Turms, also das Mahnmal des Größenwahns, die Betonreminiszenz an den einst so strebsamen Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz („Ich möchte, dass die Hamburgerinnen und Hamburger, wenn es fertig ist, sagen: Das hat der Scholz gut gemacht“, sagte er damals, im fernen Jahr 2017 war es), wir können sie vom Konferenzraum des Büros in Hammerbrook aus jederzeit sehen. Wir können uns bei den Besprechungen also zwischendurch kurz zum Fenster drehen und ein drittelfertiges Gebäude einen Moment lang als Demotivationstrainingseinheit betrachten.
Ich finde das allerdings amüsanter, als es vielleicht angemessen ist, es fiel mir in der letzten Woche mehrfach auf. Breit grinsend könnte ich da dauernd sitzen, wenn wir im Raum mit dieser Blickrichtung konferieren und wir da emsig und bemüht erörtern, wie es mit allem voran- und nach oben gehen könnte und müsste. Ich reiße mich nur zusammen.
Aber eigentlich möchte ich am liebsten alle paar Minuten heiter mahnend in Richtung des Turmtrümmerstücks zeigen: „Wehe, wehe, wenn ich auf den Stummel sehe!“ Um dann – nach etwas notwendiger und ohnehin stets angebrachter Besinnung – von den großen Zielen wieder abzulassen. Doch lieber erst das Naheliegende bearbeiten, das Machbare und auch das Übliche.
So sorgt das Investitionsdebakel bei mir für Bodenhaftung, und ich finde tatsächlich, das hat der Scholz gut gemacht.
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Ich habe es gerade mit den Links, die sich mit den aktuellen Nachrichten seltsam verbinden wollen oder sollen. Vorgestern erst der Depardieu, heute der Schumacher. Also der Ökonom, nicht das Rennfahridol. Der Ökonom, der mit „Small is beautiful“ weltbekannt geworden ist. Bekannt aus jedem WG-Bücherregal der Siebziger und auch noch der Achtziger.
In einem Zeitzeichen beim WDR wird an seine historische Reise nach Birma erinnert, mit der seine Wandlung zum Außenseiter der Ökonomie begann. Es werden die Menschen dort erwähnt, die ihm damals so seltsam glücklich vorkamen.
Birma gibt es auch als Burma und ist heute aber ohnehin das Myanmar, welches gerade mit einem großen Unglück auf allen Sendern ist. Und eine auch nur einigermaßen glückliche Geschichte hatte das Land nach Schumachers Besuch dann eher nicht.
An seinen Denkansatz darf man sich dennoch kurz erinnern, er war wohl nicht grundsätzlich falsch. Was man vielleicht schon am Zusatz zum Titel merkt, der eher selten zitiert wird: „A study of economics as if people mattered“. Es ist, finde ich, ein sehr guter Titelzusatz.
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