Sommervorbereitungen

Es werden in den Medien gerade Annahmen zum Sommer in diesem Jahr veröffentlicht, die ich nicht sympathisch finde. Höllensommer, Hitzesommer, das ist nun wirklich nicht nach meinem Bedarf. Das brauche ich nicht, nein, das lehne ich sogar ab. Wo kann ich irgendeine sinnlose Petition dagegen unterschreiben und hinterher darüber bloggen, um als engagierter Bürger etwas... Der Beitrag Sommervorbereitungen erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Mai 16, 2025 - 10:36
 0
Sommervorbereitungen

Es werden in den Medien gerade Annahmen zum Sommer in diesem Jahr veröffentlicht, die ich nicht sympathisch finde. Höllensommer, Hitzesommer, das ist nun wirklich nicht nach meinem Bedarf. Das brauche ich nicht, nein, das lehne ich sogar ab. Wo kann ich irgendeine sinnlose Petition dagegen unterschreiben und hinterher darüber bloggen, um als engagierter Bürger etwas getan zu haben, also zumindest gefühlt.

Die S-Bahn-Station in Hamburg-Hammerbrook

Aber dennoch – immer auf alles vorbereitet sein! – stimme ich mich schon einmal ein und denke mit. Oder ich versuche es wenigstens. Literaturgestützte Prophylaxe durch geschickte Titelwahl, das geht nämlich auch, siehe Bibliotherapie. Von Blogtherapie spricht übrigens wieder keiner, damit müsste auch einmal jemand anfangen, aber das nur nebenbei. Wenn man Blogtherapie googelt, findet man vor allem bloggende Psychotherapeutinnen, und so war es gar nicht gemeint.

Wie auch immer, ich höre jedenfalls den „Tropenkoller“ von Georges Simenon, übersetzt von Hansjürgen Wille, Barbara Klau und Ulrike Ostermeyer, ungekürzt gelesen von Charly Hübner. Ein Buch aus dem Jahr 1933, einer von Simenons ersten Non-Maigret-Romanen.

Die Geschichte spielt in Gabun, der Autor kam aus Belgien und schrieb in Frankreich, der Vorleser und der Hörer kommen aus Norddeutschland, einmal West, einmal Ost. Was für ein Gemisch der Regionen und Kulturen, aber es stört gar nicht. Unpassend ist eher, dass die Hauptperson darunter leidet, in der Geschichte nichts zu tun zu haben. Er findet kein To-Do unter der tropischen Sonne, weit und breit nicht. Da fällt es mir nicht unbedingt leicht, mich einzufühlen, meine Lage ist doch etwas anders.

Aber egal, Herausforderungen einfach mal annehmen, auch wenn es um die Vorstellungskraft geht.

Damit mir die Gegenwart und ihre unerfreulichen Themen beim Hörgenuss aber nicht flöten gehen, schreibt der Herr Simenon im Roman kritisch über Rassismus. Und wenn man zusätzlich etwas sekundär nachliest, findet man selbstverständlich, es kann fast nicht anders sein, wiederum vehemente Kritik an seiner Rassismuskritik. Debattenverästelungen und Komplikationen ganz nach Belieben. Man kann es alles beflissen zur Kenntnis nehmen, man kann es auch lassen, es ist auf jeden Fall wie immer alles sehr kompliziert. Darauf immerhin ist Verlass.

Passende Musik fand ich dazu, denn der radikalsympathische Herr Hübner, der mir da gerade so gekonnt über eine tragisch scheiternde Liebe in den Tropen vorliest, er spielt auch in einem thematisch adäquaten Video mit. Gemeinsam mit seiner Frau und dann noch zur Musik einer ohnehin geschätzten Band.  Ich bin so weit zufrieden, doch, doch.

***

Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Der Beitrag Sommervorbereitungen erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.