Eine kleine Wochenschau | KW08/2025: Und dann ist er weg (Teil 2)
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal. The post Eine kleine Wochenschau | KW08/2025: Und dann ist er weg (Teil 2) first appeared on .

19. Februar 2025, Berlin
Heute ist Tag der Minzschokolade.
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Die letzten beiden Tage verbrachten der Sohn und N. noch in Frankfurt bei dem Bruder meiner Frau und seinem Mann, gestern Abend flogen sie nach Bangkok. Dort sind es 31 Grad, was 42 Grad mehr als in Berlin ist. Damit ist die Reise jetzt schon ein voller Erfolg.
Übersetzt heißt Bangkok „Ort am großen Fluss mit vielen Bäumen“. In diesem Sinne ist Berlin „Ort am großen Fluss mit vielen unfreundlichen Menschen“.
Um die Daheimgebliebenen über ihren Asien-Trip auf dem Laufenden zu halten, haben der Sohn und N. eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Diese besteht aus einer sehr diversen Mischung aus Großeltern, Eltern, Geschwistern, der Freundin von N. und dem Judotrainer des Sohns. Vermutlich haben sie noch eine weitere Gruppe für ihre Kumpels mit unzensierten Informationen.
Abends posten sie ein Bild ihres Essens. Hühnchen mit Reis, dazu frisch gepresster Mangosaft. Für insgesamt vier Euro. Als würde das nicht schon genügend Neid erzeugen, sitzen die beiden auch noch in T-Shirts und kurzen Hosen am Tisch. Vielleicht mute ich die Gruppe für die nächsten zwei Monate.
20. Februar 2025, Berlin
Mutter hat heute Geburtstag. Genauso wie Rihanna, Jan Delay, Cindy Crawford, Charles Barkley, Stefan Waggershausen, leider auch Alexander Gauland, Jasna Fritzi Bauer sowie Kurt Cobain, Sidney Portier und Heinz Erhardt, wobei die letzten drei nicht mehr leben.
Ein beeindruckende Reihe von Prominenten. Da kann ich nicht mithalten. Die berühmteste Person, mit der ich das Geburtsdatum teile, ist Benito Mussolini.
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Laut Spiegel Online hat die NASA berechnet, dass der Asteroid 2024 YR 4 mit einer Wahrscheinlichkeit von 3,1 Prozent am 22. Dezember 2032 auf der Erde einschlagen wird. Die dabei freigesetzte Energie entspräche 500 Hiroshima-Atombomben. Das würde in einem Umkreis von zehn Kilometern alles zertrümmern, reiche aber nicht aus, um die komplette Menschheit auszulöschen. Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Lage ist das fast schon zu bedauern.
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Jedwede Befürchtungen unsererseits, der Sohn und N. könnten auf ihrer Reise unvernünftige Dinge machen, wie sie junge Menschen mit Testosteronüberschuss zu tun pflegen – zum Beispiel mit verbundenen Augen Mofa fahren oder Bungee-Jumping mit einem Hanf-Seil praktizieren – erweisen sich bisher als unbegründet. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit Essen.
Zumindest lassen das die Fotos vermuten, die sie regelmäßig posten. Von Food Markets, Supermärkten, Straßenständen und Imbissläden. Von meterweise Auslagen mit geschnittenem Obst wie Ananas, Äpfel, Mangos, Pitaya, Melonen sowie exotischen Früchten, die ich noch nie gesehen habe. Alles geschnitten, verpackt und direkt verzehrfertig. Dazu immer wieder riesige Becher mit Smoothies in hellgrün, gelb, pink oder lila. Die größte Gefahr, der die beiden ausgesetzt sind, ist wahrscheinlich ein Vitaminschock, weil ihre Körper den Verzehr von so viel Obst nicht gewohnt sind.
Etwas Verrücktes machen sie abends doch noch: Frittierten Skorpion am Stiel essen. Dabei schauen sie etwas besorgt, weil ihnen nicht ganz klar ist, ob sie das ganze Tier unbedenklich verzehren können. Der Verkäufer hat ihnen das zwar erklärt, aber nur in schlechtem Englisch und halb auf thailändisch. Da kann es schon zu ein wenig „lost in translation“ kommen, was beim Verspeisen eines giftigen Arachniden nicht besonders erstrebenswert ist.
