Mining mit Mango

Die Berliner Green Mining DAO baut Mining-Farmen auf und ermöglicht Investoren, an den Erträgen teilzuhaben. Dazu setzt sie auf ein originelles Modell, das sie von anderen Anbietern abhebt.

Feb 28, 2025 - 17:05
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Mining mit Mango

Die Berliner Green Mining DAO baut Mining-Farmen auf und ermöglicht Investoren, an den Erträgen teilzuhaben. Dazu setzt sie auf ein originelles Modell, das sie von anderen Anbietern abhebt.

Sascha Grumbach, 34, ist bester Laune, aber etwas müde, als wir miteinander reden. Der Berliner hat Jetlag. Er ist, wie die meisten Miner, oft auf Reisen, um auf der ganzen Welt nach guten Standorten zu suchen. Gestern war der Gründer der Green Mining DAO in Äthiopien, heute ist er in Paraguay.

„Wir haben hier zwei laufende Anlagen und nehmen gerade die dritte in Betrieb“, erzählt er. „Wir arbeiten seit zwei Jahren hier und sind begeistert vom Standort.“

Tatsächlich hat Paraguay wie kaum ein anderes Land gelernt, Mining als Chance zu verstehen.

Wie Paraguay Mining für sich nutzt

Sascha Grumbach. Bildrechte bei Green Mining DAO, für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.

Paraguay ist in einer speziellen Lage. Das Land teilt sich mit Brasilien einen großen Staudamm, den Itaipú. Von diesem bezieht es viel mehr Strom, als es braucht.

Bisher hat Paraguay den überschüssigen Strom zu einem Spottpreis an Brasilien abgegeben. Das Mining erlaubt dem Land nun, den Strom viel lukrativer zu verwerten. Dies haben Regierung und Stromversorger offenbar begriffen.

„Um hier Strom zu beziehen, muss man erst einmal ein Grundstück kaufen“, erklärt Sascha, „der Strompreis hängt dann davon ab, was du machst. Privatleute haben einen anderen Tarif als Restaurants oder Unternehmen, und Mining bildet einen vierten, den teuersten Tarif. Dieser ist aber immer noch sehr günstig und dank der Wasserkraft auch nachhaltig.“

Miner, die sich in Paraguay niederlassen, nehmen den Strom nicht nur zu höheren Preisen ab. Sie leisten auch einen Beitrag zum Netzausbau. „Bis zu zwei Megawatt bekommt man direkt vom Netz, aber wenn man mehr bezieht, so wie wir, muss man selbst eine Leitung zur Substation bauen. Größere Miner, mit 100 oder 200 Megawatt, müssen sogar ein eigenes Umspannwerk bauen.“

Natürlich benutzen die Miner die Infrastruktur erst einmal nur selbst. Aber wenn sie einmal weiterziehen, werden Bürger und andere Unternehmer sie nutzen können.

Die Farm als tokenisierte Aktie

Sascha hat Bitcoin schon 2012 kennen und lieben gelernt. Bis 2020 blieb Bitcoin aber ein Hobby. Als er dann ein Arbeitsverhältnis beendete, beschlossen er und seine Partnerin Valentine Pleser, „dass wir für die nächsten 10 bis 20 Jahre etwas mit Bitcoin machen werden.“ Und was gibt es besseres, als das Mining?

Die Green Mining DAO baut Mining-Farmen auf, derzeit in Paraguay, aber potenziell in der ganzen Welt. Investoren können helfen, diese Farmen zu finanzieren, wofür sie dann Teile der geschürften Bitcoins erhalten.

Mitgründerin Valentine Pleser. Bildrechte bei Green Mining DAO, für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.

An sich hört sich das an wie Cloudmining, wo man Hashrate mietet, oder wie Mining-Hoster, bei denen man Geräte kauft, welche diese betreiben. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied, der das Geschäftsmodell der Green Mining DAO so interessant macht:

„Jede Anlage ist eine eigene Gesellschaft, und Investoren können Aktien von ihr kaufen. So bekommen sie und wir die Erträge aus derselben Quelle. Hoster oder Cloudminer verdienen am Overhead. Wir dagegen wollen ihn im eigenen Interesse so gering wie möglich halten.“

Die Anlagen werden nach Schweizer Recht zur Aktiengesellschaft gemacht und dann tokenisiert. Der Prozess war am Anfang etwas aufwendig, geht aber, seit er standardisiert ist, relativ flüssig. Die Token selbst laufen derzeit auf Polygon, sollen künftig aber über Taproot Assets auf Bitcoin selbst leben, idealerweise sogar im Lightning-Netzwerk.

