Immobilien: Teure Grundsteuer: Hier ist die Mehrbelastung besonders stark
Die neue Grundsteuer sollte aufkommensneutral sein. Doch Auswertungen zeigen, dass viele Eigentümer seit 2025 mehr zahlen müssen als vorher – vor allem in manchen Bundesländern

Die neue Grundsteuer sollte aufkommensneutral sein. Doch Auswertungen zeigen, dass viele Eigentümer seit 2025 mehr zahlen müssen als vorher – vor allem in manchen Bundesländern
Am 15. Mai ist die neue Grundsteuer wieder fällig, dann zum zweiten Mal nach Einführung der Reform. Eigentümerinnen und Eigentümer müssen die Grundsteuer viermal pro Jahr zahlen: immer am 15. Februar, 15. Mai, 15. August und 15. November. Wer alles in einem Rutsch überweist, macht das in der Regel zum 1. Juli jeden Jahres.
Weniger eindeutig als die Zahlungstermine war bisher, wie viel mehr oder weniger Grundsteuer Eigentümer zahlen müssen. Der damals zuständige Ex-Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sprach immer davon, dass die Reform „aufkommensneutral“ sein sollte, der Staat damit insgesamt also nicht mehr einnehmen werde als vorher. Doch zwei Auswertungen zeigen, dass es zu Erhöhungen für viele gekommen ist – was Kritiker darauf schließen lässt, dass der Staat mit der Reform durchaus Geld verdient.
74 Prozent müssen mehr bezahlen bei der Grundsteuer
Der Eigentümerverband Haus & Grund hat in einer Auswertung 1999 Grundstücke bundesweit betrachtet. Ergebnis: Die Grundsteuer stieg bei 74 Prozent der untersuchten Fälle an, bei fünf Prozent blieb sie nahezu gleich hoch. Für 21 Prozent sank die Grundsteuer, und zwar im Durchschnitt um 22 Prozent. Die Untersuchung ist zwar nicht repräsentativ, weil größtenteils Mitglieder von Haus & Grund befragt wurden. Der Lobbyverband hatte im Frühjahr seine privaten Immobilieneigentümer per Online-Umfrage dazu aufgerufen, Daten zu Grundsteuerhöhe, Hebesatz und Gebäudeart anzugeben.
Die Zahlen decken sich aber in etwa mit denen einer anderen Untersuchung. Laut einer Umfrage unter Nutzern der Wiso-Steuersoftware von Buhl Data, über die zuerst der „Spiegel“ berichtete, zahlen zwei Drittel der Eigentümer mehr als zuvor. Für 26,7 Prozent wurde es günstiger, bei 6,8 Prozent der 46.000 Befragten blieb die Steuerhöhe gleich. Demnach empfinden 47,8 Prozent der Befragten die Reform als ungerecht. 24 Prozent sind damit einverstanden, 28,2 Prozent hatten dazu keine Meinung.
Laut Haus & Grund zahlen Immobilienbesitzerinnen und -besitzer 2025 im Median 654 Euro Grundsteuer – im Gegensatz zu 390 Euro im Jahr 2024. Median bedeutet, dass 50 Prozent der Eigentümer mehr und die andere Hälfte weniger zahlt. Die Werte variieren stark – von etwa 100 Euro Grundsteuer pro Jahr in den unteren zehn Prozent bis hin zu über 4500 Euro in der Spitze. Das betrifft auch Mieter, denn Vermieter können die Grundsteuer auf sie umlegen.
Grundsteuer 2025: Höhe je nach Modell unterschiedlich
Interessant ist, dass sich die Höhe der Grundsteuer je nach Grundsteuermodell unterscheidet. Das sogenannte Bundesmodell bedeutet laut Haus & Grund die geringsten Erhöhungen für Eigentümer. Es gilt in Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und leicht abgewandelt in Saarland und Sachsen. Im Durchschnitt werden jährlich rund 807 Euro Grundsteuer fällig. Im bayerischen Flächenmodell sind es 847 Euro. Das Flächen-Faktor-Modell in Hessen beziehungsweise das Flächen-Lage-Modell in Niedersachsen orientieren sich stark an Bayern. Das Bodenwertmodell von Baden-Württemberg bringt Eigentümern eine Grundsteuer von im Schnitt 848 Euro.
Für das Wohnlagenmodell in Hamburg gibt Haus & Grund keine Grundsteuerhöhe an. Laut Hamburger Finanzbehörde soll die Reform aber nahezu aufkommensneutral durchgeführt worden sein. „Beim Vorher-Nachher-Vergleich können wir auf Basis von rund 410.000 betrachteten Fällen feststellen, dass knapp über 50 Prozent der Steuerpflichtigen weniger belastet werden, knapp unter 50 Prozent erfahren zukünftig eine Mehrbelastung“, so Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).
Auch die Immobilie spielt eine Rolle bei der Grundsteuerhöhe. Ausgenommen ist jedoch Baden-Württemberg, wo nur das Grundstück bewertet wird. Für Ein- und Zweifamilienhäuser liegt der durchschnittliche Steuerbetrag 2025 laut Haus & Grund bei 747 Euro, 2024 waren es nur 463 Euro. Für Mehrfamilienhäuser zahlen die befragten Eigentümer jetzt 1370 Euro (2024: 834 Euro). Eigentümer einer Wohnung kommen vergleichsweise günstig weg, sie zahlen im Schnitt 316 Euro (2024: 285 Euro).