Briefing 257: 100.000 GPUs - 100.000 Fragen, OpenAIs Memory-Lockin, Geopolitisches Chaos
Trump zementiert Ungewissheit und China enthüllt seine Unterwasser-Kabelschneide-Fähigkeiten, während OpenAI mit Memory-Features einen strategischen Lock-in-Vorteil schafft. Deutschlands KI-Offensive macht Hoffnung, wirft aber auch Fragen auf.
Hi,
China schlägt zurück mit 125% Zoll auf US-Importe nach China. (CNBC) Das Vorzeige-US-Unternehmen Apple mit dem Handelskrieg in Bedrängnis zu bringen, ist für Peking ein Feature, nur für Washington wird es zum Bug. (Aber wahrscheinlich nicht für Trump?)
Nächste Woche erscheint dank Ostern kein Briefing.
Marcel
Im Fokus dieser Ausgabe:
- Geopolitisches Chaos: Trump hat das verlässliche Regelsystem unwiderruflich zerstört und China prahlt mit seiner neuen Unterwasser-Kabelschneide-Technologie.
- OpenAIs Memory-Lockin: Der strategische Wert von KI-gestützten Memoryfunktionen und deren Auswirkungen auf den Wettbewerb
- 100.000 GPUs für Deutschland: Die offenen Fragen zur KI-Offensive im Koalitionsvertrag
- Drohnenlieferung: Zipline liefert mit Drohnen für Walmart in Austin und macht einen Wolt/Doordash/Instacart
- und mehr
Zitat des Tages
This is not just corporate hype. I have a first-seat row on this shift and it is wild. You can't believe how hard it is to keep up with all the AI initiatives going on internally. It feels like drinking from a firehose. Exciting but not for the fainthearted.
Samuel Path, ein Entwickler bei Shopify, über das Memo. Sicher aufregend und erschöpfend gleichermaßen.
Bei Shopify wird auf VP-Ebene (und wahrscheinlich auch auf Lütke-Ebene) auch Cursor mit MCP-Integrationen genutzt.
Das Zeitalter des geopolitischen Chaos
But do not mistake the consolation of having avoided disaster for good fortune. The scale of the shock to global trade set off by Mr Trump is still, even now, unlike anything seen in history. He has replaced the stable trading relations which America spent over half a century building with whimsical and arbitrary policymaking, in which decisions are posted on social media and not even his advisers know what is coming next. And he is still in an extraordinary trade confrontation with China, the world's second-biggest economy.
Das ist eines der langfristigen Hauptprobleme, die wir jetzt haben. Trump hat enorme, geradezu groteske Ungewissheit an eine Stelle gebracht, die ihre globale Führungsmacht auch dank Verlässlichkeit und Vorhersehbarkeit bekam.
Diese Verlässlichkeit ist mindestens weg, solange Trump im Amt ist. Selbst nach Trump: Wie soll sie zurückkommen, wenn die aktuelle Republikanische Partei nach 4 oder spätestens 8 Jahren wieder ins Weiße Haus kommen sollte? Alles vorausgesetzt, Trump und die Republikaner hebeln die Demokratie in den USA nicht aus und es wird weiterhin freie Wahlen geben, die einen Machtwechsel nach sich ziehen können.
Also: Selbst im besten Fall (Demokratie bleibt, Trump geht nach vier Jahren wieder) ist das verlässliche System der Nachkriegszeit endgültig vorbei.
Auf der anderen Seite steht die schleichende, aber unmissverständliche Eskalation Chinas.
Ein deutliches Signal ist, dass China erstmals öffentlich bekannt gibt und sich geradezu damit brüstet, Unterseekabel in einer Tiefe von bis zu 4.000 Metern kappen zu können.
SMCP: China Unveils a Powerful Deep-Sea Cable Cutter That Could Reset the World Order:
A compact, deep-sea, cable-cutting device, capable of severing the world’s most fortified underwater communication or power lines, has been unveiled by China – and it could shake up global maritime power dynamics. The revelation marks the first time any country has officially disclosed that it has such an asset, capable of disrupting critical undersea networks. The tool, which is able to cut lines at depths of up to 4,000 metres (13,123 feet) – twice the maximum operational range of existing subsea communication infrastructure – has been designed specifically for integration with China’s advanced crewed and uncrewed submersibles like the Fendouzhe, or Striver, and the Haidou series.
Vor diesem Hintergrund werden Satellitennetzwerke wie Starlink noch einmal bedeutsamer. Zumindest militärisch, für alle anderen können Satellitenlösungen kein Ersatz für Unterseekabel sein.
Wo werden wohl die Bodenstationen (Gateways) von Starlink, also die Verbindungspunkte zum terrestrischen Internet, nun im Pazifik positioniert? Und: Wie viel Macht bringt das Musk in den USA mittelfristig?
Starlink kann Unterseekabel aus mehreren Gründen nicht ersetzen, der Hauptgrund:
- Kapazitätsunterschied: Ein moderner Starlink-Satellit der neuesten Generation bietet maximal 60 Gigabit pro Sekunde, während moderne Unterseekabelsysteme wie IONIAN (Italien-Griechenland) eine Kapazität von 360 Terabit pro Sekunde erreichen -- das 6.000-fache eines einzelnen Starlink-Satelliten.
(News.at):
Während Starlink also die Landstraße ist, die entlegene Orte an die Zivilisation anbindet und in Zukunft vielleicht hier und da zweispurig ausgebaut werden wird, sind Unterseekabel mit einem globalen Daten-Autobahnnetz vergleichbar.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf verwiesen, dass Europa keine sinnvolle Alternative zu Unterseekabeln oder Starlink hat. Eutelsat ist kleiner und teurer und hat keine Aussichten, wirtschaftlich nachhaltig zu Starlink aufzuschließen. Aus dem letzten Briefing:
POLITICO:
With cutting-edge, compact kits and a vast web of flexible beams, Starlink’s 7,000 satellites dwarf Eutelsat’s 600-strong fleet and comparatively clunkier terminals. Musk’s network can offer between 23 and 490 times the capacity of Eutelsat over Ukraine, depending on the use scenarios.
Man kann über die Vision einer Mars-Kolonie lachen, aber die Dominanz von Starlink folgt direkt aus dieser Vision. Europa braucht eigene Visionen, die Top-Teams zusammenbringen.
Das ist ein Problem für die Ukraine. Das ist auch ein Problem für die Baltikstaaten und Skandinavien. Mindestens.