Seat: „Wir sind in der Champions League angekommen“
Mit dem Raval will Cupra ab 2026 die E-Mobilität demokratisieren – Geschäftsführer Buk setzt auf Preisparität und fordert verlässliche Rahmenbedingungen. Der Beitrag Seat: „Wir sind in der Champions League angekommen“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Cupra und Seat haben in Deutschland ein starkes Jahr hinter sich – das macht Alexander Buk, Geschäftsführer der Seat/ Cupra Deutschland GmbH, im Interview mit Franz W. Rother für edison deutlich. Über 150.000 Neuzulassungen konnte das Unternehmen 2024 verbuchen, ein Plus von knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders bemerkenswert: Mehr als die Hälfte entfiel auf die junge Marke Cupra. Mit einem Marktanteil von 5,4 Prozent erreichte die Gruppe Platz sechs im deutschen Automarkt. Für Buk steht fest: „Es war alles in allem ein sehr erfolgreiches Jahr für uns.“ Dabei sei auch die Marke Seat nach einer Absatzdelle wieder in Schwung gekommen, was intern für viel Zufriedenheit gesorgt habe.
Dass Seat von manchen Marktbeobachtern bereits abgeschrieben wurde, sieht Buk gelassen. Für ihn bleibt die Marke eine tragende Säule innerhalb der Gruppe, besonders durch die Einstiegsmodelle Ibiza und Arona, die neue und junge Kundschaft ansprechen sollen. „Seat steht keineswegs auf einem Abstellgleis, ganz im Gegenteil. Cupra ist stark, weil Seat gut ist. Beide Marken ergänzen sich sehr gut“, erklärt er. Die strategische Verbindung beider Marken bildet laut Buk die Basis für den aktuellen Erfolg.
Cupra selbst hat seit seiner Gründung 2018 eine rasante Entwicklung genommen. Bereits im November 2023 hatte die Marke in Deutschland die Schwelle von 250.000 verkauften Fahrzeugen überschritten. Buk sieht dafür mehrere Gründe: „Wir haben offenbar den Puls der Zeit erwischt.“ Der bestehende Handel habe einen reibungslosen Einstieg ermöglicht, das Marketing sei mutig und auffällig gewesen, und durch den Zugriff auf die Konzernplattformen konnte schnell ein breites Modellportfolio aufgebaut werden. Inzwischen bietet Cupra sieben Modelle an. Entscheidend sei aber auch das Team hinter der Marke: „People make the brand.“
Grundsätzlich optimistisch in puncto Elektromobilität
In puncto Elektromobilität zeigt sich Buk grundsätzlich optimistisch, wenngleich er die derzeitigen Rahmenbedingungen in Deutschland kritisch sieht. Der Cupra Born, das erste vollelektrische Modell der Marke, kam im vergangenen Jahr auf 16.000 verkaufte Einheiten. Zwar sei das ein respektables Ergebnis, doch noch gebe es zu viele Unsicherheiten, die potenzielle Käufer abschrecken. „Wir brauchen eine stabile Förderung der Elektromobilität – zum Beispiel in Form von steuerlichen Vorteilen für alle sowie günstigere Strompreise.“ Nur so könne die notwendige Nachfrage angeregt werden. Positiv hebt er hervor, dass der Auftragsbestand sowohl für den Born als auch für den neuen Tavascan stabil sei. Letzterer werde aktuell zu einer Leasingrate ab 359 Euro angeboten – ein attraktiver Leasingfaktor von 0,7 bei einem Grundpreis von etwa 50.000 Euro. Das sei, so Buk, „schon auf einem ähnlichen Level wie bei den Verbrennern“. Preisparität sei ein zentraler Hebel, um die E-Mobilität voranzubringen, insbesondere da die meisten Kunden mittlerweile leasen und nicht mehr kaufen.