Die Erträge aus dem Mining zahlt die Green Mining DAO einmal im Quartal aus. Dazu verbindet sie aktuell die Polygon-Adressen der Token manuell mit einer in einer Datenbank gespeicherten Bitcoin-Adresse. Dies könnte sich durch Taproot-Assets vereinfachen.

Handeln kann man die Token noch nicht. Hier steht die Green Mining DAO vor einer ähnlichen Problematik wie Unternehmen, die mit Kryptowertpapieren nach dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWPG) arbeiten.

Bitcoin Mango

Die Green Mining DAO setzt nicht nur ausschließlich auf erneuerbare Energien, sondern versucht auch, durch das Mining einen sozialen Mehrwert vor Ort zu erwirtschaften.

Ein Projekt, auf das Sascha stolz ist, ist die „Bitcoin Mango“. Da die Miner auch Wärme produzieren, eignen sie sich gut dafür, Mango oder andere Lebensmittel zu trocknen. „Die Leute können ihre Mangos zu uns bringen. Wir trocknen sie dann und sie verdienen etwas Geld.“

Eine weitere Einnahmequelle ergibt sich aus der Kooperation mit den Stromversorgern. Wenn man als Miner bereit ist, zu bestimmten Zeiten abzuschalten, etwa in der Mittagshitze, wenn die Klimaanlagen laufen oder am Abend, wenn Familien Fernsehen schauen, bekommt man einen günstigeren Tarif.

Die Stromanbieter in Paraguay nutzen Mining bereits, um die Netze stabil zu halten. Sie sind in engem Kontakt mit den Minern und informieren diese, wenn durch Hitzewellen oder andere Ereignisse eine Überlastung droht. Mining bindet in Paraguay bereits eine stille Stromreserve.

Solche Besonderheiten gibt es an den meisten Standorten. Sie werden, neben den harten Faktoren, wie Hashrate, Uptime oder Strompreis, immer wichtiger im globalen Wettbewerb der Miner.

In den skandinavischen Ländern ist es etwa ein gutes Geschäft, die Abwärme der Miner für Fernwärme zu nutzen. Über Äthiopien denkt Sascha noch nach, er würde gerne Mining mit dem Ausbau des Stromnetzes, aber auch mit der Förderung von Bildung verbinden.

Wie wäre es mit Mining in Deutschland?

Eine Farm wird aufgebaut. Bildrechte bei Green Mining DAO, für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.

Derzeit operiert die Green Mining DAO nur in Paraguay. Der Standort ist attraktiv, und Sascha und sein Team konzentrieren sich derzeit darauf, ihn auszubauen und zu stabilisieren.

Aber natürlich denkt Sascha schon über viele neue Standorte nach. Langfristig soll die Green Mining DAO „so ähnlich werden wie Airbnb. Wir wollen viele Standorte anbieten, jeder mit seinen Vor- und Nachteilen, und die Kunden können sich aus diesen ein Portfolio zusammenstellen, das als Dividende Bitcoins auszahlt.“

Im frostigen Skandinavien beispielsweise ist nicht nur Abwärme besonders relevant. Die Stromtarife sind dort dynamischer und volatiler als an anderen Standorten, weshalb das Hedging des Stroms Teil des Geschäftsmodells sein muss. Dieser Aufwand schreckt Sascha bisher noch ab.

Zu solchen Besonderheiten kommen noch viele weitere Faktoren, etwa die Verfügbarkeit von Fachkräften und Ersatzteilen, die Zuverlässigkeit der Infrastruktur, die politische Stabilität, die Kultur der Behörden und so weiter. Der Strompreis ist der wichtigste, aber nicht der einzige Faktor.

Auch Deutschland könnte künftig wieder zur Heimat des Minings werden, meint Sascha. Mit den erneuerbaren Energien werden immer größere Überkapazitäten unvermeidbar, welche die Miner gut abnehmen könnten. Doch dafür müssten die Netzbetreiber mehr mit den Minern kooperieren, und die Netzgebühren müssten viel tiefer sein. „Das wird noch einige Zeit brauchen, falls es jemals so weit kommt.“

Bis dahin wird die Green Mining DAO weiter Standort um Standort erschließen und passende Strategien für sie entwickeln. Die Kunden sollen, so die Vision, sich aus ihnen ihr Mining-Portfolio bilden, dieses als Token auf der Bitcoin-Blockchain speichern und dann die Dividenden in Bitcoin beziehen.