Unter Mitnahme der Mönchsgrasmücke

Es gab eine ereignislose Rückfahrt nach Hamburg. Ereignisse sind auf Routinereisen in aller Regel ohnehin abzulehnen, finde ich. Solche Touren haben lediglich aus Abfahrt und Ankunft zu bestehen. Der Rest mag Schweigen sein, gerne auch das der Beifahrenden, und es ist dann in Ordnung so. Auf Autobahnfahrten kann man länger am Stück nachdenken, das ist... Der Beitrag Unter Mitnahme der Mönchsgrasmücke erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Apr 22, 2025 - 06:40
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Unter Mitnahme der Mönchsgrasmücke

Es gab eine ereignislose Rückfahrt nach Hamburg. Ereignisse sind auf Routinereisen in aller Regel ohnehin abzulehnen, finde ich. Solche Touren haben lediglich aus Abfahrt und Ankunft zu bestehen. Der Rest mag Schweigen sein, gerne auch das der Beifahrenden, und es ist dann in Ordnung so. Auf Autobahnfahrten kann man länger am Stück nachdenken, das ist ab und zu auch willkommen.

Anzumerken ist, dass es trotz unseres nur kurzen Aufenthaltes auf dem Land auf der Rückfahrt eindeutig grüner und auch blühender in den Straßenbegleitgebüschen als auf der Hinfahrt war. Quasi Expressfrühling, ein dringlicher Wechsel der Außendekoration. Weite Strecken sahen auf einmal nach Sommer aus, in eher unzureichender Übereinstimmung mit der Temperatur.

Das Auto steht nun wieder in der Garage, und nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht habe, glaube ich, dass dies meine ersten Fahrten damit in diesem Jahr waren. Das ist etwas erstaunlich. Aber das Jahr scheint auch sonst etwas aus der Reihe zu fallen, ich weiß noch nicht recht, was ich davon zu halten habe. Alles mit Skepsis betrachten und langsam auf sich zukommen lassen, vieles besser erst ex post bewerten.

Am späten Ostermontagnachmittag fiel mir dann der Dienstag ein, welcher in dieser Woche zweifelsfrei Montagsqualitäten haben wird, wie sich in Kürze zeigen dürfte. Das trübte meine Stimmung etwas ein. Andererseits ist der Montag also immerhin ein Dienstag. Man kann es so oder so sehen. Durch die offene Balkontür hörte ich bei diesen Gedanken wieder den Gesang der Mönchsgrasmücke, als hätte sie mich aus dem Heimatdorf der Herzdame herbegleitet. Wie außerordentlich nett von ihr.

Ein alter Apfelbaum an einer Landstraße, der aus einer abgebrochenen Krone noch einmal blüht

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Ich stellte beim Lesen der Timelines ansonsten am Ostermontag fest – ganz ohne Wertung, denn ich war durch die Feiertage friedlich gestimmt und nahm nur unaufgeregt zur Kenntnis – dass die Reaktionen auf den Tod des Papstes ein Spektrum abbildeten. Ich las von den erwartbaren grundschülerhaft rohen Witzen minderer Qualität über die pubertär-vulgären Zoten und den studentisch-scharfen Sarkasmus hin zu geschäftsmäßiger und betont erwachsener Eloquenz und auch zu staatstragenden und amtlich klingenden, vielleicht schon allzu routiniert wirkenden Pflichtübungen und Beiläufigkeiten, weiter zu durchdachten, altersweisen, manchmal originell oder auch schon schrullig anmutenden Befunden, Bonmots und Bilanzierungen.

Es war alles dabei, Kernkatholisches und kalauernde Ketzerei. Und ja, es war in einem gewissen Sinne ein rundes Bild. Jede und jeder hatte wieder die faire Chance, die Äußerungen anderer Menschen vollkommen abwegig zu finden.

Es ist ein freies Land. All dies ist noch statthaft, und das muss man auch sehen und würdigen.

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Gemeinsam altern mit Blogs – ich glaube, ich lese zum ersten Mal von dem Phänomen, es passt zweifelsfrei in diese Reihe: Die milden Gedanken bei der Wahl des Lebensabendwohnsitzes.

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