Rath checkt ein: In diesem Hotel übernachtet man mitten in Bhutans Natur
Unser Kolumnist zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt die besten Häuser vor. Diesmal: andBeyond Punakha River Lodge in Bhutan

Unser Kolumnist zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt die besten Häuser vor. Diesmal: andBeyond Punakha River Lodge in Bhutan
„No hurry, no worry“ steht auf einem handgemalten Schild am Straßenrand. Wir passieren es auf dem Weg nach Punakha, einem Tal im Herzen von Bhutan. Ein Motto, das die Mentalität des kleinen Königreichs im Himalaja treffend widerspiegelt. In diesem liberalen, buddhistisch geprägten „Land des Glücks“ leben die Menschen im Einklang mit der Natur und ganz im Moment. Was glücklich und zufrieden macht, ist erlaubt – solange es niemandem schadet. Das Einzige, das hier Stress auslösen könnte, sind die Schlaglöcher, die unsere Shuttle-Fahrt streckenweise holprig machen. Wie gut, dass die Höchstgeschwindigkeit bei 50 Kilometern pro Stunde liegt. In geruhsamem Tempo rumpeln wir meinem Ziel entgegen, der luxuriösen andBeyond Punakha River Lodge inmitten weitgehend unberührter Natur.
Anders als bei den meisten Zielen funktioniert es nicht als spontaner Akt, in dieses kleine Königreich zu reisen, das im Norden an Tibet und im Süden, Osten und Westen an Indien grenzt. Warum? Weil die Regierung nur rund 100.000 ausländische Besucher pro Jahr einreisen lässt, um die Kultur und Natur von Bhutan zu schützen. Backpacker sind nicht willkommen, jeder Tourist muss bei einem lizenzierten Veranstalter buchen.
Ich flog zunächst mit Emirates nach Neu-Delhi und von dort mit einer Anschlussverbindung weiter zum Paro International Airport, der wegen seiner Lage im Himalaja zu den gefährlichsten Flughäfen der Welt zählt.
Bhutan ist ein faszinierendes Land mit einem ruhigen Wesen: weder Großstädte noch Neonreklamen oder Ampeln. Der König, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, steht einer konstitutionellen Monarchie vor, hat seine politische Macht jedoch größtenteils an ein gewähltes Parlament und die Regierung delegiert. Auch beim Thema Nachhaltigkeit ist Bhutan besonders – als einziger Staat, der durch seine Ökosysteme mehr CO₂ bindet als ausstößt.
© PR
Die Punakha River Lodge verfolgt ebenfalls ein umweltfreundliches Konzept. Das Hotel liegt am Ufer des Mo-Chhu-Flusses, aus dem die Forellen für die All-inclusive-Verpflegung stammen. Es stehen sechs elegante Zelt-Suiten zur Verfügung, eine Familien-Suite sowie ein 150 Quadratmeter großes River House mit herrlichem Blick auf die Berglandschaft. Die Lodge gehört dem Veranstalter andBeyond, der sich auf nachhaltige Luxusreisen und -touren spezialisiert hat, vor allem in Afrika – und nun in Bhutan. Mit einer Anlage, die traditionelle lokale Architektur – in sanften Erdtönen, mit viel Holz und anderen Naturmaterialien – und modernen Komfort verbindet. Es gibt einen Pool, WLAN, Yoga- und Meditationskurse sowie ein Spa mit landestypischen Anwendungen. Die Umgebung bietet zahlreiche Outdoor-Aktivitäten – von Wild River Rafting bis zu Trekking-Routen über die sogenannte eiserne Brücke hinauf in Höhen von 4500 Metern.
Ich bin in einer Welt gelandet, die verzaubert wirkt. Nachts lausche ich den Rufen der Leoparden. Beim Lunch auf der Terrasse höre ich buddhistische Mönche, die mit tiefen Stimmen repetitive Mantras singen. Ein paar Raben mischen sich krähend ein. Der Koch bereitet täglich ein anderes, meist vegetarisches Menü zu, für das die Ernte umliegender Felder als Basis dient. Eine Einheimische trägt Obst und Gemüse in geflochtenen Körben ins Hotel. Sie ist ebenso freundlich wie sämtliche Mitarbeiter der Lodge und die meisten Menschen, denen ich in Bhutan begegne. Glück scheint hier kein Zufall, sondern eine Lebenseinstellung.
Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Non-Profit-Organisationen ist ein wesentliches Merkmal von andBeyond. So bewirtschaften rund 40 Familien etwa 50.000 Quadratmeter Land und bauen Reis, Obst und Gemüse an. Damit versorgen sie neben der Punakha River Lodge auch Häuser namhafter Mitbewerber wie die von Six Senses Lodges und Aman Resorts. Ein Engagement, das dazu beiträgt, die Landflucht in Bhutan zu verringern. Das kleine Königreich hat nämlich ein großes Problem: Seine Bevölkerung von circa 800.000 Einwohnern schrumpft, und gerade junge Menschen wandern aus, vor allem nach Australien. Durch die Stärkung der Wirtschaft entstehen dringend benötigte Arbeitsplätze und Perspektiven, die ihnen eine Zukunft in der Heimat ermöglichen.
Im Gegensatz zur Konkurrenz, die durchaus eine Wachstumsstrategie in Bhutan verfolgt, geht andBeyond einen anderen Weg. Man entwickelt eine Art „Homestead“-Konzept weiter, das Übernachtungen bei Einheimischen ermöglicht. So können Gäste, die meist aus Amerika und Europa anreisen, Bhutan und seine Natur weiterhin hautnah und authentisch erleben. Für Eindrücke, die ein Leben lang bleiben.