Rohmilch: Superfood oder gefährlicher Trend?

In sozialen Medien wird Rohmilch als Wundermittel gefeiert, das gesünder und natürlicher sei als herkömmliche Milch. Doch Gesundheitsexperten warnen eindringlich vor den Risiken: Unbehandelte Milch kann gefährliche Keime enthalten, die zu schweren Infektionen führen können – ein unterschätztes Risiko für alle, besonders für gefährdete Gruppen.Was früher Normalität war, erlebt heute ein Comeback – angefeuert durch Social Media und Influencer, die Rohmilch als neues Superfood preisen. Von glänzendem Haar über gestärkte Verdauung bis hin zur Vorbeugung von Krankheiten – die Versprechen sind vielfältig. Gleichzeitig warnen Gesundheitsexperten und Behörden mit Nachdruck vor dem Konsum von unbehandelter Rohmilch. Warum dieser Widerspruch? Und was steckt wirklich in der Milch, bevor sie verarbeitet wird? Was ist Rohmilch? Rohmilch ist definitionsgemäß Milch, die nicht wärmebehandelt wurde. Das unterscheidet sie grundlegend von der Milch, die Sie im Supermarkt finden. "Um schädliche Keime abzutöten, wird Milch aus dem Supermarkt nämlich erhitzt. Frischmilch wird bei 72 Grad pasteurisiert, H-Milch wird bei mindestens 135 Grad ultrahocherhitzt (UHT)", erklärt die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Was kann Rohmilch wirklich? Ein zentrales Argument der Rohmilch-Fans ist, dass durch das Erhitzen wichtige Nährstoffe verloren gehen. Doch Experten widersprechen dem: Der Unterschied zur pasteurisierten Milch sei marginal. "Lediglich ein kleiner Teil der wasserlöslichen Vitamine geht beim Erhitzen verloren", erklärt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Das Argument, Rohmilch enthalte gesunde probiotische Bakterien, ist laut BZfE wissenschaftlich nicht belegt – diese kommen natürlicherweise in Milch kaum oder gar nicht vor. "Die beiden wichtigsten Nährstoffe in Milch sind Kalzium und leicht verdauliches Eiweiß, die das Erhitzen unbeschadet überstehen." Fazit der Fachleute: Rohmilch ist signifikant kaum gesünder als pasteurisierte Milch.Ist ein Früchtemüsli ein gesundes Frühstück? Unser Test von 40 Produkten zeigt, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Wir kritisieren vor allem Pestizidrückstände, ein Schimmelpilzgift und zu viel Zucker. Gefährliche Keime: Das unterschätzte Risiko von unbehandelter Milch Der wahre Haken von Rohmilch liegt in einem ernsthaften Gesundheitsrisiko: Sie kann krankmachende Keime enthalten. Diese Mikroorganismen gelangen entweder direkt aus dem Euter des Tieres in die Milch oder durch mangelnde Hygiene beim Melken. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) warnt vor dem Verzehr von Rohmilch: Trotz umsichtiger Arbeit in der Landwirtschaft und sorgfältiger Behandlung zu Hause könnten sich in roher Milch immer krank machende Keime befinden. Ultrahocherhitzt oder pasteurisiert sei Kuhmilch sicherer, so die Behörde. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen rät: "Kochen Sie Rohmilch generell ab. Es genügt, die Milch 20 bis 30 Sekunden auf mindestens 72 Grad Celsius zu erhitzen. Sobald die Milch kleine Blasen schlägt und zu schäumen beginnt, nehmen Sie sie vom Herd." Zu den häufig in Rohmilch gefundenen Keimen gehören Salmonellen, Listerien, Escherichia coli (E. coli) und Campylobacter. Diese Keime können Lebensmittelinfektionen auslösen, die von leichten Durchfällen bis hin zu schweren, sogar lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen reichen können.Magenkrämpfe oder Erbrechen nach dem Essen können auf eine Lebensmittelinfektion oder -vergiftung hindeuten. Damit es gar nicht erst zu einer Infektion kommen kann, können Sie vorbeugen. ÖKO-TEST zeigt, was Sie beim Einkaufen und in der Küche beachten sollten.Wer sollte bei Rohmilch besonders vorsichtig sein? Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder, ältere und kranke Menschen, Schwangere oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Für Schwangere stellt insbesondere eine Infektion mit Listerien ein hohes Risiko dar, da sie Fehl- oder Totgeburten sowie schwere Erkrankungen beim Neugeborenen verursachen kann. Experten raten diesen Gruppen grundsätzlich vom Konsum nicht abgekochter Rohmilch ab. Aber auch gesunde Erwachsene gehen beim Trinken von unbehandelter Rohmilch ein erhöhtes Risiko ein, an einer Infektion zu erkranken. Auch wenn die Tiere gesund erscheinen und sorgfältig gemolken werden, können sich unerwünschte Bakterien in der Milch befinden. Bei Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung wurden in Deutschland in fast jeder zehnten Rohmilchprobe aus Zapfanlagen krankmachende Bakterien gefunden, teils sogar multiresistente Erreger.Käse enthält viel Calcium und Eiweiß – und ist deshalb für Schwangere eigentlich empfehlenswert. Bei einigen Käsesorten ist jedoch Vorsicht geboten. Sie können gefährliche Infektionen auslösen.Regeln in Deutschland: Woher bekomme ich Rohmilch und was muss ich beachten? Aufgrund der genannten Risiken ist die Abgabe von Rohmilch an Verbraucher in Deutschland streng geregelt und mit wenigen Ausnahmen verboten. Rohmilch darf von landwirtschaftlichen Betrieben nur unter bestimmten Auflagen direkt am Hof verkauft werden. Dabei m

