Preoccupations – Ill at Ease
Schon der Albumtitel ist eine kleine Falle: Ill at Ease klingt nach innerer Unruhe, nach Druck, nach dem üblichen dystopischen Unwohlsein, das Preoccupations seit Jahren mit karger Konsequenz in Sound verwandeln. Umso überraschender, dass das fünfte Album der Band aus Calgary über weite Strecken so gelöst, fast beschwingt daherkommt, zumindest oberflächlich betrachtet. Ich muss allerdings […]

Schon der Albumtitel ist eine kleine Falle: Ill at Ease klingt nach innerer Unruhe, nach Druck, nach dem üblichen dystopischen Unwohlsein, das Preoccupations seit Jahren mit karger Konsequenz in Sound verwandeln.
Umso überraschender, dass das fünfte Album der Band aus Calgary über weite Strecken so gelöst, fast beschwingt daherkommt, zumindest oberflächlich betrachtet.
Ich muss allerdings zugeben: Ich brauchte eine Weile, um wirklich reinzukommen. Einige Stücke klingen beim ersten Hören merkwürdig entrückt – so, als hätte Sänger Matt Flegel seine Parts zunächst zu einem ganz anderen Instrumental eingesungen und die Band hätte das musikalische Fundament im Nachhinein komplett ausgetauscht. Es entsteht Reibung, die manchmal irritiert, aber auch reizt.
Gleich der Opener Focus startet mit wuchtigen Drums und einem Synth-Groove, der fast schon als tanzbar durchgehen könnte. In seinen helleren Momenten blitzen sogar minimale Referenzen an The B-52s auf. Und ja, da ist Melodie, da ist Energie, sogar so etwas wie Leichtigkeit .
Aber kaum kratzt man an der Oberfläche, geht’s wieder ans Eingemachte. „I’m doing my best / to forget everything that I know“ singt Flegel. Von Loslassen ist also ebenso die Rede wie von Selbstvorwürfen. Der Text ist Endzeitpoesie, die Musik aber täuscht darüber hinweg.
Mit Bastards und dem Titeltrack folgen zwei der eingängigsten Songs, die die Band je geschrieben hat: 80er-Flair, poppige Hooks, glasklare Produktion. Doch auch hier bleibt der Text voller Abgründe. „There’s nothing left here to enjoy / I think we’re ready for the asteroid“ ist eine dieser Zeilen, die hängen bleiben. Als würde man zu seinem eigenen Untergang tanzen, ironisch, schön, bitter.
Dann wird es eckiger: Retrograde und Panic brechen die Linie auf, mit übersteuerten Synths, schlingernden Rhythmen und nervöser Produktion. Andromeda bringt danach wieder Ordnung ins Chaos: hymnisch, mit sehnenden Gitarren und einem Sternenblick, der an die Weite denkt, statt an das Verderben.
Ill at Ease ist zugänglicher als frühere Alben, melodischer, strukturierter, aber nie harmlos. Preoccupations haben ihren Sound geöffnet, ohne ihre Haltung zu verlieren. Wer zuhört, erkennt: Das Unwohlsein steckt jetzt nicht mehr nur im Lärm, sondern in der Stille dazwischen.