Mit KI: Instagram macht Ernst bei Teenager-Prüfung

Meta will Jugendliche auf Instagram besser schützen – mit KI, elterlicher Altersprüfung und neuen Schutzfunktionen.

Apr 22, 2025 - 09:17
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Mit KI: Instagram macht Ernst bei Teenager-Prüfung

Mit dem Ausbau der Teen Accounts auf Instagram setzt Meta auf eine Strategie, die technische Maßnahmen mit elterlicher Unterstützung verknüpft. Ziel ist es, Jugendlichen unter 18 Jahren eine altersgerechte Nutzung der Plattform zu ermöglichen – automatisiert, nachvollziehbar und datenschutzkonform.

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© Meta via Canva


Dafür setzt Meta auf einen Dreiklang aus In-App-Hinweisen, KI-gestützter Altersverifikation und zielgerichteter Kommunikation mit Eltern. Die sogenannten Teen-Konten, die in Deutschland seit Ende 2024 verfügbar sind, sollen Jugendlichen eine altersgerechte Nutzung ermöglichen und zugleich elterliche Begleitung fördern. Laut Meta wurden weltweit bereits rund 54 Millionen dieser speziellen Konten eingerichtet. Das Konzept wird nun konsequent weiterentwickelt: Künftig sollen auch jene Jugendlichen automatisch in geschützte Einstellungen überführt werden, die bei der Registrierung ein falsches Geburtsdatum angegeben haben – ein bekanntes, aber bislang schwer greifbares Problem auf sozialen Plattformen.

Während Meta mit diesen Maßnahmen auf individuelle Schutzmechanismen setzt, gerät der Konzern auf politisch-regulatorischer Ebene zunehmend unter Druck. In der Europäischen Union laufen kartellrechtliche Prüfverfahren zur Frage, ob die enge Verzahnung von Instagram mit anderen Meta-Diensten wettbewerbsverzerrend wirkt. Im Raum steht dabei sogar die Forderung nach einer Zerschlagung – etwa durch den Verkauf von Instagram. Eine vertiefende Analyse zu diesen Entwicklungen bietet unser Artikel.


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Foto von Julian Christ auf Unsplash (Änderungen vorgenommen via Canva)


Elterliche Bestätigung und KI-gestützte Altersprüfung

Ein zentrales Element der aktuellen Neuerungen ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Altersverifikation. Meta testet derzeit in den Vereinigten Staaten eine Technologie, die verdächtige Nutzer:innenprofile identifiziert – etwa wenn das angegebene Geburtsdatum nicht zu typischen Verhaltensmustern passt. Diese Profile werden automatisch in den geschützten Modus der Teen Accounts überführt, der unter anderem Funktionen wie eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten, angepasste Inhalte und Zeitmanagement beinhaltet.

Jugendliche unter 16 Jahren benötigen für Änderungen dieser Schutzmechanismen die Zustimmung einer erziehungsberechtigten Person. Um diesen Prozess zu erleichtern, informiert Instagram Eltern direkt innerhalb der App über die Bedeutung korrekter Altersangaben und bietet ihnen Hilfestellungen zur Altersbestätigung.

Screenshot der Instagram App mit einem Hinweisfenster für Eltern, das erklärt, wie sie das Alter ihres Kindes bestätigen können, um einen Teen Account zu aktivieren.
In-App-Hinweis für Eltern zur Altersüberprüfung auf Instagram, © Meta

Die Maßnahme basiert auf Rückmeldungen von Nutzer:innen sowie internen Datenanalysen. Mehr als 90 Prozent der befragten Eltern empfinden laut Meta die neuen Schutzfunktionen als hilfreich. Unterstützt wird die Initiative durch Beiträge von Fachpersonen wie der Kinderpsychologin Dr. Ann-Louise Lockhart, die konkrete Gesprächsansätze für Eltern formuliert hat.

Schutzkonzepte in der Praxis: Mehr Transparenz durch neue Einstellungsübersicht

Begleitend zur Altersverifikation führt Instagram eine visuelle Übersicht über sicherheitsrelevante Einstellungen ein. Nutzer:innen werden in regelmäßigen Abständen per In-App Pop-up darüber informiert, welche Änderungen vorgenommen wurden und welche Optionen sie individuell anpassen können. Drei zentrale Kategorien stehen dabei im Fokus: Interaktionen mit anderen, angezeigte Inhalte sowie Zeit-Management.

Screenshot der Instagram App mit einer Einstellungsübersicht zu Sicherheitsfunktionen, gegliedert in Interaktionen, Inhalte und Zeit-Management.
Neue In-App-Sicherheitsübersicht für Teenager und ihre Eltern, © Meta

Diese Maßnahme reiht sich ein in Metas übergeordnete Strategie zur Plattformverantwortung. Das Unternehmen betont, dass insbesondere Jugendliche von einer klar strukturierten, transparent kommunizierten Kontrolle ihrer digitalen Umgebung profitieren. Die neue Übersicht erlaubt es Nutzer:innen, individuelle Einstellungen jederzeit zu überprüfen und anzupassen.

Zwischen Schutzversprechen und politischem Druck: Metas Balanceakt

Die Ausweitung der Teen Accounts markiert einen strategischen Schritt von Meta, sich als verantwortungsvolle Instanz für den Jugendschutz zu positionieren. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, gezielter In-App-Kommunikation und elterlicher Einbindung sollen Jugendliche möglichst effektiv vor unangemessenen Inhalten und Kontakten geschützt werden – ohne ihnen die Nutzung zentraler Funktionen zu verwehren.

Doch diese Maßnahmen erfolgen nicht im luftleeren Raum. Meta agiert in einem zunehmend regulierten digitalen Umfeld, das hohe Anforderungen an Datenschutz, algorithmische Transparenz und Plattformkontrolle stellt. Europäische Gesetzesinitiativen zur Plattformaufsicht, kartellrechtliche Untersuchungen und Forderungen nach mehr Nutzer:innenschutz unterstreichen die politische Relevanz dieser Entwicklungen. Nicht zuletzt sorgt auch die aktuelle Praxis, EU-User-Daten für das Training eigener KI-Modelle zu verwenden, für Debatten. Welche Implikationen das für Datenschutz und Nutzer:innensouveränität hat, beleuchtet unser Beitrag.


Meta nutzt jetzt auch EU-User-Daten für KI-Training

Meta-Schriftzug neon, pinkfarben,
© Penfer – Unsplash


Die Zukunft sozialer Plattformen wird nicht allein durch technologische Innovation entschieden – sondern durch die Fähigkeit, digitale Verantwortung glaubwürdig mit regulatorischen Erwartungen zu verknüpfen. Meta steht dabei exemplarisch für den Spagat zwischen unternehmerischer Gestaltung und öffentlicher Kontrolle.