Bilanz: Deka zweifelt Sicherheit von US-Staatsanleihen an
Aktien auf Talfahrt, Anleihen im Aufwind: Das von Donald Trump angerichtete Chaos an den Kapitalmärkten dominiert die Bilanzpressekonferenz der Dekabank. Wie Aktionäre auf die Unsicherheit reagieren sollten, erläuterte Kapitalmarktvorstand Matthias Danne

Aktien auf Talfahrt, Anleihen im Aufwind: Das von Donald Trump angerichtete Chaos an den Kapitalmärkten dominiert die Bilanzpressekonferenz der Dekabank. Wie Aktionäre auf die Unsicherheit reagieren sollten, erläuterte Kapitalmarktvorstand Matthias Danne
Nach dem jüngsten Kursrutsch am Aktienmarkt warnt Dekabank-Kapitalmarktvorstand Matthias Danne vor einem zu schnellen Wiedereinstieg. Sein Haus werde einen Kursanstieg eher nutzen, „um Aktienpositionen wieder zu reduzieren, als sie zu erhöhen“, sagte Danne während der Bilanzpressekonferenz des Wertpapierhauses der deutschen Sparkassen.
Normalerweise stellt die Dekabank zu diesem Anlass ihre Geschäftszahlen sowie die Leistungen ihres Vertriebes von Fonds und Zertifikaten heraus. Doch weil nichts normal ist in Zeiten der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, gab Danne eine Einschätzung zur Lage an den Kapitalmärkten ab. Der in den USA regierenden republikanischen Partei warf Danne eine „ungewöhnliche Ideologie“ vor: Sie wollten, dass so viel wie möglich im eigenen Land produziert wird, „und die anderen sollen dafür bezahlen“. Es gebe nicht viele Menschen, die glauben, dass das funktioniert – „ich zähle auch nicht dazu“. Danne gibt seinen Posten Mitte kommenden Jahres mit Auslaufen seines Vertrages auf, seine Nachfolgerin wird die derzeitige Risikovorständin Birgit Dietl-Benzin.
Während des jüngsten Kurssturzes am Aktienmarkt, der sich am Dienstag zunächst beruhigte, waren viele Anleger in US-Staatsanleihen (Treasuries) als sicherer Hafen geflüchtet. Danne zog jedoch in Zweifel, dass Treasuries langfristig diese Rolle erfüllen können. „Perspektivisch kommt man an den Punkt, an dem das Vertrauen schwindet“, sagte er. „Treasuries können ihre Bedeutung als sicherer Hafen verlieren.“ Das gelte insbesondere dann, „wenn Hand an die Fed gelegt wird“.
USA droht Rezession
Die Zölle werden nach Einschätzung des stellvertretenden Deka-Vorstandsvorsitzenden das Wachstum in den USA um 1,75 Prozentpunkte bremsen. Die Auswirkung auf die Weltwirtschaft werde bei 0,75 Prozent und für Deutschland bei 0,5 Prozent liegen. Er rechne mit einer „moderaten Rezession“ in den USA, während Deutschlands Wirtschaft wohl 2026 besser laufen könnte, wenn das 500 Mrd. Euro große Infrastrukturprogramm greift.
„Trump könnte zum Jahresende hin rationaler werden“, sagte Danne im Hinblick auf die Zwischenwahlen zum US-Kongress im Jahr 2026. Zudem verändere sich die Struktur der Weltwirtschaft in Reaktion auf die US-Zölle. Immerhin erzielten die Unternehmen im US-Aktienleitindex S&P 500 rund 41 Prozent ihrer Umsätze außerhalb der Vereinigten Staaten „und werden dort auch Arbeitsplätze schaffen“. Danne: „Dann dreht sich die Geschichte um.“
Was jetzt mit Aktien machen? „Nicht kopflos verkaufen“
Während der Kapitalmarktvorstand vor einem schnellen Wiedereinstieg warnt, rät er zugleich, „nicht kopflos zu verkaufen“. Langfristig sei weiterhin mit steigenden Aktienkursen zu rechnen. Als Faustregel gelte hier: Wachstum der Weltwirtschaft plus Inflationsrate. Historisch betrachtet haben Aktienmärkte eine Rendite von rund sieben Prozent pro Jahr abgeworfen.
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Eine große Veränderung für Deka war im vergangenen Jahr der Umzug vom Hochhaus Trianon an der Mainzer Landstraße in Frankfurt in den neu errichteten Hochhauskomplex „Four“ in der Innenstadt. Das Ensemble aus vier Hochhäusern entstand auf dem Gelände der früheren Deutsche-Bank-Zentrale und ist mit einer maximalen Höhe von 233 Metern nicht mehr aus der Frankfurter Skyline wegzudenken. Ein Großteil der rund 5700 Mitarbeiter arbeitet allerdings nicht in dem prestigeträchtigen Gebäude, sondern in der am Stadtrand gelegenen Bürostadt Niederrad.
Gewinnprognose übertroffen
Das abgelaufene Geschäftsjahr lief indessen für die Dekabank rund. Sie hat ihre Prognose eines Vorsteuergewinns von 700 Mio. Euro für 2024 mit 892,2 Mio. Euro übertroffen, obwohl dieser Wert wegen Abschreibungen auf Wertpapiere unter dem Ergebnis im Jahr 2023 von 971,5 Mio. Euro liegt. Vom Gewinn hat die Deka 300 Mio. Euro an die Sparkassen als Anteilseigner ausgeschüttet. Sie wies eine Kernkapitalquote von 19,8 Prozent auf, was über dem Branchenschnitt und regulatorischen Vorgaben liegt. Die bilanzielle Eigenkapitalrendite beträgt 13,9 Prozent.
Die übertroffene Gewinnprognose ist vor allem auf das boomende Privatkundengeschäft zurückzuführen, aus dem nach wie vor der größte Teil des Ertrages von 28,9 Mrd. Euro stammt. 2024 kamen 583.000 neue Wertpapier-Sparpläne hinzu, was etwa dem 2,6-fachen von 2023 entspricht. Damit verwaltet die Deka insgesamt 8,2 Millionen Sparpläne. Ein wichtiger Faktor seien die unter 30-Jährigen, auf die rund ein Drittel der neuen Sparpläne entfalle. „Gerade den jungen Menschen ist bewusst, dass sie privat für das Alter vorsorgen müssen“, sagt Deka-Vorstandsvorsitzender Georg Stocker. „Das Wertpapiersparen ist nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Das wirtschaftliche Ergebnis schafft „genügend finanziellen Spielraum für Investitionen – in Personal, neue Technologien und Digitalisierung“. Die Bank plant Investitionen in Technologien in Höhe von 500 Mio. Euro über fünf Jahre. „Wir investieren auch in Menschen“, betont Stocker und verweist auf die Einstellung von brutto 400 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.