Übernahmekampf: Kartellamt genehmigt Unicredit-Einstieg bei Commerzbank

Das Bundeskartellamt gibt grünes Licht für den Einstieg der Mailänder Bank bei der Commerzbank. Es gebe genug Wettbewerber bei Privat- und Firmenkunden. Für die Unicredit ist es ein Etappensieg

Apr 14, 2025 - 15:39
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Übernahmekampf: Kartellamt genehmigt Unicredit-Einstieg bei Commerzbank

Das Bundeskartellamt gibt grünes Licht für den Einstieg der Mailänder Bank bei der Commerzbank. Es gebe genug Wettbewerber bei Privat- und Firmenkunden. Für die Unicredit ist es ein Etappensieg

Die Unicredit kommt bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank voran: Das Bundeskartellamt genehmigt eine Beteiligung der Italiener von 29,99 Prozent an dem Frankfurter Geldhaus. „Schon durch den angemeldeten Minderheitserwerb kommt es zu einer Stärkung der Marktposition der Unicredit im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt laut Mitteilung. Allerdings seien „in allen Bereichen weitere bedeutende Wettbewerber tätig“. Daher habe die Behörde das Vorhaben freigegeben. 

Ende Februar hatte die Unicredit die Übernahme des Commerzbank-Anteils beim Bundeskartellamt zur Prüfung angemeldte. Im März hatte bereits die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank keine Einwände gegen die Aufstockung der Anteile auf knapp 30 Prozent erhoben. 

Unicredit-Chef Andrea Orcel arbeitet seit Monaten auf eine Übernahme der Commerzbank hin. Die Mailänder Großbank nutzte im September den Teilausstieg des Bundes bei der Commerzbank und war im großen Stil bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank eingestiegen. Laut früheren Angaben hält die Unicredit etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteile: 9,5 Prozent direkt in Aktien, wodurch sie nach dem Bund mit zwölf Prozent der zweitgrößte Aktionär ist, und weitere 18,5 Prozent über Finanzinstrumente. Ab einem 30-Prozent-Anteil wäre die Unicredit verpflichtet, ein Kaufangebot vorzulegen. 

Deutschland wehrt sich gegen Unicredit-Übernahmepläne

Die Commerzbank reagierte gelassen auf die Entscheidung. Das Geldhaus nehme den Beschluss zur Kenntnis, der nichts an der grundsätzlichen Situation ändere, teilte die Bank mit. Die Commerzbank zeigte der Unicredit nach dem Einstieg der Italiener im vergangenen Jahr die kalte Schulter und besteht auf ihrer Unabhängigkeit. Das Vorgehen des Mailänder Instituts sieht sie als feindlich an.

Eine Entscheidung, ob die Unicredit mit der Commerzbank zusammengehen will, werde aber wohl nicht mehr dieses Jahr fallen, erklärte die Unicredit im März. So setzt Orcel auf Gespräche mit der neuen Bundesregierung. Die Bundesregierung, das Land Hessen und Arbeitnehmervertreter lehnen das Vorgehen der Unicredit ab. 

„Die Bundesregierung unterstützt die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank und die im Februar bekannt gegebenen ambitionierten finanziellen Ziele“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin. „Die Bundesregierung hat wiederholt deutlich gemacht, dass sie ein unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen ablehnt und feindliche Übernahmen im Bankensektor nicht angemessen sind, insbesondere wenn es um systemrelevante Veränderungen geht.“

Orcel preist immer wieder die Vorzüge eines Zusammenschlusses an, zuletzt fielen die Töne aber zurückhaltend aus. Auf das grüne Licht des Bundeskartellamts reagierte die Unicredit verhalten: Die Commerzbank bleibe ein Investment, dessen wirtschaftliche Risiken abgesichert seien, hieß es.

Die Commerzbank wirbt mit steigenden Dividenden und ehrgeizigen Renditezielen bei ihren Aktionären für die Eigenständigkeit des Instituts, das für viele deutsche Mittelständler ein wichtiger Partner ist. Profitabler werden will die Commerzbank auch mit einem Jobabbau: Trotz eines Rekordgewinns verkündete das Institut jüngst den Abbau von rund 3900 Vollzeitstellen.