Handelskrieg: 600 Tonnen iPhones per Flieger: Wie Apple und Co. Trumps Zölle abfedern wollen

Ob iPhone oder Kleidung: Fast alles wird in China gefertigt. Nun erhöht Donald Trump die Zölle. Die Tech-Konzerne versuchen unter Hochdruck, ihre Produkte in die USA zu bringen.

Apr 11, 2025 - 20:15
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Handelskrieg: 600 Tonnen iPhones per Flieger: Wie Apple und Co. Trumps Zölle abfedern wollen

Ob iPhone oder Kleidung: Fast alles wird in China gefertigt. Nun erhöht Donald Trump die Zölle. Die Tech-Konzerne versuchen unter Hochdruck, ihre Produkte in die USA zu bringen.

Der Rest der Welt bekommt eine Verschnaufpause – China aber nicht. Obwohl Donald Trump am Mittwoch einen Aufschub für seine horrenden Zölle gegen nahezu alle Länder verkündete, gingen die gegen China sogar noch nach oben. Die US-Wirtschaft stellt das vor gigantische Herausforderungen. Die Apple und andere Tech-Konzerne nun so gut es geht zu dämpfen versuchen.

Sechs Flugzeuge mit jeweils 100 Tonnen iPhones soll Apple etwa in den letzten Tagen in die USA geschickt haben, berichtet "Reuters". Nimmt man ein durchschnittliches Gewicht von 350 Gramm pro Packung, entspricht das knapp 1,5 Millionen iPhones. Anderen Herstellern geht das ähnlich.

Rennen gegen die Zeit

"Wir haben Anrufe aller unserer Kunden bekommen, so viele Geräte wie möglich zu fertigen und auszufliegen", sagte ein Manager eines Zuliefererkonzerns gegenüber "Asia Nikkei". Das nicht genannte Unternehmen produziert für Apple, Microsoft, Google, Microsoft und andere US-Konzerne. "Aber unsere größte Herausforderung ist, dass wir nicht genügend Bauteile und Materialien vorrätig haben. Wir können also nicht so viel herstellen und liefern, wie wir gerne wollen, bevor die Zölle in Kraft treten."

Einige Hersteller schienen nicht so entschlossen. Der PC- und Druckerhersteller HP soll seinen Zulieferern zuerst signalisiert haben, dass man keine zusätzliche Produktion brauche. Dann setzte aber offenbar doch Panik ein. Weniger als 24 Stunden später soll der Konzern nach Angaben von Insidern dann doch um so viele Geräte wie möglich gebeten haben. 

Wie teuer wird das iPhone wirklich?

Die Preise dürften durch die Zölle explodieren. Gingen zunächst Zölle von 125 Prozent durch die Medien, stellte das Weiße Haus am Donnerstag klar, dass diese zusätzlich auf bestehende Zölle von 20 Prozent erhoben würden. Mit 145 Prozent Zöllen steigt der Preis de facto auf das fast Zweieinhalbfache. 799 Dollar kostet das günstigste iPhone 16 aktuell in den USA vor Steuer. Würde Apple die Zollrate vollständig an die Kunden weitergeben, würde dieser Preis auf 1957,55 Dollar steigen. Damit wäre es mehr als 350 Dollar teurer als das bisher teuerste Modell, das 1599 Dollar teure iPhone 16 Pro Max mit 1 TB Speicher. 

Kein Wunder also, dass Apple alles daran setzt, die Zollbelastung zu senken. Dabei zahlen sich wohl vor allem Bemühungen aus, seit 2020 die Abhängigkeit von China zu verringern. Nachdem der Konzern dort unter Leitung von Tim Cook eine der effizientesten Zuliefererketten der Welt aufgebaut hatte, wurde diese von den Sperren der Pandemie hart getroffen. Apple verlagerte als Reaktion darauf einen Teil seiner Fertigung nach Vietnam und Indien. Mittlerweile kommen knapp 20 Prozent der jährlich mehr als 200 Millionen gefertigten iPhones aus Indien.

Und auch die sechs Frachtflugzeuge voller iPhones hoben dort diese Woche ab. Damit es besonders schnell ging, handelte der Konzern "Reuters" zufolge mit den indischen Behörden eine verkürzte Ausfuhr-Zollkontrolle aus. Statt bisher 30 Stunden sollen die Apple-Ladungen nun in unter sechs Stunden kontrolliert werden. Zusätzlich wurde die Produktion in Indien um 20 Prozent nach oben gefahren, indem jetzt etwa auch sonntags gefertigt wird. Zwar erhebt die Trump-Regierung auch auf indische Importe Zölle, diese fallen mit zehn Prozent aber erheblich geringer aus.

Schock über das Ausmaß von Trumps Plänen

Hauptursache für die Panik dürften nicht die Zölle an sich sein – sondern ihr Ausmaß. Nach Trumps Wahlkampf hatte die Branche durchaus mit ihrer Einführung gerechnet, die Höhe erwischte die meisten Unternehmen aber kalt. Nintendo etwa setzte in Reaktion auf die Ankündigung die Vorbestellungen für die gerade erst vorgestellte Switch 2 in den USA aus. Dabei wurde gerade bekannt, dass der Spielekonzern seit Januar bereits eine Million der damals noch nicht mal angekündigten Konsole in die USA verschifft hatte. Einem Bericht von Bloomberg zufolge hatte der Konzern sämtliche in Vietnam gefertigten Switch 2 in die USA geliefert, es soll sich etwa um ein Drittel der bisherigen Gesamtproduktion handeln. Die übrigen Geräte werden in China gefertigt.

Nun scheint der Konzern damit zu hadern, wie es in den USA weitergehen soll. Der gerade angekündigte Kaufpreis von 449 Dollar dürfte angesichts der hohen Zölle auf Waren aus China ohnehin nicht haltbar sein. Aber auch die Einfuhr aus Vietnam könnte bis zur Veröffentlichung am 5. Juni noch teurer werden. Zwar hat Trump eine Pause angekündigt, ursprünglich waren für Vietnam aber 46 Prozent Einfuhrzoll eingeplant. 

Dass die Preise auch für die Kunden nach oben schießen, sei ohnehin nur noch eine Frage der Zeit, glauben Experten. "Die Preise könnten schon morgen nach oben gehen", sagte Andrew Greenland, Professor für Internationalen Handel an der Universität North Carolina, gegenüber dem britischen "Guardian". "Die Firmen versuchen die Steigerungen vorherzusagen und sie präventiv weiterzugeben", glaubt er. "Spätestens in den nächsten Monaten werden wir aber die tatsächlichen Auswirkungen sehen."

Quellen: Reuters, Asia Nikkei,The Guardian