Knusprs Plattform-Dilemma: Wenn der eigene Premium-Service zur zweitbesten Option wird
Günstiger bei der Konkurrenz? Knusprs Premium-Abo konkurriert jetzt mit dem halb so teuren Wolt+ – samt exklusiver Rabatte und 10 Prozent Nachlass auf Bestellungen. Warum der Lebensmittel-Lieferdienst damit die eigene Direktkundschaft kannibalisieren könnte. Der Beitrag Knusprs Plattform-Dilemma: Wenn der eigene Premium-Service zur zweitbesten Option wird erschien zuerst auf Supermarktblog.

Inwiefern ist die App-Experience eigentlich Teil der Knuspr-Experience?“, hat Jochen Krisch bei Exciting Commerce vor anderthalb Wochen anlässlich der Nachricht gefragt, dass sich Knuspr-Einkäufe inzwischen auch über die Plattformen von Amazon und Wolt bestellen lassen (siehe Supermarktblog).
Aus Sicht der Rohlik-Tochter ist die Antwort natürlich ganz einfach: In München und Prag würde man vermutlich argumentieren, dass nur Knuspr-Direkt-Nutzer:innen in den vollständigen Genuss aller Vorteile kommen.
Zum Beispiel Familien, die (kostenlos) im „Hörnchen-Club“ Mitglied werden und dann bestimmte Artikel (Lebensmittel, Windeln & weitere Babyartikel) zu günstigeren Preisen erhalten als andere sowie werktags Kostenlos-Lieferungen bis 17 Uhr. Wer zusätzlich 10 Euro im Monat zahlt und Premium-Kund:in wird, kriegt weitere ausgewählte Artikel mit 20 Prozent Rabatt, eine kostenlose Zustellung im 15-Minuten-Zeitfenster (theoretisch) und darf viermal im Monat auch kleine Einkäufe ohne Mindestbestellwert ordern („Die Königsklasse des Einkaufens“).
Aber spätestens seit der Wolt-Partnerschaft ist das alles nicht mehr so einfach.
Günstiger als über die eigene App
Einerseits ist zwar richtig, dass Premium- und Hörnchen-Club-Vergünstigungen potenziellen Knuspr-Nutzer:innen auf Wolt vorenthalten bleiben. Die wöchentlich wechselnden Sonderpreise auf ausgewählte Artikel sind aber, wenn ich das richtig gesehen habe, auf beiden Kanälen gleich. Zur Wahrheit gehört außerdem, dass Wolt derzeit eine Menge unternimmt, um Bestellungen über die eigene Plattform zu pushen. Dazu gehören aktuell:
- 10 Euro Rabatt für Knuspr-Einkäufe bis zum 15. April (oder bis das Höchstlimit für Werbeaktionen erreicht ist)
- 3,50 Euro Rabatt auf Lieferkosten (bis zum 31. Januar 2030!)
- sowie „Exklusive Wolt-Deals“

Letztere bestehen aus Preisnachlässen für bestimmte Artikel, derzeit u.a. Hass Avocado, lokale Berliner Produkte (Knalle Popcorn, Paolella Büffelmozzarella, Märkisches Landbrot Bio Mailänder) sowie 25 Prozent Rabatt auf ausgewählte Biermarken in der Kiste (Beck’s, Berliner Kindl, Radeberger, Krombacher).
Wer diese Artikel direkt bei Knuspr bestellt, zahlt – auch als Premium-Kunde – zum Teil deutlich mehr (17,49 Euro statt 13,17 Euro für den Kasten Radeberger, 7,99 Euro statt 5,99 Euro für den Büffelmozzarella).
10 Rabatt fürs Bestelleinkaufen
Ausgerechnet Knuspr, das so viel Wert auf seine eigene App-Experience legt, hat nun teilweise bessere Deals über Fremdplattformen?
Oder handelt es sich bloß um begrenzt verfügbare Lockangebote? (Während Deal-Artikel auf Wolt gestern Abend z.T. ausverkauft waren, konnten sie in der Knuspr-App noch bestellt werden.)
Dazu kommt, dass Wolt derzeit auch sein eigenes Abo-Modell Wolt+ für monatlich 4,99 Euro stark zu pushen versucht und in diesem Zuge u.a. „10% Rabatt auf Artikel aus Supermärkten und Shops“ verspricht (bis zu 10 Euro), auch für Knuspr. Das Angebot ist gültig bis September 2025 (oder bis das Höchstlimit…, Sie wissen schon).

