Strenge Regeln: Warum es für Entwickler schwierig sein kann, in den App-Store zu kommen
Der iOS App Store ist so etwas wie der exklusive Club der App-Welt. Eine riesige Bühne, Millionen potenzielle Nutzer – ein Marktplatz, auf dem mit der richtigen Idee viel Geld verdient werden kann. Doch Apple entscheidet, wer hineinkommt und die Hürden sind teils hoch. Manche Entwickler verbringen lange Zeit in der Warteschlange, nur um am […]

Der iOS App Store ist so etwas wie der exklusive Club der App-Welt. Eine riesige Bühne, Millionen potenzielle Nutzer – ein Marktplatz, auf dem mit der richtigen Idee viel Geld verdient werden kann. Doch Apple entscheidet, wer hineinkommt und die Hürden sind teils hoch.
Manche Entwickler verbringen lange Zeit in der Warteschlange, nur um am Ende doch abgelehnt zu werden, aber woran liegt das? Ist der Prozess wirklich so kompliziert, oder handelt es sich um eine gezielte Strategie, um die Kontrolle über das App-Ökosystem zu behalten?
Apples Philosophie: Qualität zuerst – koste es, was es wolle!
Apple sieht den App Store nicht als Marktplatz für alles und jeden, sondern als streng kontrollierten Raum. Sicherheit, Datenschutz, eine durchgängige Nutzererfahrung, all das steht über allem. Theoretisch gut, praktisch oft eine Herausforderung. Apple will den eigenen hohen Standard rund um iPhone, iPad, Mac und Co. wahren und duldet keine Abstriche.
Apps müssen reibungslos laufen, stürzt eine Anwendung ab oder ruckelt spürbar, bleibt die Tür zum App Store geschlossen. Auch Datenschutz ist ein Minenfeld und sobald eine App Nutzerdaten speichert oder überträgt, sind klare Angaben dazu Pflicht. Doch nicht nur technische Fehler sorgen für Ablehnungen, selbst ästhetische Details können problematisch werden. Wenn sich nicht an Apples Designprinzipien gehalten wird, kann man ebenfalls aussortiert werden. In Apples Welt gibt es keinen Platz für halbgare Lösungen, jede App muss sich nahtlos ins iOS-Ökosystem einfügen.
Wenn ein Glücksspielanbieter wie Jokerstar.de eine App in der App-Store bringen wollte, wäre dies datenschutztechnisch kein Problem. Doch auch für diese Art der Apps könnte sich der Prozess sehr lange ziehen, obwohl die Lizenz für das legale Glücksspiel in Deutschland vorhanden ist.
Besonders heikel wird es bei Geld, denn Apple verdient kräftig mit, wenn eine App digitale Inhalte verkauft und erlaubt keine Umwege. Alle Transaktionen müssen über das hauseigene Bezahlsystem Apple Pay laufen. Daran hat sich schon so manches Unternehmen die Zähne ausgebissen. Wer versucht, diese Regeln zu umgehen, riskiert nicht nur eine Ablehnung, sondern schlimmstenfalls eine Sperre des Entwicklerkontos.
Der Prüfprozess: Kein Automatismus, sondern ein Labyrinth
Die meisten Entwickler reichen ihre App ein und hoffen auf eine zügige Freigabe, doch zwischen Einreichung und Veröffentlichung liegt ein Prüfprozess, der nicht immer vorhersehbar ist. Manche Apps marschieren problemlos durch, andere bleiben an Details hängen, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen.
Zunächst wird die Anwendung automatisiert auf Sicherheitslücken und technische Schwächen gescannt. Danach übernehmen echte Menschen. Das klingt nach einer fairen Kontrolle, führt aber immer wieder zu Überraschungen. Manche Apps werden innerhalb eines Tages zugelassen, andere hängen wochenlang fest. Dabei gibt es keine Garantie, dass eine bereits genehmigte App nicht bei einem späteren Update plötzlich durchfällt.
Besonders bitter ist es, wenn Ablehnungsgründe vage formuliert sind. Dann heißt es „unzureichende Nutzererfahrung“ oder „nicht ausreichend Funktionalität“, was genau das bedeutet, bleibt manchmal unklar. Entwickler müssen dann in einer Art Blindflug Anpassungen vornehmen und erneut hoffen. In manchen Fällen liegt es schlicht an der Einschätzung eines Prüfers, ob eine App akzeptiert wird oder nicht.
Kosten und Gebühren: Der Eintrittspreis ist hoch
Nicht nur Zeit kostet die App-Veröffentlichung, sondern auch Geld. Die Mitgliedschaft im Apple Developer Program schlägt mit 99 US-Dollar pro Jahr zu Buche. Für etablierte Firmen kaum der Rede wert, doch für kleine Entwickler ein zusätzlicher Kostenpunkt. Wer eine App nur als Hobbyprojekt betreibt, könnte sich zweimal überlegen, ob sich dieser finanzielle Aufwand lohnt.
