Batteriefabrik: Bundesrechnungshof prüft Northvolt-Förderung

Um den schwedischen Batteriehersteller Northvolt nach Deutschland zu locken, stellte die Ampel enorme Förderungen in Aussicht. Das beschäftigt nun die Rechnungsprüfer

Mai 15, 2025 - 16:30
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Batteriefabrik: Bundesrechnungshof prüft Northvolt-Förderung

Um den schwedischen Batteriehersteller Northvolt nach Deutschland zu locken, stellte die Ampel enorme Förderungen in Aussicht. Das beschäftigt nun die Rechnungsprüfer

Die Pleite des schwedischen Batteriezellenherstellers Northvolt beschäftigt nun auch den Bundesrechnungshof. Wie die Behörde auf Capital-Anfrage bestätigte, prüft sie seit Anfang des Jahres aktiv die Förderung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein für den Bau einer Batteriefabrik in Heide. Über den konkreten Inhalt und die Dauer der Prüfung machte der Bundesrechnungshof keine Angaben.  

Für den Bau einer Batteriezellenfabrik in Heide hatten der Bund und das Land über 1 Mrd. Euro an Unterstützung in Aussicht gestellt. Vorangegangen war ein monatelanges Ringen um öffentliche Förderungen. Letztendlich stellte die KfW-Bank 600 Mio. Euro für eine Wandelanleihe bereit, für die Bund und Schleswig-Holstein je zur Hälfte bürgen. Zusätzlich sollten insgesamt 700 Mio. Euro Subventionen fließen. Northvolt wollte zwischen 4 und 5 Mrd. Euro in den Standort investieren. 

Northvolt beantragte im März Insolvenz in Schweden

Doch schon bald nach der offiziellen Standortentscheidung Anfang 2024 mehrten sich die Berichte über Probleme in Northvolts erster „Gigafactory“ im nordschwedischen Skellefteå. Die Batterieproduktion bleibe hinter den Erwartungen zurück, BMW stornierte im Juni 2024 einen Milliardenauftrag. Gleichzeitig waren die Schulden des Unternehmens massiv angewachsen. Im November 2024 beantragte Northvolt in den USA Gläubigerschutz. Als Verhandlungen über eine neue oder zumindest eine Brückenfinanzierung scheiterten, folgte im März dieses Jahres die Insolvenz im Mutterland Schweden

Unklar ist, was das für die Baustelle in Heide sowie für das deutsche Steuergeld heißt, das in das Projekt geflossen ist. Bis zuletzt versicherte das Bundeswirtschaftsministerium, die deutschen Tochtergesellschaften von Northvolt seien unabhängig finanziert und daher kein Teil des Insolvenzverfahrens. Doch nun hat auch die deutsche Tochter Northvolt Germany TopCo GmbH ein Restrukturierungsverfahren beantragt, wie der „Spiegel“ vergangene Woche berichtete. 

Damit schwindet die Hoffnung, dass ein Investor die Baustelle in Heide übernimmt und das Geld aus der Wandelanleihe zurückgezahlt wird. Die 700 Mio. Euro an direkten Subventionen wurden letztlich nicht ausgezahlt. 

VW soll Investition früh abgeschrieben haben

Eine Sprecherin der deutschen „Northvolt Drei Project GmbH“, die für den Baufortschritt in Heide verantwortlich ist, schreibt auf Anfrage, keine der deutschen Gesellschaften sei Teil des schwedischen Insolvenzverfahrens. Am Standort Heide bestehe „großes Interesse“. Auch die „Project GmbH“ selbst befindet sich nicht in der Insolvenz.

Fraglich ist, wann die damalige Bundesregierung über die Probleme bei Northvolt Bescheid wusste. Die Ampel hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC beauftragt, das Ausfallrisiko für die 600 Mio. Euro schwere Wandelanleihe einzuschätzen. Dieses soll dem Vernehmen niedrig eingestuft worden sein, allerdings war die Produktion in Northvolt laut dem NDR noch weit von der Serienreife entfernt. Der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte dem NDR gesagt, die Probleme bei Northvolt seien erst bekannt geworden, weit, nachdem man Verträge geschlossen hatte. 

Aber nicht nur der deutsche Staat, auch die Autoindustrie hatte große Hoffnungen in Northvolt gesetzt. Größter Anteilseigner im Unternehmen war VW, auch BMW hielt einen geringen Anteil. Die Wolfsburger sollen ihre Investition bereits früh im vergangenen Jahr abgeschrieben haben. Im schwedischen Insolvenzverfahren wurde die Belegschaft zuletzt massiv zusammengekürzt, die Suche nach Käufern für die verschiedenen Unternehmensteile läuft.