Die allgemeinen Wolt-Rabatte dürften mehrheitlich eigenfinanziert sein, um sich weiter im Markt zu etablieren und regelmäßigere Bestellungen bei den Nutzer:innen zu forcieren; möglich wäre auch, dass sich Knuspr an den Kosten für die „Exklusiven Wolt-Deals“ entweder beteiligt oder sie selbst übernimmt, um auf die Plattform zu kommen.
Königliche Kund:innenbindung
Als regelmäßige:r Knuspr-Kund:in wird man derzeit in jedem Fall geradezu dazu verleitet, zu prüfen, welche Bestellweise die günstigere für einen selbst ist:
- Das originäre Knuspr-Premium-Modell für 10 Euro monatlich, bei dem Vergünstigungen artikelbezogen sind und sich regelmäßig ändern, während die Zustellung im 15-Minuten-Zeitfenster nach wie vor nur sehr hakelig funktioniert (siehe Supermarktblog);
- oder Wolt+ als Alternative für 5 Euro monatlich, die man derzeit bereits nach einer einzigen Bestellung von 50 Euro durch die 10 Prozent Rabatt wieder raus hat – und Einkäufe darüber weiter rabattiert kriegt, und zwar: auf Produkte eigener Wahl und (wie der Kund:innenservice) auf Nachfrage bestätigt: bei jedem Einkauf aufs Neue. Plus: „exklusive Wolt-Deals“ und null Lieferkosten auf andere Bestellungen via Wolt.
Es sieht ein bisschen so aus, als hätte die Rohlik-Tochter bei ihrer Expansionsstrategie übersehen, dass sie bei einer wachsenden Zahl an Partnerschaften womöglich gar nicht mehr selbst das königlichste Bindungsprogramm für die eigenen Kund:innen anzubieten hat.
Warenkorb-Hakeleien bei Wolt
Was schon deshalb kurios ist, weil die Partner die Nutzung ihrer Plattform ja mittels Kommission in Rechnung stellen werden, Knuspr mit Partnerkund:innen also im Zweifel weniger verdienen wird als mit solchen, die man über eigene Kanäle erreicht.
Ein bisschen kann man in München von Glück sagen, dass das Bestellen größerer Warenkörbe über Wolt derzeit nur eingeschränkt Freude macht. Weil sich nämlich (wenn ich nichts übersehen habe) Produkte nicht explizit für den vereinfachten Wiederkauf merken lassen und immer neu aus dem Angebot herausgesucht werden müssen. (Eine Abkürzung ist nach der Erstbestellung zumindest über „Kürzlich gekaufte Artikel“ möglich.)
Außerdem fliegt regelmäßig alles aus dem vorbereiten Warenkorb, wenn’s gerade nicht mehr verfügbar ist.

Und dann kommt natürlich hinzu, dass Wolt mit seinen eigenen Wolt Markets (siehe Supermarktblog) längst ein ganz passables Alternativangebot für den Lebensmitteleinkauf in petto hat – mit denselben Rabatten, guten Lieferkonditionen (siehe Supermarktblog) und noch dazu: teilweise günstigeren Preisen, u.a. für Alnatura-Bio-Produkte, die bei Knuspr in der Regel 10 Cent mehr kosten.
Nur noch Zulieferer für Tech-Plattformen?
Die schöne neue Welt, in der alle mit allen kooperieren, ist in jedem Fall komplex – und Knuspr täte vermutlich gut daran, sich bei aller Kooperationsfreude zwischendurch darauf zu besinnen, wie man den Direktkund:innen ein möglichst attraktives Angebot macht, anstatt sie rüber zur Plattformkonkurrenz zu schicken.
In jedem Fall muss die Rohlik-Tochter aufpassen, nicht zum reinen Zulieferer für Tech-Plattformen zu werden, während die eigene App an Relevanz verliert.
Was hat für Knuspr Priorität? Zügig Marktanteile zu gewinnen und für Auslastung zu sorgen oder ein Stammgeschäft mit profitablen Direktkund:innen aufzubauen? Die aktuelle Strategie lässt zumindest Zweifel aufkommen, ob beides gleichzeitig funktionieren kann.
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