Mai 15, 2025 - 16:04
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Rohmilch: Superfood oder gefährlicher Trend?

In sozialen Medien wird Rohmilch als Wundermittel gefeiert, das gesünder und natürlicher sei als herkömmliche Milch. Doch Gesundheitsexperten warnen eindringlich vor den Risiken: Unbehandelte Milch kann gefährliche Keime enthalten, die zu schweren Infektionen führen können – ein unterschätztes Risiko für alle, besonders für gefährdete Gruppen.

Was früher Normalität war, erlebt heute ein Comeback – angefeuert durch Social Media und Influencer, die Rohmilch als neues Superfood preisen. Von glänzendem Haar über gestärkte Verdauung bis hin zur Vorbeugung von Krankheiten – die Versprechen sind vielfältig.

Gleichzeitig warnen Gesundheitsexperten und Behörden mit Nachdruck vor dem Konsum von unbehandelter Rohmilch. Warum dieser Widerspruch? Und was steckt wirklich in der Milch, bevor sie verarbeitet wird?

Was ist Rohmilch?

Rohmilch ist definitionsgemäß Milch, die nicht wärmebehandelt wurde. Das unterscheidet sie grundlegend von der Milch, die Sie im Supermarkt finden.

"Um schädliche Keime abzutöten, wird Milch aus dem Supermarkt nämlich erhitzt. Frischmilch wird bei 72 Grad pasteurisiert, H-Milch wird bei mindestens 135 Grad ultrahocherhitzt (UHT)", erklärt die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Was kann Rohmilch wirklich?

Ein zentrales Argument der Rohmilch-Fans ist, dass durch das Erhitzen wichtige Nährstoffe verloren gehen. Doch Experten widersprechen dem: Der Unterschied zur pasteurisierten Milch sei marginal. "Lediglich ein kleiner Teil der wasserlöslichen Vitamine geht beim Erhitzen verloren", erklärt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).

Das Argument, Rohmilch enthalte gesunde probiotische Bakterien, ist laut BZfE wissenschaftlich nicht belegt – diese kommen natürlicherweise in Milch kaum oder gar nicht vor. "Die beiden wichtigsten Nährstoffe in Milch sind Kalzium und leicht verdauliches Eiweiß, die das Erhitzen unbeschadet überstehen."

Fazit der Fachleute: Rohmilch ist signifikant kaum gesünder als pasteurisierte Milch.

Ist ein Früchtemüsli ein gesundes Frühstück? Unser Test von 40 Produkten zeigt, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Wir kritisieren vor allem Pestizidrückstände, ein Schimmelpilzgift und zu viel Zucker. 

Gefährliche Keime: Das unterschätzte Risiko von unbehandelter Milch

Der wahre Haken von Rohmilch liegt in einem ernsthaften Gesundheitsrisiko: Sie kann krankmachende Keime enthalten.

Diese Mikroorganismen gelangen entweder direkt aus dem Euter des Tieres in die Milch oder durch mangelnde Hygiene beim Melken. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) warnt vor dem Verzehr von Rohmilch: Trotz umsichtiger Arbeit in der Landwirtschaft und sorgfältiger Behandlung zu Hause könnten sich in roher Milch immer krank machende Keime befinden. Ultrahocherhitzt oder pasteurisiert sei Kuhmilch sicherer, so die Behörde.

