Auf einen Schlag: Dieser brisante Krypto-Deal bringt Donald Trump 2 Mrd. Dollar

Über dieses Geschäft von Donald Trump erfährt die Öffentlichkeit erst jetzt. Im Zentrum dabei: die Firma World Liberty Financial des US-Präsidenten

Mai 11, 2025 - 16:30
 0
Auf einen Schlag: Dieser brisante Krypto-Deal bringt Donald Trump 2 Mrd. Dollar

Über dieses Geschäft von Donald Trump erfährt die Öffentlichkeit erst jetzt. Im Zentrum dabei: die Firma World Liberty Financial des US-Präsidenten

Die Details des Deals waren so brisant, dass es zwei Monate dauerte, bis die ganze Wahrheit ans Licht kam. Schon im März hatte die staatliche Investmentfirma MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verkündet, zwei Milliarden Dollar in die Kryptobörse Binance zu investieren. Eine Meldung, die zwar in der Fintech-Szene und der internationalen Finanzpresse für Wirbel sorgte: Schließlich handelte es sich um das erste institutionelle Investment in die größte Kryptobörse der Welt. Doch die Dimension des Deals wurde erst Anfang Mai klar.

Da ließen Zach Wittkoff, der Sohn des US-Sondergesandten für den Nahen Osten und die Ukraine, Steve Witkoff, und Donald Trumps zweitältester Sohn Eric, die Bombe platzen. Auf der Bühne einer Krypto-Konferenz in Dubai verkündeten sie vor einem brechend vollen Konferenzsaal: Für den Deal würde der emiratische KI-Staatsfonds den Stablecoin USD1 von Donald Trumps Krypto-Firma World Liberty Financial benutzen. 

Man kann nicht genug betonen, was die Ankündigung bedeutet. Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert konstant bleibt, weil sie an reale Vermögenswerte gekoppelt sind. Trumps USD1 ist nahezu vollständig durch US-Dollar und US-Staatsanleihen gedeckt. Durch den Deal bekommt Trumps Krypto-Firma also auf einen Schlag zwei Milliarden Dollar von einer ausländischen Regierung zugeschanzt, die sie anlegen und mit denen sie nahezu risikolos Zinsen in Millionenhöhe einstreichen kann. 

Wie kein anderer US-Präsident vor ihm hat Trump in seiner zweiten Amtszeit die US-Regierung zum Selbstbedienungsladen gemacht. Über Immobiliengeschäfte in Indien, Oman und anderswo konnte man sich schon vor seinem Amtsantritt auf klassischem Weg bei Trump einkaufen. Doch das mit Abstand größte Einfallstor für Bestechung und Selbstbereicherung des Präsidenten ist sein Krypto-Business. Es ist eine Einladung an Lobbyisten, Unternehmer und fremde Mächte, die US-Politik zu kaufen. Und mit dem Investment aus Abu Dhabi ist das keine theoretische Möglichkeit mehr, sondern Realität.

Auch Binance-Chef profitiert indirekt

Der US-Präsident und seine Familie kassieren 75 Prozent der Gewinne von World Liberty Financial – formal dafür, dass sie die Plattform bewerben. Als Gründer, Manager oder Werbefiguren der Firma verdienen nicht nur Trump und seine Söhne Don Junior, Eric und Barron mit. Sondern auch sein Golfbuddy Steve Witkoff und dessen Söhne Alex und Zach, sowie die zwielichtigen Unternehmer Zachary Folkman und Chase Herro, der sich selbst stolz den „Drecksack des Internets“ nennt. Indirekt profitiert durch den Deal auch Binance-Gründer Changpeng Zhao, der sich 2023 der Verletzung von Geldwäscheregeln schuldig bekannte, ins Gefängnis ging und 50 Mio. Dollar Strafe zahlte – neben den 4,3 Mrd. Dollar Ablass, die Binance zahlte. Er drängt derzeit bei der Trump-Administration auf Straferlass.

Noch ist keine konkrete Gegenleistung der Trump-Regierung für das Geld vom Golf zu beobachten. Aber die Gelegenheiten sind endlos. Ab Dienstag wird Trump auf offiziellem Staatsbesuch nach Saudi-Arabien, Qatar und in die VAE reisen. Im Gepäck hat er womöglich strategische KI-Partnerschaften, Genehmigungen für Chipexporte und neue Waffendeals für die Autokratien am Persischen Golf, den Trump auf dem Trip in „Arabischen Golf“ umbenennen will. In Dubai plant Trump zudem einen neuen Tower. 

