Trends, Branchen, Zukunftschancen: Sind Themen ETFs sinnvoll oder riskant?
In den letzten 10 Jahren haben die Anleger zunehmend Interesse an Themen-ETFs gefunden. Solche Fonds setzen auf langfristige Trends oder Themen, die eine Marktnische darstellen. Damit können Anleger, ohne direkt auf Einzelaktien zu setzen, einen gesamten Trend im Portfolio abdecken. Für Anleger wirkt ein ETF weniger risikoreich als ein Einzelinvestment. Welche Chancen und Risiken ergeben […] Der Beitrag Trends, Branchen, Zukunftschancen: Sind Themen ETFs sinnvoll oder riskant? erschien zuerst auf ftd.de.


Themen-ETFs versprechen einfachen Zugang zu Zukunftstrends – doch die Realität zeigt ein höheres Risiko als viele Anleger vermuten. (Foto: Freepik, @italoparnaiba5)
In den letzten 10 Jahren haben die Anleger zunehmend Interesse an Themen-ETFs gefunden. Solche Fonds setzen auf langfristige Trends oder Themen, die eine Marktnische darstellen. Damit können Anleger, ohne direkt auf Einzelaktien zu setzen, einen gesamten Trend im Portfolio abdecken. Für Anleger wirkt ein ETF weniger risikoreich als ein Einzelinvestment. Welche Chancen und Risiken ergeben sich mit Themen-ETFs?
Der Irrtum der breiten Themenstreuung
Es ist wie bei den breiten Welt-ETFs: Ein Themen-ETF erfordert auf den ersten Blick keine Unternehmensanalyse. Doch auf den zweiten Blick kann sich eine solche Einschätzung als teurer Fehler herausstellen. Ein Beispiel wäre der iShares Global Clean Energy ETF. Er feierte 2007 sein Debüt und stürzte im Jahr 2008 in der Finanzkrise in sich zusammen. Dennoch wurde der ETF nicht geschlossen. Das Interesse an diesem Themen-ETF kam 2020 in der Corona-Krise zurück.
Der ETF verdreifachte sich bis Anfang 2021, getrieben durch eine massive Konzentration in Plug Power, Inc., einem Brennstoffzellenhersteller, dessen Kurs sich in dieser Zeit verzehnfacht hat. Anleger haben weder die Qualität noch die Bewertung dieses Unternehmens beachtet oder in Frage gestellt. Als unprofitables Unternehmen war es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis diese Blase zum Platzen kommt. In kurzer Zeit verloren Anleger 30 Prozent des Wertes.
Heute liegt der Abschlag zum Höchststand bei 67 Prozent, obwohl sich der ETF heute aus ganz anderen Werten zusammensetzt. Plug Power ist unter den Top 10 nicht mehr zu finden. Themen-ETFs sollten stets hinsichtlich der Positionen geprüft werden. Unternehmen, die sehr hoch gewichtet sind und keine Gewinne erzielen, sollten stark hinterfragt werden.
Hohe Gebühren und mangelnde Performance
Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass thematische ETFs im Vergleich zu breit aufgestellten Welt-ETFs deutlich höhere Kosten verursachen. Studien zeigen, dass sie im Schnitt etwa das Dreifache an Gebühren verlangen. Ein weiteres wesentliches Risiko liegt in der oft geringen Streuung der Investments – viele dieser Fonds setzen auf eine Handvoll ausgewählter Unternehmen, was sie anfälliger für Kursschwankungen macht.
Betrachtet man die Entwicklung über einen Zeitraum von 15 Jahren, zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Lediglich 15 Prozent der Themen-ETFs schnitten besser ab als der globale Markt, während 24 Prozent schlechter performten. Rund zwei Drittel der Fonds wurden im Laufe der Zeit sogar vollständig eingestellt – meist wegen enttäuschender Ergebnisse oder fehlender Nachfrage.
Der Einstiegszeitpunkt in Themen-ETFs
Ein wiederkehrendes Problem bei Themen-ETFs ist vor allem der Zeitpunkt des Einstiegs vieler Anleger. Themen-ETFs werden meist erst angeboten, wenn der Trend bereits im Gang ist und die Kurse der entsprechenden Aktien bereits gestiegen sind. Das erhöht das Risiko für nachfolgende Kurskorrekturen erheblich.
Zudem zeigt sich immer wieder, dass vermeintliche Zukunftsthemen sich entweder als überschätzt herausstellen oder noch nicht ausgereift genug sind. Ein gutes Beispiel ist die Genomik: Zwar gilt sie langfristig als vielversprechender Wachstumsbereich, doch es fehlt noch an greifbaren Ergebnissen.
Wann Themen-ETFs funktionieren können
Themen-ETFs sind mit Vorsicht zu wählen. Dennoch bieten sie die Möglichkeit, in einen Korb von Aktien eines Trends zu investieren. Eine Möglichkeit wäre, solche ETFs ähnlich wie Einzelaktien im Portfolio zu gewichten – also mit einer begrenzten Beimischung.
Bei der ETF-Auswahl ist es wichtig, auf Themen zu setzen, die mittel- bis langfristig Bestand haben und nicht nur einem sehr nischenartigen Hype wie etwa der Wasserstofftechnologie unterliegen. Auch sollten Themen mit reinen Zukunftsvisionen vermieden werden.
Ein gewisses Fondsvolumen sollte aufgrund der Handelbarkeit ebenfalls sichergestellt werden. Ein etablierter Anbieter erhöht zusätzlich das Vertrauen in den Themen-ETF. Nichtsdestotrotz sollen Anleger auch selbst die Positionen im ETF überprüfen. Ein grundlegendes Verständnis der darin enthaltenen Unternehmen hilft zu bewerten, ob der Themen-ETF tatsächlich dem Anlageziel entspricht.
Da Themen-ETFs mit höheren Gebühren einhergehen, sollte auch eine entsprechende Rendite zu erwarten sein. Besonders bei langfristiger Anlage sind die Kosten ein entscheidender Faktor für die Gesamtperformance.
Themen-ETFs: Fazit
Ein großer Anteil der Themen-ETFs wird im Laufe der Zeit aufgrund fehlender Nachfrage oder schlechter Performance eingestellt. Langfristig betrachtet konnten nur rund 15 Prozent dieser Themen-ETFs eine Überrendite zum breiten Markt erzielen. Das Verlustrisiko bei Themen-ETFs ist daher ähnlich hoch wie bei Investitionen in Einzelaktien. Selbiges gilt für die Volatilität. Sie ist bei Themen-ETFs nicht geringer als bei der Wahl einer Einzelaktie.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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