Richtig ins Gewicht fällt jedoch die Umsatzbeteiligung. Apple behält 30 % aller In-App-Verkäufe ein. Für Entwickler mit weniger als einer Million US-Dollar Jahresumsatz gilt eine reduzierte Gebühr von 15 %. Auch wenn diese Entlastung vielen hilft, bleibt der App Store ein teures Pflaster, vor allem für Apps, die mit Abonnements oder Mikrotransaktionen arbeiten. Viele Entwickler suchen deshalb nach alternativen Geschäftsmodellen, doch am Ende führt fast kein Weg an Apples Kasse vorbei.
Dazu kommen indirekte Kosten. Apple verlangt, dass Apps regelmäßig aktualisiert werden. Mit jeder neuen iOS-Version ändern sich die Anforderungen. Wer nicht dranbleibt, läuft Gefahr, dass seine App plötzlich nicht mehr den Richtlinien entspricht und aus dem Store verschwindet. Manchmal sind Anpassungen nur eine Kleinigkeit, doch in anderen Fällen kann das bedeuten, dass eine App komplett überarbeitet werden muss.
Warten, überarbeiten, erneut einreichen – der Prüfprozess ist oft ein Geduldsspiel!
Offiziell prüft Apple Apps innerhalb von 24 Stunden, doch diese Zahl ist mit Vorsicht zu genießen. Verzögerungen sind keine Seltenheit. Besonders bei kleineren Entwicklern oder neuen Apps kann sich der Prozess deutlich in die Länge ziehen.
Besonders problematisch sind Apps, die mit sensiblen Nutzerdaten arbeiten oder tief ins System eingreifen. Diese durchlaufen eine besonders strenge Kontrolle, die sich über Tage oder sogar Wochen hinziehen kann. In einigen Fällen müssen Apps mehrfach eingereicht werden, weil immer wieder neue Anpassungen erforderlich sind. Selbst kleine Änderungen können zu neuen Prüfzyklen führen, sodass sich der gesamte Prozess in eine scheinbar endlose Schleife verwandelt.
Eine Ablehnung ist für viele Entwickler ein herber Rückschlag und in manchen Fällen sind es klare technische Fehler, in anderen spielt Apple nach eigenen Regeln. Eine App kann als zu ähnlich zu bestehenden Anwendungen eingestuft werden oder nicht genug Mehrwert bieten, zumindest nach Apples Einschätzung. Besonders bei innovativen Konzepten kann es vorkommen, dass Apple schlicht nicht weiß, wie sie in die bestehenden Richtlinien passen.
Google Play als Alternative: Mehr Freiheit, weniger Kontrolle
Während Apple seinen Store eisern kontrolliert, geht Google einen anderen Weg. Android-Apps durchlaufen größtenteils automatisierte Prüfungen und sind oft innerhalb weniger Stunden online. Diese Offenheit erleichtert den Zugang für Entwickler erheblich.
Diese Freiheit bringt Vorteile, aber auch Risiken. Der Google Play Store hat eine deutlich niedrigere Hürde für neue Apps, was den Markt durchlässiger macht. Allerdings gibt es dort auch mehr minderwertige oder betrügerische Anwendungen. Während Apple durch seine strenge Kontrolle eine gewisse Qualität sichert, muss sich jeder Android-Nutzer stärker selbst schützen. Viele Entwickler stehen daher vor der Wahl, ob sie mehr Kontrolle oder einen schnelleren Markteintritt wollen.
Neue Gesetze könnten Apples System ins Wanken bringen
Lange Zeit hatte Apple freie Hand, doch der regulatorische Druck steigt. Besonders in der EU wird die Marktmacht des Unternehmens kritisch hinterfragt. Große Entwickler und Unternehmen haben bereits begonnen, rechtliche Schritte gegen Apples Geschäftsmodell einzuleiten.
Der Digital Markets Act könnte Apple dazu zwingen, alternative App-Stores auf iOS zuzulassen. Falls das passiert, hätte das tiefgreifende Auswirkungen auf den Markt. Auch die Umsatzbeteiligung von 30 % gerät zunehmend unter Beschuss. Große Unternehmen gehen bereits juristisch gegen die Regelung vor, mit ersten Erfolgen. Sollte sich das System ändern, könnte der App-Markt völlig neu geordnet werden.
Wer den App Store betreten will, muss Geduld, Kapital und eine ordentliche Portion Frustrationstoleranz mitbringen, doch wer es schafft, kann sich über eine Plattform freuen, die einen hohen Qualitätsstandard bietet. Die Frage ist nur, ob es den Aufwand wert ist?