Psychologie: Vermeintlich gute Eigenschaften, die eigentlich problematisch sind

Nicht alle positiven Charaktereigenschaften sind so toll, wie wir auf den ersten Blick glauben. Denn wenn wir die Oberfläche verlassen und ein bisschen tiefer blicken, erkennen wir diese Eigenschaften oft als die problematischen Verhaltensweisen, die sie sein können.

Mär 28, 2025 - 10:44
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Psychologie: Vermeintlich gute Eigenschaften, die eigentlich problematisch sind

Nicht alle positiven Charaktereigenschaften sind so toll, wie wir auf den ersten Blick glauben. Denn wenn wir die Oberfläche verlassen und ein bisschen tiefer blicken, erkennen wir diese Eigenschaften oft als die problematischen Verhaltensweisen, die sie sein können.

Wir teilen die Welt gern in gut und schlecht ein – dieses Schwarz-Weiß-Denken ist tief in uns verankert. Dieser Mensch ist gut, diese Einstellung ist schlecht und so weiter. Auch bei Eigenschaften unserer Persönlichkeit haben wir meist eine sehr genaue Vorstellung davon, was als positiv zu werten ist und was negativ. Dabei sind viele vermeintlich tolle Eigenschaften auf den zweiten Blick gar nicht mehr so super. Wenn wir etwas tiefer graben, merken wir manchmal sogar: Dieses glorifizierte Verhalten könnte sogar toxisch werden.

5 vermeintlich gute Eigenschaften, die eigentlich problematisch sind

1. Taktlosigkeit, getarnt als radikale Ehrlichkeit

Ehrlichkeit an sich ist erst mal positiv. Natürlich wollen und sollen wir unsere Mitmenschen – oder uns selbst – nicht permanent anlügen. Davon hätte keine Beziehung etwas. Aber deinem Gegenüber ohne jeglichen Filter alle deine Gedanken an den Kopf zu knallen, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, was das mit der Person macht, hat nichts mit fairer Ehrlichkeit zu tun. Das ist in der Regel einfach nur taktlos und unsensibel.

2. Kontrollzwang, getarnt als Organisiertheit

Es ist nichts verkehrt daran, seine Pläne, Termine und To-dos im Griff zu haben. Aber diese Art von Organisationstalent kann schnell in einen Kontrollzwang umschlagen. Solche perfektionistischen Menschen sind häufig unflexibel und können sich schlecht auf andere und deren Bedürfnisse einstellen. Organisiert zu sein, ist schön und gut, alles kontrollieren zu wollen, wird allerdings leicht toxisch.

3. Gefühle zu unterdrücken, getarnt als emotionale Stärke

In unserer Gesellschaft sehen wir es leider immer noch häufig als Schwäche an, unsere Gefühle zu zeigen. Vor allem vermeintlich negative Emotionen wie Wut, Trauer und Scham sollen wir bitte schön für uns behalten. Dabei hat es nichts mit Stärke zu tun, wenn wir unsere Gefühle unterdrücken und sie nicht zulassen oder zeigen können. Es ist sogar höchst problematisch – und deutlich gesünder, für uns selbst und für unsere Beziehungen, wenn wir unsere Gefühle auf eine konstruktive Weise kommunizieren können.

4. Narzissmus, getarnt als Selbstbewusstsein

Es gibt Menschen, die stehen gern im Mittelpunkt, und andere, die fühlen sich damit eher unwohl. Beides ist erst mal in Ordnung – Persönlichkeiten sind schließlich unterschiedlich, und diese Art des Selbstbewusstseins bringen nicht alle Menschen mit. Aber es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Narzissmus. Denn wer tatsächlich selbstsicher ist, der:die fühlt sich in der eigenen Haut wohl und kennt seinen:ihren Wert. Narzisstische Züge allerdings sind meist auf ein zu kleines Selbstbewusstsein zurückzuführen. Solche Menschen brauchen ständige Bestätigung von außen – etwa über die sozialen Medien –, um sich ihres Wertes bewusst zu sein.

5. Andere schnell zu verurteilen, getarnt als Werteorientierung

Wir alle leben nach bestimmten Werten, das können Ehrlichkeit, Treue, Offenheit oder andere sein. Auch ethische Werte wie eine Ernährung, die möglichst wenig Tierleid erzeugt oder nicht unnötig zum Klimawandel beiträgt, können unser Verhalten bestimmen. Solche Überzeugungen sind etwas zutiefst Persönliches, die jede Person mit sich selbst ausmachen sollte. Menschen, die ihre Moralvorstellungen auf alle anderen übertragen, stellen das gern als besonders ausgeprägte Werteorientierung dar. Dabei verurteilen sie andere nur sehr schnell, weil sie sich aus Engstirnigkeit nicht vorstellen können, dass andere Menschen ihre Werte nicht teilen, sondern nach ihren eigenen Vorstellungen leben.

Verwendete Quelle: psych2go.net, psychologytoday.com