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen rät:

  • "Kochen Sie Rohmilch generell ab. Es genügt, die Milch 20 bis 30 Sekunden auf mindestens 72 Grad Celsius zu erhitzen. Sobald die Milch kleine Blasen schlägt und zu schäumen beginnt, nehmen Sie sie vom Herd."

Zu den häufig in Rohmilch gefundenen Keimen gehören Salmonellen, Listerien, Escherichia coli (E. coli) und Campylobacter. Diese Keime können Lebensmittelinfektionen auslösen, die von leichten Durchfällen bis hin zu schweren, sogar lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen reichen können.

Magenkrämpfe oder Erbrechen nach dem Essen können auf eine Lebensmittelinfektion oder -vergiftung hindeuten. Damit es gar nicht erst zu einer Infektion kommen kann, können Sie vorbeugen. ÖKO-TEST zeigt, was Sie beim Einkaufen und in der Küche beachten sollten.

Wer sollte bei Rohmilch besonders vorsichtig sein?

Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder, ältere und kranke Menschen, Schwangere oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Für Schwangere stellt insbesondere eine Infektion mit Listerien ein hohes Risiko dar, da sie Fehl- oder Totgeburten sowie schwere Erkrankungen beim Neugeborenen verursachen kann. Experten raten diesen Gruppen grundsätzlich vom Konsum nicht abgekochter Rohmilch ab.

Aber auch gesunde Erwachsene gehen beim Trinken von unbehandelter Rohmilch ein erhöhtes Risiko ein, an einer Infektion zu erkranken. Auch wenn die Tiere gesund erscheinen und sorgfältig gemolken werden, können sich unerwünschte Bakterien in der Milch befinden. Bei Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung wurden in Deutschland in fast jeder zehnten Rohmilchprobe aus Zapfanlagen krankmachende Bakterien gefunden, teils sogar multiresistente Erreger.

Käse enthält viel Calcium und Eiweiß – und ist deshalb für Schwangere eigentlich empfehlenswert. Bei einigen Käsesorten ist jedoch Vorsicht geboten. Sie können gefährliche Infektionen auslösen.

Regeln in Deutschland: Woher bekomme ich Rohmilch und was muss ich beachten?

Aufgrund der genannten Risiken ist die Abgabe von Rohmilch an Verbraucher in Deutschland streng geregelt und mit wenigen Ausnahmen verboten. Rohmilch darf von landwirtschaftlichen Betrieben nur unter bestimmten Auflagen direkt am Hof verkauft werden. Dabei muss die Milch sehr frisch sein und es müssen besondere Hygienevorschriften eingehalten werden.

Das Wichtigste: An der Verkaufsstelle muss ein gut sichtbarer Hinweis angebracht sein: "Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen". Diese Pflicht soll Verbraucherinnen und Verbraucher auf die notwendige Behandlung hinweisen.

Ist Vorzugsmilch eine gute Alternative?

    Bei "Vorzugsmilch", die im Handel erhältlich ist, handelt es sich ebenfalls um Rohmilch, die jedoch von Betrieben mit einer speziellen Genehmigung des Veterinäramts stammt und strengen Hygienevorschriften und Kontrollen unterliegt.

    Selbst Vorzugsmilch birgt laut BZfE aber ein Infektionsrisiko und ist daher – wie Rohmilch generell – ungeeignet für Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Auch Vorzugsmilch sollte vor dem Verzehr zur Sicherheit abgekocht werden.

    Haferflocken sind gesunde Sattmacher. Umso erfreulicher ist es, dass viele zarte Haferflocken in unserem Test mit "sehr gut" abschneiden. Es gibt jedoch auch Probleme: In einigen Produkten hat das Labor Schimmelpilzgifte und mehrere Pestizidrückstände nachgewiesen. 

    Rohmilch und Vogelgrippe (H5N1): eine neue Sorge?

    Eine aktuelle Sorge ist die mögliche Übertragung des Vogelgrippe-Virus H5N1 durch Rohmilch. Seit einem Ausbruch bei Milchkühen in den USA wurde das Virus auch in der Rohmilch infizierter Tiere nachgewiesen. Zwar ist bisher nicht eindeutig bewiesen, dass das Virus durch den Konsum von Rohmilch auf den Menschen übertragbar ist. Eine Studie zeigt jedoch, dass es über Milch von einer Tierart auf eine andere übertragen werden kann – was nach aktuellem Wissensstand auch beim Menschen möglich wäre.

    Die gute Nachricht: Erhitzen tötet das Vogelgrippevirus ab. Auch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC rät wegen des H5N1-Risikos vom Konsum von Rohmilch ab. In Deutschland wurden bisher keine Kühe mit H5N1 infiziert.

    Mit Material der dpa

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