Die besten Value-Fonds im Fokus: 3 Siegerstrategien unter der Lupe
Value-Fonds – Ladenhüter von gestern? Von wegen! Während die Tech-Giganten mit ihren KI-Träumen taumeln, feiern 3 Underdog-Strategien ein spektakuläres Comeback. Doch Vorsicht: Hinter den Traumrenditen lauern Volatilitätsmonster und relativ hohe Gebühren von bis zu 2 Prozent. Stehen wir vor einer Renaissance der „Old Economy“? Oder ist es nur das letzte Aufbäumen einer sterbenden Anlagestrategie? Ein […] Der Beitrag Die besten Value-Fonds im Fokus: 3 Siegerstrategien unter der Lupe erschien zuerst auf ftd.de.


Renaissance der „Old Economy“: Klassische Industrie profitiert von aktuellen Trends. (KI-Foto: Freepik, dasun404malaka)
Value-Fonds – Ladenhüter von gestern? Von wegen! Während die Tech-Giganten mit ihren KI-Träumen taumeln, feiern 3 Underdog-Strategien ein spektakuläres Comeback. Doch Vorsicht: Hinter den Traumrenditen lauern Volatilitätsmonster und relativ hohe Gebühren von bis zu 2 Prozent.
Stehen wir vor einer Renaissance der „Old Economy“? Oder ist es nur das letzte Aufbäumen einer sterbenden Anlagestrategie? Ein Blick in die Tresore der Value-Rebellen.
„Buy and hold“ mit Schmerzgrenze – aus der Asche der Finanzkrise
Der Long Term Investment Fund (SIA) Classic (ISIN: LU0244071956) ist ein Lehrstück in Sachen Börsenresilienz. Mit einer 5-Jahres-Performance von plus 163 Prozent steht der Fonds aktuell an der Spitze der globalen Aktienfonds – doch der Weg dorthin war geprägt von Lehrgeld und Anpassung. Nach einem Absturz von 67 Prozent während der Finanzkrise 2008 zog das Team um Alexander Rauchenstein, Jose Carlos Jarillo und Marcos Hernandez die Notbremse. Statt sich weiter auf zyklische Werte zu verlassen, diversifizierte der Fonds branchenübergreifend und reduzierte Risikofaktoren systematisch.
Heute umfasst das Portfolio 37 Positionen mit Schwerpunkt auf Konsumgütern (28,9 Prozent), Gesundheit (12,5 Prozent) und Energie (11,4 Prozent). Tech-Titel sucht man fast vergebens – bis auf ASML, das „mit einem Burggraben aus Halbleiterpatenten als Ausnahme gilt. Top-Holdings wie ISS, Grifols und Reckitt Benckiser spiegeln den Fokus auf stabile Cashflows und unternehmerische Substanz wider.
Doch der Erfolg hat einen Preis: Die *Volatilität liegt bei 18,61 Prozent über 5 Jahre, und die Konzentration auf wenige Titel bleibt ein Wagnis. Dennoch überzeugt der Fonds mit einer jährlichen Rendite von 8,6 Prozent seit Auflegung im Jahr 2002 – ein Beleg dafür, dass Value-Investing mit Disziplin und Anpassungsfähigkeit langfristig siegen kann.
Der Anti-Tech-Alleskönner – warum US-Aktien keine Selbstläufer sind
Alessandro Dicorrado, seit 2016 Manager des Ninety One Global Value Equity Fund (ISIN: LU0696274553), setzt auf eine Mischung aus Contrarian-Strategie und globaler Streuung. Mit plus 145 Prozent in 5 Jahren deklassierte der Fonds den MSCI World – das Geheimnis liegt in der Untergewichtung der USA (32 Prozent) und der Fokussierung auf unterbewertete Märkte wie Großbritannien (29 Prozent) und Europa (23 Prozent).
Dicorrados Skepsis gegenüber US-Bewertungen ist programmatisch: „Die zyklisch bereinigte Prämie US-amerikanischer Aktien liegt nahe einem 40-Jahres-Hoch“ . Statt in überhitzte Tech-Giganten setzt er auf Nischenplayer wie den brasilianischen Börsenbetreiber B3 Brazil Bolsa Balcao oder den britischen Motorenbauer Rolls-Royce. Selbst Meta Platforms landet im Portfolio – nicht als Growth-Wette, sondern als Value-Kandidat mit unterschätztem Werbepotenzial.
Der Fonds, 2011 aufgelegt, beweist: Value-Strategien können auch in Growth-dominierten Märkten punkten – vorausgesetzt, man traut sich, gegen den Strom zu schwimmen. Doch die TER von 2,00 Prozent erinnert daran, dass aktives Management seinen Preis hat.
Renaissance der Old Economy mit Infrastruktur-Boom und Zollpolitik
Der Fidelity Global Industrials (ISIN: LU0114722902) ist kein reiner Value-Fonds, doch er profitiert wie kaum ein anderer von den Makrotrends unserer Zeit: Infrastruktur-Offensiven, Reshoring und Handelskriege. Manager Ashish Bhardwaj, seit 2015 am Steuer, setzt auf einen Mix aus Schwerindustrie (ExxonMobil), Transport (Union Pacific) und Rüstung (Rolls-Royce) – und kassierte damit plus 135 Prozent in 5 Jahren.
Bhardwajs Strategie ist so simpel wie effektiv: Er jagt Unternehmen mit „Preissetzungsmacht“ in Sektoren, die selbst in Krisen unverzichtbar bleiben. Aktuell profitiert der Fonds von Bidens 1-Billionen-Dollar-Infrastrukturpaket und Trumps drohenden Universalzöllen, die heimische Industrien begünstigen. Selbst die Energiekrise nutzte er als Chance, um in europäische Stahlwerke und US-Rüstungstitel einzusteigen.
Doch Vorsicht: Der Industriesektor bleibt zyklisch. Die Volatilität von 18,61 Prozent zeigt auch bei diesem Fonds, dass hier Risiken lauern – etwa Lieferketten-Engpässe oder Rohstoffpreisschocks. Dennoch ist der Fonds mit einer 20-Jahres-Performance von 360 Prozent ein Beweis: Old Economy kann rocken, wenn man sie richtig spielt.
Fazit: Value ist kein Dogma, sondern ein Chamäleon
Diese 3 Fonds zeigen: Value-Investing im Jahr 2025 ist kein Rückzug in verstaubte Lehrbücher, sondern ein dynamisches Spiel mit Makrotrends, politischen Brüchen und unternehmerischer Substanz. Ob Schweizer Zähigkeit, britischer Contrarian-Instinkt oder US-Infrastruktur-Fokus – die Strategien könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch sie eint die Erkenntnis: In einer Welt der KI-Hysterie und Schuldenberge gewinnt, wer reale Werte schätzt – und geduldig bleibt. Wie Rauchenstein es formuliert: „Burggräben baut man nicht an einem Tag – aber sie halten Jahrhunderte.“
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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