Türkei: Börse in Aufruhr: Lira stürzt ab nach Imamoglu-Verhaftung
Die türkische Währung Lira bricht dramatisch ein nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu. Die Börse bebt, der Aktienmarkt bricht ein

Die türkische Währung Lira bricht dramatisch ein nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu. Die Börse bebt, der Aktienmarkt bricht ein
Ein politisches Beben erschüttert die Türkei – und die Finanzmärkte reagieren sofort: Der Haftbefehl gegen einen wichtigen Erdogan-Rivalen lässt die Lira abstürzen, die Börse einbrechen und die Renditen anziehen. Investoren ziehen sich zurück, die Unsicherheit wächst. An der Börse in Istanbul brach der Leitindex Borsa Instanbul 100 um fast sieben Prozent ein. Zuletzt stand noch ein Minus von 4,6 Prozent zu Buche. Am Anleihenmarkt gingen die Kurse ebenfalls auf Talfahrt.
Lira-Euro-Kurs
Drastisch fiel der Ausverkauf auch bei der türkischen Währung aus. Dadurch stieg der Kurs des Dollar zeitweise um knapp zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 40,96 Lira. Das war das größte Plus seit rund drei Jahren. Das gleiche galt für den Euro, der um bis zu acht Prozent auf rund 43,22 Lira stieg.
Wenige Tage vor seiner geplanten Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten wurde Haftbefehl gegen den Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu erlassen. Ihm werde unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Korruption vorgeworfen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.
Mit dem Vorgehen gegen den 54-Jährigen, der Erdogan Umfragen zufolge in der Wählergunst überholt hat, erreicht die seit Monaten andauernde Verfolgung von Oppositionellen einen neuen Höhepunkt. Kritiker sehen darin den Versuch, die Wahlchancen der Opposition mit juristischen Mitteln zu schwächen. Imamoglus Festnahme erfolgte einen Tag, nachdem die Universität Istanbul ihm seinen Abschluss aberkannt hatte. Sollte dies Bestand haben, wäre er von einer Präsidentschaftskandidatur ausgeschlossen.
Aktienkurse waren zuvor deutlich gestiegen
„Türkische Vermögenswerte stehen unter starkem Verkaufsdruck“, sagte Piotr Matys, Währungs-Analyst bei In Touch Capital Markets. Einigen Anlegern werde nun erneut in Erinnerung gerufen, dass Präsident Erdogan seine Macht noch mehr festigen will. „In den vergangenen Tagen war an der türkischen Börse ein Zufluss ausländischen Kapitals zu beobachten“, sagte Serhat Baskurt, Manager beim Vermögensverwalter ALB Yatirim. Diese Anleger zögen sich wegen der politisch unsicheren Lage zurück. Die Talfahrt der türkischen Börsen werde voraussichtlich noch einige Tage anhalten.
Sinkende Inflationswerte im Februar, eine Leitzinssenkung und die Hoffnung auf bessere Beziehungen zur Europäischen Union hatten dazu beigetragen, dass türkische Aktien Anfang des Monats noch stark gestiegen waren. Nach dem Einbruch am Mittwoch ist dieses Kursplus jetzt deutlich geschrumpft.