Ihr kulinarische Urteil fällt eher so mittel aus. Hart und salzig. Oder wie der Sohn sagt: „Das wird gar nicht weniger im Mund.“ Wenn ich ihre Gesichtsausdrücke richtig deute, wird frittierter Skorpion nicht zu einem festen Bestandteil ihres Speiseplans.
21. Februar 2025, Berlin
Neue Bilder in der Asien-Gruppe: Von einer Roof-Top-Bar, in der die beiden Jungs zum Abendessen waren, wo du selbst auf der Toilette einen Blick über Bangkok hast. Aber nur beim Händewaschen, nicht von den Pissoirs aus. Da sollen sich die Herren darauf konzentrieren, die Schüssel zu treffen. Was vielen schon ohne Panoramablick über Großstädte Schwierigkeiten bereitet.
Anschließend wollten die beiden noch einen Markt besuchen. Weil ihnen die 40 Minuten Wartezeit auf ein Bolt zu lang war, gingen sie unter Mithilfe von Google Maps zu Fuß. Was sich als mittelmäßig gute Idee entpuppte, denn plötzlich fanden sie sich in einem Armenviertel wieder, mit improvisierten, selbstgebauten Hütten und Zelten direkt an Bahngleisen. Wo die Menschen nicht so freundlich schauten wie die Verkäufer*innen in den Einkaufsstraßen, die Essen, Getränke und Andenken verkaufen wollen, sondern vom Leben gezeichnet sind und auf Touristen nicht besonders viel Bock haben.
Das erinnert mich daran, wie ich 2010 beruflich in Moskau war. Dort hatten wir einen Termin in einem Restaurant und fragten die Rezeptionistin unseres Hotels, wie weit das entfernt sei und ob wir da zu Fuß hinlaufen könnten. Die Frau schaute uns an, als ob wir geistesgestört sind, und bestellte wortlos ein Taxi.
Dem Sohn und N. passiert auf ihrem Fußmarsch nichts und sie erreichen ihre Unterkunft wohlbehalten. Meine Frau meint, vielleicht sei das gar nicht so schlecht, in so einer großen Stadt auch mal das wahre Leben zu sehen, abseits der touristischen, instagrammigen Orte. Der Sohn stimmt ihr zu, meint aber trotzdem, man müsse so etwas nicht nochmal machen. (Was wir als Eltern prinzipiell begrüßen.)
22. Februar 2025, Berlin
Während wir geschlafen haben, sind der Sohn und N. weiter nach Koh Samui gereist. Der zweitgrößten Insel Thailands, die mit weißen Stränden, türkisblauem Meer und Schatten spendenden Palmen klischeehaft idyllisch aussieht.
Ihr Flieger startete um 7.12 Uhr (Ortszeit) und wie vernünftige, vorausschauend planende Erwachsene waren sie bereits um kurz nach fünf am Flughafen, damit sie ausreichend Zeit für ein entspanntes Einchecken haben. Dieser Puffer erwies sich als recht hilfreich, denn an der Tafel mit den Abflugzeiten fanden sie ihren Flug nicht. Was daran lag, dass sie am falschen Airport waren. Am internationalen Airport Bangkok-Suvarnabhumi und nicht am Don Mueang für Inlands- und innerasiatische Flüge.
Sie erreichten gerade noch rechtzeitig ihren Flug und schon ein paar Stunden später schickten sie Fotos vom Strand. (Caption „Jetzt sind wir im Paradies“) Auf einem der Bilder liegt der Sohn auf einer Matratze und lässt sich von einer Mitte-50-jährigen Thailänderin massieren. Das muss dieses „Sex, Drugs and Rock ‘n Roll“ der Generation Z sein.
23. Februar 2025, Berlin
Heutiges Tagesprogramm: vormittags laufen, mittags wählen, um 18 Uhr die erste Hochrechnung checken. Anschließend vier Jahre lang keine Nachrichten schauen.
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