Als weiteres wichtiges Element in der Transformation sieht Buk Plug-in-Hybride, die derzeit in Deutschland wieder stärker nachgefragt werden. Diese Antriebsform sieht er als Brückentechnologie mit echtem Potenzial. Die neueste Generation der Cupra-PHEVs fährt bis zu 130 Kilometer rein elektrisch, lässt sich mit bis zu 50 kW laden und hat Serviceintervalle auf Verbrenner-Niveau. Hinzu komme der nach wie vor gültige Steuervorteil für gewerbliche Nutzer. Buk selbst fährt regelmäßig einen Plug-in-Hybriden, den er zuhause mit Solarstrom lädt. Für ihn ist das Fahrzeug besonders im Alltag unschlagbar: „Auf der Langstrecke sinkt der Benzinverbrauch auf unter 5 Liter – und das bei einer Leistung von 272 PS.“ Die heutige Plug-in-Technologie sei „extrem stark und verbrauchsgünstig“ und helfe, Menschen schrittweise an die vollelektrische Mobilität heranzuführen.
Mit Blick auf den Cupra Tavascan, der in China produziert wird, äußert sich Buk deutlich kritisch gegenüber den kürzlich eingeführten Strafzöllen der EU. Er warnt vor den Konsequenzen für die gesamte Branche und bezeichnet die Entscheidung als schwer nachvollziehbar, insbesondere im Vergleich zu anderen Importeuren. „Wir appellieren an die EU-Kommission und die chinesische Regierung, die laufenden Verhandlungen für eine politische Lösung konstruktiv fortzusetzen.“ Eine Verlagerung der Produktion nach Europa sei derzeit nicht geplant – und wäre ohnehin nicht kurzfristig realisierbar.
Hoffnungen auf Cupra Raval in 2026
Mehr Hoffnung setzt Buk auf den Cupra Raval, ein kompaktes Elektroauto, das ab 2026 aus Spanien kommen soll. Mit einem Einstiegspreis von rund 25.000 Euro solle das Modell helfen, die E-Mobilität „zu demokratisieren“. Der Raval sei mehr als nur ein günstiges Einstiegsmodell – Buk sieht darin ein echtes Statement: „Im Vergleich zum Wettbewerb wird er noch einige andere Vorteile bieten. Damit werden wir uns nicht verstecken müssen.“ Auf Nachfrage zur möglichen Einführung eines Cupra-Ablegers des VW ID.1 verweist Buk auf den Fokus auf die sogenannte „Electric Urban Car Family“, die gemeinsam mit weiteren Konzernmarken aus Spanien kommen wird. Seat werde im Bereich Elektromobilität ebenfalls weiterentwickelt, aber zum passenden Zeitpunkt.
Ein Facelift für den Cupra Born sei aktuell nicht angekündigt, doch Buk betont, wie zufrieden man mit der Resonanz auf das Modell sei. Eine Modellpflege werde zum geeigneten Zeitpunkt kommuniziert. Für das laufende Jahr sieht er in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die größte Herausforderung. Der deutsche Gesamtmarkt sei in den ersten drei Monaten um fünf Prozent geschrumpft, und die Verunsicherung beim Thema Elektromobilität halte an. Buk wünscht sich daher mehr Planungssicherheit, etwa in der Diskussion um das EU-weite Verbrennerverbot ab 2035. Trotz aller Unsicherheiten zeigt er sich kämpferisch: „Wir sind in der Champions League angekommen und müssen unsere Position dort verteidigen.“ Die Kombination aus Verbrennern, Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Modellen stimme ihn zuversichtlich, die aktuelle Marktlage gut bewältigen zu können.
Auch auf der kulturellen Ebene hat sich im Unternehmen einiges bewegt. Führungskräfte sind seit vergangenem Jahr dazu verpflichtet, auf elektrifizierte Dienstwagen umzusteigen – vorwiegend auf den Cupra Tavascan, ergänzt um ausgewählte Plug-in-Hybride. Buk selbst gibt offen zu, dass er anfangs skeptisch gegenüber der Elektromobilität war. Heute ist das anders: „Ich komme mit dem Tavascan locker vom Bodensee bis nach Weiterstadt, habe bei der Ankunft meist noch eine Restreichweite von über 100 Kilometer aufgrund eines durchschnittlichen Verbrauchs um die 19 kWh/100 km.“ Er fährt entspannter, mit moderater Geschwindigkeit um 120 km/h – und sagt überzeugt: „Ich bin begeistert von der Elektromobilität.“
Quelle: edison – „Ich bin begeistert von der Elektromobilität“
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