Thierry Antinori: Qatar Airways: „Wir servieren Kaviar in der Business-Klasse“

Wer einen Flug bei Qatar Airways bucht, kann Luxus an Bord erwarten. Airline-Manager Thierry Antinori über Starlink-Internet an Bord, den deutschen Luftverkehrsmarkt und Familienbesuche in Damaskus

Mär 7, 2025 - 08:57
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Thierry Antinori: Qatar Airways: „Wir servieren Kaviar in der Business-Klasse“

Wer einen Flug bei Qatar Airways bucht, kann Luxus an Bord erwarten. Airline-Manager Thierry Antinori über Starlink-Internet an Bord, den deutschen Luftverkehrsmarkt und Familienbesuche in Damaskus

CAPITAL: Herr Antinori, Qatar Airways setzt im Wettbewerb mit anderen Airlines auf eine Luxusstrategie. Was gibt es an Bord Ihrer Flugzeuge, was ich anderswo nicht bekomme?
THIERRY ANTINORI: Sie können bei uns in der Business Class zum Beispiel Essen bestellen, wann immer sie wollen. Andere bieten das nur in der First Class an. Wir servieren auch Kaviar in der Business-Klasse auf bestimmten Strecken. Das macht ebenfalls keine andere Airline. Gerade sind wir außerdem dabei, unsere Langstreckenflotte aus Boeing 777 und Airbus 350 mit Starlink-Internet auszustatten. Bis heute sind es 30 unserer Flugzeuge, bis Ende des Jahren wird das bei allen unseren Maschinen so sein. Das wird ein echter Gamechanger. Ob Gaming, Netflix oder Videokonferenz – Sie können damit alles machen.

Sie fliegen fünf deutsche Städte an und haben gerade mehr Verbindungen zwischen Doha und Berlin angekündigt. Wie wichtig ist für Sie der deutsche Markt?
Deutschland ist für uns der Markt Nummer fünf in der Welt, in den letzten zehn Monaten hatten wir im Vergleich zum Vorjahr zwölf Prozent mehr Passagiere aus Deutschland. Ab Juli werden wir dreimal pro Tag von Berlin nach Doha fliegen. Trotz der Probleme ist die deutsche Wirtschaft stark im Vergleich zu anderen europäischen Staaten. Wir profitieren auch von der föderalistischen Struktur. Es ist nicht wie in Frankreich oder Großbritannien, wo die lokale Airline von Paris und London aus alles bedient. Neben Berlin gibt es auch Frankfurt, Hamburg, München und Düsseldorf. Früher waren die Deutschen vor den Chinesen immer die Weltmeister im Reisen. Das sind alles Faktoren, die uns helfen.

Spüren Sie die Folgen der Wirtschaftskrise in Deutschland? 
Die deutsche Wirtschaft hat überproportional gelitten und sie leidet weiterhin. Wir sind in Deutschland jetzt in etwa auf dem Niveau, das wir vor der Pandemie hatten. Wir nehmen uns ein größeres Stück von einem kleineren Kuchen. 

Werden Sie weitere Ziele in Deutschland anfliegen? 
Ein paar Destinationen sind auf dem Radar, aber dieses und auch nächstes Jahr wird sich da nichts bewegen. Denn für alle Flugzeuge, die wir in den nächsten zwei Jahren geliefert bekommen, haben wir schon andere Pläne. Erst einmal wird es also Wachstum auf bestehenden Strecken geben, also zum Beispiel viermal am Tag Berlin-Doha. 

Bevor Sie 2019 zu Qatar Airways kamen, waren Sie ab 2011 im Vorstand von Emirates. Beobachten Sie ein wachsendes Interesse deutscher Kunden an Flugzielen im Mittleren Osten?
Definitiv – schon seit 10, 15 Jahren. Wir sehen jedes Jahr zweistellige Wachstumsraten in den Besucherzahlen, auch durch die Fußball-WM in Katar ist das Interesse gestiegen.

Gleichzeitig gab es im Zusammenhang mit der WM viele Diskussionen über die politische Situation, zum Beispiel die Missachtung der Menschenrechte. Hat Ihnen das nicht geschadet? 
Nein. Am Ende haben die Leute ihre eigene Meinung. Aber bei uns kaufen sie ein Produkt. 

Welche Regionen sind wichtig für Sie und wie belasten die aktuellen geopolitischen Krisen Ihr Geschäft?
Europa steht für 35 Prozent unseres Umsatzes, Asien für 30 Prozent. Afrika entwickelt sich überproportional, in den USA fliegen wir zwölf Städte an. Das ist das Schöne: Wir sind nicht wie eine europäische Airline, die sehr abhängig von ihrem Heimatmarkt ist. Als ich bei Lufthansa war, kamen 60 Prozent des Umsatzes aus Deutschland. Bei Qatar Airways kommen nur zwölf Prozent aus Katar und der Rest aus dem Ausland. Was die Krisen betrifft: Wir können uns anpassen.

Was heißt das konkret?
Wir ändern unsere Routen ja nach Gefahrenlage, und manche geopolitischen Umbrüche bieten auch Chancen.

Haben Sie dafür ein Beispiel?
Schauen Sie nach Syrien. Das Land hat sich nach dem Sturz des Regimes geöffnet. Am 25. Dezember hatten wir eine Telefonkonferenz mit 60 Leuten, um zu planen. Wir haben ein Team nach Damaskus geschickt, zum Beispiel für die Sicherheitskontrollen. Am 7. Januar fand der erste Flug statt. Damit waren wir die erste internationale Airline, die wieder regelmäßige Verbindungen nach Damaskus angeboten hat. Nach fast 13 Jahren Pause. Jetzt fliegen wir zweimal täglich nach Damaskus. Interessanterweise gibt es viel Nachfrage aus Deutschland. Menschen, die im Krieg nach Deutschland geflüchtet sind, fliegen mit uns aus Hamburg oder Berlin über Doha nach Damaskus, weil sie ihre Familie wiedersehen wollen.