Tierwelt: Das Geheimnis der Kaiserpinguine: Was uns ein Roboter über sie verraten soll
Kaiserpinguine gelten als Markenzeichen der Antarktis, doch unser Wissen über sie ist begrenzt. Nun verschafft neue Technik spannende Einblicke

Kaiserpinguine gelten als Markenzeichen der Antarktis, doch unser Wissen über sie ist begrenzt. Nun verschafft neue Technik spannende Einblicke
Jahrzehntelang stützten sich Studien fast ausschließlich auf wenige Kolonien, die für Forschende erreichbar waren. Doch etwa mithilfe von Satellitenaufnahmen oder einem Roboter sollen sich nun nach und nach Wissenslücken schließen – und erstaunliche Erkenntnisse über das Verhalten der Kaiserpinguine gewinnen lassen.
Der mit einer Länge von bis zu 1,20 Metern größte Pinguin der Erde ist bestens an eine Existenz in extremer Kälte angepasst. Seine Körperfülle hilft, Wärme besonders effizient zu speichern, schränkt ihn aber auch ein. Während kleinere Pinguinarten steiles Terrain überwinden können, ziehen Kaiserpinguine eher flachen Boden vor – ein Grund, warum sie ihre Kolonien auf festem Meereis errichten.
© Daniel Zitterbart / Woods Hole Oceanographic Institution
Ihre Brutstrategie ist ebenfalls schon lange bekannt und gilt als außergewöhnlich. Kaiserpinguin-Weibchen legen im antarktischen Winter nur ein einziges Ei und überantworten es den Männchen, die wochenlang Temperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius trotzen und ohne Nahrung auf dem Eis ausharren. Ihre Jungen schlüpfen dann erst gegen Ende des Winters und verlassen im Sommer die Kolonie – gerüstet mit wasserdichten Federn, die sie für ein Leben im Südpolarmeer wappnen.
Verblüffende neue Einsichten
Inzwischen vervollständigt sich das Bild vom Überlebenskünstler Kaiserpinguin, ergänzt durch verblüffende Facetten. Vor rund 15 Jahren entdeckten Forschende beispielsweise, dass sich die Kolonien der Pinguine auf Satellitenbildern anhand von Kotspuren identifizieren lassen. Was dazu beigetragen hat, die Zahl der bekannten Kolonien von einer Handvoll auf inzwischen 66 zu erhöhen.
Genetische Analysen beweisen zudem, dass die Kaiserpinguine in vier weitgehend voneinander getrennte Gruppen unterteilt sind. Die auch unterschiedliche Lebensräume bevorzugen. Einige Kolonien brüten sogar auf Eisbergen oder Felsböden – Forschende sehen darin eine Flexibilität, die es den Tieren ermöglichen könnte, auf die Veränderungen in einer sich erwärmenden Antarktis zu reagieren.
© Daniel Zitterbart / Woods Hole Oceanographic Institution
Einen noch genaueren Einblick soll ein "ECHO" genannter Roboter liefern, den die "Woods Hole Oceanographic Institution" aus Massachusetts, USA, betreibt. Das vierrädrige Vehikel patrouilliert durch eine Kolonie in der Atkabucht. Viele der dort heimischen Vögel haben Wissenschaftler um Daniel Zitterbart mit Funk-Chips markiert – mit dem bloßen menschlichen Auge wären die Kaiserpinguine kaum voneinander zu unterscheiden.
Der Roboter kann Hindernisse umgehen
Die Chips kann der Roboter auslesen – aus einer Entfernung von ca. einem Meter. Ausgestattet mit Kamera und Entfernungsmesser erstellt das Gefährt 3-D-Bilder der Umgebung und umkurvt Hindernisse autonom. Künstliche Intelligenz hilft ihm dabei, Pinguine zu erkennen und sich ihnen möglichst behutsam zu nähern. Über Jahre hinweg soll ECHO das Schicksal der Vögel verfolgen und so Leben und Anpassungsstrategien erforschen.
Die Hoffnung: Derartige Technologien könnten in Zukunft auch in anderen Kolonien in der Antarktis zum Einsatz kommen, um ein möglichst umfassendes Bild davon zu erhalten, wie es um die Kaiserpinguine steht. Was auch verraten würde, wie es um das gesamte Ökosystems am Südpol bestellt ist.
Trotz ihrer bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit gilt der Fortbestand der Kaiserpinguine nämlich als bedroht. Steigende Temperaturen führen dazu, dass das Meereis zu früh im Jahr aufbricht, wodurch Jungtiere ertrinken oder verhungern. In einigen Gebieten kam es zuletzt zu einem Kollaps von Populationen. Und obwohl es einige Pinguine schaffen, in neue Kolonien und damit in bessere Bedingungen abzuwandern, besteht Gefahr.
Unabhängig davon, was Roboter, genetische Studien oder Satelliten über das Brutverhalten der Pinguine aufdecken: Die Zukunft der Art hängt deshalb sehr wahrscheinlich vor allem davon ab, wie schnell und konsequent die Menschheit den Klimawandel bekämpft.