Daniel Saurenz: Versicherungen können Ihr Depot retten

Aktienmärkte auf Rekordlevel und Versicherungen gegen fallende Kurse passen für viele Anleger nicht zusammen. Daniel Saurenz erklärt, warum sie sehr wohl zusammenpassen 

Apr 1, 2025 - 10:31
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Daniel Saurenz: Versicherungen können Ihr Depot retten

Aktienmärkte auf Rekordlevel und Versicherungen gegen fallende Kurse passen für viele Anleger nicht zusammen. Daniel Saurenz erklärt, warum sie sehr wohl zusammenpassen 

Keine vier Wochen ist es her, dass der Deutsche Aktienindex fulminant ein neues Rekordhoch hinlegte und stramm auf Kurs Richtung 24.000 Punkte war. Die Stimmung war bestens und dank Infrastrukturpaket stehen viele Milliarden für die Wirtschaft in Aussicht. Kaum etwas könnte als weniger sexy sein, als in diesem Moment über Absicherung und Depotschutz zu sprechen. Sollte es aber. Denn der Einsatz von Derivaten und speziell Optionsscheinen wird zum einen oft missverstanden und zum anderen zum falschen Zeitpunkt angewendet. Dabei ist es nicht kompliziert.  

Rufen Sie am Jahresende bei Ihrem Autoversicherer an und beklagen sich darüber, dass sie unfallfrei geblieben sind? Die Vorstellung ist kurios, doch lassen Sie uns das Gedankenspiel weiterführen. Die Vollkaskoversicherung eines mittelteuren Autos kostet in Deutschland im Schnitt zwischen 500 und 800 Euro. Bleibt man unfallfrei, war die Vollkasko selbstredend für die Katz. Bleibt man 25 Jahre lang unfallfrei, hätte man die Prämie in den Wind geschossen. Gleichsam funktioniert so eine jede Versicherung, denn wer würde sich darüber aufregen, dass sein Haus nicht abgebrannt ist oder man nicht von der Reise zurücktreten musste. 

Auch am Aktienmarkt kann man sich versichern

Nun bekunden manche Anleger, die am Top eines Marktes Put-Optionsscheine oder ähnliche Papiere im Depot haben, dass sie nie wieder Absicherungen kaufen wollten. Denn diese kosteten ja nur Geld und vernichteten Rendite. Ähnliche Nachrichten von Freunden erhalte ich immer wieder in Jahren, in denen der Dax sehr gut gelaufen ist und bestenfalls auf Rekordhoch notiert. So wie Ende Februar geschehen. Doch dies ist die logische Konsequenz von Vernunft im Depot.

Angenommen, man nennt Wertpapiere mit Fokus Europa und Deutschland im Volumen von 205.000 Euro sein eigen. Vor rund zwei Jahren lag der Gesamtwert dieser Positionen bei rund 140.000 Euro. Die Positionen haben somit bis dato um fast 50 Prozent im Wert zulegen können. Im gleichen Zeitraum wären mit Absicherungspositionen Verluste von rund 4000 Euro angefallen. Ärgerlich. Mit 4000 Euro kann man eine Menge anfangen und es wäre eine schöne Reise drin.

Das Problem jedoch liegt in der Betrachtung. Natürlich sind diese Derivate im konkreten Fall Verlustbringer. Wenn die Märkte mal zehn oder 20 Prozent fallen – wie gegenwärtig bei Nasdaq oder S&P 500 – und rufen aber viele sehr schnell nach Sicherungen fürs Portfolio. Auch der Dax kann zehn oder zwanzig Prozent vom Top korrigieren, problemlos. Die richtige Frage müsste also lauten: Würdet man gerne so wie passiert aus 140.000 Euro 205.000 Euro machen und auf 4000 Euro Absicherung verzichten? Oder hättet man gerne einen sehr hohen Ertrag in den Absicherungen – sagen wir 50.000 Euro – dafür aber keinen Gewinn von 65.000 Euro in den anderen Positionen. Denn je nach Volatilität kann man ein Dax-Portfolio für eine geringe einstellige Prämie komplett absichern. 

Derivate sind nicht per se gut oder schlecht 

Diese Betrachtung von Derivaten ist vor allem deshalb wichtig, weil Gewinne und Verluste in einem breiten Depot immer im Gesamtzusammenhang gesehen werden müssen. Niemand erwartet oder verspricht, dass ein absichernder Put-Optionsschein in steigenden Märkten Rendite abwirft. Er soll dann das Portfolio sichern, wenn ein Crash passiert. Damit sind wir wieder beim Ausgangsbeispiel mit der Kfz-Versicherung. Die Beschwerde über Verluste bei Derivaten im „Short-Bereich“ – also Spekulationen und Sicherungen für fallende Kurse – gleicht dem Anruf beim Versicherer bei mangelnder Inanspruchnahme der Kaskoversicherung. Übrigens – fallen die europäischen Märkte um 20 Prozent würden aus 200.000 Euro in ETFs oder Indexpapieren auch schnell 160.000 Euro. Dies würde aber keinerlei Aussage treffen über die Qualität der Papiere. Genauso ist es bei Hebelprodukten auf fallende Kurse – eben Short-Derivaten.