Gut möglich also, dass sich die VAE mit dem Geld Trumps Wohlwollen für diese Entscheidungen sichern will. Zumal MGX-Chef Scheich Tahnoon bin Zaid al-Nahian – zugleich oberster Sicherheitsberater der VAE-Regierung und Bruder des VAE-Präsidenten – erst im März zu persönlichen Gesprächen mit Trump, Vizepräsident Vance, Außenminister Rubio und Wirtschaftsminister Bessent im Weißen Haus war. Und der US-Präsident erste Gefälligkeiten für Investments in sein Krypto-Business bereits verteilt hat.

Milliardär Justin Sun, einer der größten Investoren von Trumps World Liberty Financial, war wegen Marktmanipulation bis vor einem Jahr noch im Visier der Börsenaufsicht SEC. Nach Trumps Amtsantritt fror die Behörde die Ermittlungen ein und macht nun einen Deal mit Sun. Angesichts all dieser Interessenkonflikte ist ein Satz, den Zach Witkoff mit Blick auf die Milliarden aus Abu Dhabi sagte, besonders vielsagend: „Das ist erst der Anfang.“

„Sie stopfen Donald Trump die Taschen voll“

Neben der Krypto-Plattform Word Liberty Financial hat Trump noch einen zweiten Kanal geschaffen, über den man das Weiße Haus kaufen kann: Seinen Memecoin $Trump, eine Art Pseudo-Währung, die auf keinerlei realem Wert beruht außer dem unerschütterlichen Glauben der Trump-Fans an ihren Präsidenten, und die Trump zu 80 Prozent direkt gehört. Den 25 Trump-Jüngern, die bis zum 12. Mai die meisten Coins kaufen, winkt „die exklusivste Einladung der Welt“: ein privates Galadinner mit Trump sowie ein „ultra-exklusiver privater VIP-Empfang mit dem Präsidenten“ und eine Tour im Weißen Haus.

Geld hat in der US-Politik immer schon eine überragende Rolle gespielt und unzählige Skandale hervorgebracht. Doch nun geht es nicht mehr um heimliche Spenden an Wahlkampffonds oder zwielichtige Schattenfinanzierung von Parteien durch Großkonzerne oder Milliardäre. Auch die Interessenkonflikte aus Trumps erster Amtszeit – regelmäßige Übernachtungen fremder Diplomaten in seinen Hotels – verblassen vor dem, was er nun tut.

„Sie stopfen dem Präsidenten direkt die Taschen voll“, sagt Bharat Ramamurti, Ex-Vize-Chef des nationalen Wirtschaftsrats der Biden-Regierung, dem US-Sender NBC. „Das ist ein Austausch von Geld für Zugang zum Präsidenten, um womöglich einen Gefallen zu bekommen, der potenziell hunderte Millionen Dollar wert ist.“ 

Als er noch im Weißen Haus Wirtschaftspolitik machte, habe er jedes noch so kleine Geschenk von Besuchern aktenkundig machen müssen, sagt Ramamurti: „Auch wenn es vielleicht nur 25 Dollar wert war“. Heute könne der Präsident dagegen grenzenlos abkassieren durch die Vermögenswerte, die er selbst schafft. „Das ist eine neue Welt hinsichtlich der Ethik und jeglichem Verständnis davon, was legal ist und erlaubt in der US-Regierung“, warnt der Wirtschaftskorrespondent des Portals „Axios“ auf „NBC“.

Regulierung von Stablecoins

Im US-Kongress formiert sich Widerstand. Eigentlich sollte dort in der vergangenen Woche die erste umfassende Regulierung von Stablecoins verabschiedet werden – genau die Art Kryptowährung, in die nun zwei Milliarden Dollar aus den Emiraten fließen. Es wäre der erste große Erfolg für die Krypto-Lobby. Eigentlich hatte das sogenannte GENIUS-Gesetz auch die Unterstützung von zehn Demokraten, die nötig sind, um es im US-Senat durchzubringen. Doch nach Bekanntwerden vom Trumps Abu-Dhabi-Deal fiel es am Donnerstag bei der Abstimmung durch.

„Der größte Korruptionsskandal der modernen Geschichte spielt sich derzeit ab – und niemand nimmt Notiz davon“, warnte die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren Anfang dieser Woche. „Trump hat es möglich gemacht, präsidiale Gefälligkeiten wie Zollausnahmen, Begnadigungen und Regierungsposten mit Krypto-Zahlungen zu kaufen, von denen er und seine Familie direkt profitieren. Niemand muss darüber spekulieren, was passieren wird. All das geschieht nicht im Verborgenen. Sondern direkt vor den Augen der Öffentlichkeit.“

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.