Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Das emotionalste RPG des Jahres, aber ihr müsst euch die Story verdienen
Obwohl Clair Obscur: Expedition 33 gar kein Soulslike ist, hat es einige Gemeinsamkeiten mit dem Genre. MeinMMO bewertet es im Test. Der Beitrag Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Das emotionalste RPG des Jahres, aber ihr müsst euch die Story verdienen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.


MeinMMO-Redakteurin Jasmin Beverungen hat bei Clair Obscur: Expedition 33 einige Tränen verloren. Das liegt nicht nur an der phänomenalen Story, sondern auch an den herausfordernden Kämpfen.
Als Fan von japanischen Rollenspielen, düsteren Geschichten und Soulslike-Elementen solltet ihr Clair Obscur: Expedition 33 unbedingt auf dem Schirm haben.
Das Rollenspiel ist das Erstlingswerk von Sandfall Interactive, einem Team aus rund 30 Entwicklern. Doch obwohl es das erste Videospiel des Entwicklers ist, haben sie eine herausragende Geschichte geschaffen.
In dem Titel schlüpft ihr in die Rolle von Gustave, der in einer gnadenlosen Welt lebt. Jedes Jahr verringert nämlich die Malerin die Lebenserwartung der Menschen. Sie malt das neue Alter, ab dem sich die Menschen in Luft auflösen, auf einen Turm. Um ihrem Handeln ein Ende zu setzen, macht sich jedes Jahr eine Expedition auf, die Malerin zu erreichen und sie zu besiegen.
Gustave reist also mit einem Team aus mehreren Personen zur Insel der Malerin und muss sich dabei zahlreichen Gegnern stellen. In rundenbasierten Kämpfen, bei denen das Parieren und Ausweichen das A und O ist, nutzen Gustave und seine Begleiter ganz unterschiedliche Kampftechniken.
Und genau das Kampfsystem ist es, bei dem Fans klassischer Rollenspiele vielleicht erst einmal vor eine Wand stoßen. Es ist nämlich schwerer, als man es von rundenbasierten RPGs wie beispielsweise den älteren Final-Fantasy-Teilen gewohnt ist.
Die Kämpfe sind dabei eine echte Herausforderung und erinnern mich dabei an Soulslikes, nur eben in Runden-Format. Ich habe selbst nur ein Soulslike namens The Surge gespielt. Für Sekiro oder Elden Ring hat meine Geduld nie ausgereicht, da ich keine Lust hatte, komplexe Muster von Gegnern auswendig zu lernen. Meine Erfahrungen in dem Genre sind also begrenzt.
Für das folgende Review habe ich rund 35 Stunden in der Welt von Clair Obscur: Expedition 33 verbracht und es in dieser Zeit bis zu den Credits geschafft. Nach rund 20 Stunden erreichte ich das Endgame. Danach beschäftigen die Nebenquests aus dem letzten Akt noch etwa 15 Stunden.
Ich besuchte alle erkundbaren Areale, auch die der Nebenquests, konnte dabei aber nicht immer den dazugehörigen Boss besiegen. Auch in der Oberwelt nahm ich jeden Winkel unter die Lupe, erlegte weitere Bosse und sammelte allerlei Cosmetics.

In diesem Test fokussiere ich mich vor allem auf das Gameplay von Clair Obscur, da es mich als Rollenspieler überrascht hat. Ich berichte euch, wie ich als Soulslike-Anfänger mit dem Schwierigkeitsgrad zurechtkam und wie ich es bis zum Ende erträglicher gemacht habe. Keine Sorge: Es gibt keinerlei Spoiler zur Story!
Kämpfe trotz Runden überraschend schwierig
Die Kämpfe sind der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. In jedem Gebiet begegnen euch bizarre Monster, denen ihr euch in rundenbasierten Kämpfen stellen müsst. Die Kämpfe laufen dabei so ab, wie ihr es vielleicht aus RPGs wie Metaphor: ReFantazio oder Baldur’s Gate 3 kennt.
- Der Geschwindigkeits-Wert bestimmt, in welcher Reihenfolge ihr und die Gegner angreifen
- Jeder Charakter hat dabei eine bestimmte Auswahl an Skills und kann durch den Kampf aufleveln
- Gegner lassen Belohnungen wie Ausrüstungsgegenstände fallen, mit denen die Gruppenmitglieder noch stärker werden
- Durch einen Hinterhalt ist es möglich, mit allen Kämpfern einen Erstschlag zu erhalten
Der besondere Kniff, der Clair Obscur von vielen Rollenspielen unterscheidet, sind die Quick-Time-Events. Ihr könnt dabei entscheiden, ob ihr den Angriffen der Gegner ausweichen oder sie parieren wollt.

Beim Ausweichen weicht der Charakter einen Schritt zur Seite und entgeht so dem Angriff. Der Schaden beträgt dabei 0 und es hat keine weiteren Konsequenzen.
Beim Parieren ist das Zeitfenster, in dem ihr reagieren müsst, viel kleiner. Doch es hat den Vorteil, dass ihr dem Gegner bei Erfolg Schaden zufügt. Und dieser Schaden macht manchmal sogar mehr aus als eure Angriffe.
In meinem Durchlauf habe ich mich deshalb dazu entschlossen, voll und ganz auf das Parieren zu setzen. Die Kämpfe haben mir sonst zu lange gedauert und ich war so in der Story gefangen, dass ich möglichst schnell mehr davon sehen wollte.
Ein Soulslike, das keines ist
Der Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen ist teils extrem hoch. Schafft ihr es nicht, auszuweichen oder zu parieren, trifft der Gegner euch mit seinem Angriff. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad dauert es oft nur wenige Schläge, bis ein Team-Mitglied das Zeitliche segnet. Besonders starke Fieslinge „onehitten“ sogar. Deshalb ist es ein MUSS, dass ihr das richtige Timing lernt, um auszuweichen oder zu parieren.
Das kam mir vor wie in Soulslike-Spielen, obwohl Clair Obscur eigentlich gar nicht dem Genre angehört.

Im Gegensatz zu vielen Soulslike-Titeln muss ich mich bei diesem Rollenspiel allerdings nur darauf konzentrieren, im richtigen Moment zu parieren. In Dark Souls und ähnlichen Spielen kommt ja noch hinzu, dass ihr euch in der Arena bewegen müsst. Das fällt bei Clair Obscur zum Glück weg. Ihr seid also nicht mit Multitasking beschäftigt.
Dadurch wirken die Kämpfe eher wie ein Rhythmusspiel, bei dem ihr den Takt voraussehen müsst. Nach 2 bis 3 Angriffsketten habt ihr es meistens schon raus, wann ungefähr der Moment kommt, in dem ihr parieren müsst. Für manche Angriffe reicht es sogar, einfach hinzuhören – ein Donnerzauber kündigt sich nämlich im Voraus an.
Der einzig nervige Punkt: Es gibt manche Kämpfe, die sich über mehrere Minuten ziehen. Bei den Gegnern gibt es nämlich keinen Hinweis, wie viele Level sie über euch liegen. Tretet ihr dann einem schweren Gegner entgegen, bringt es nichts, dass ihr die perfekte Kombination beherrscht. Bei viel zu starken Gegnern macht ihr nur einen lächerlichen Bruchteil des Schadens. Und ihr kennt es – irgendwann kommt die Müdigkeit und ihr begeht Fehler, was euch nach einer Viertelstunde im Kampf die letzten Nerven rauben kann.

Zudem gibt es Kämpfe, aus denen ihr nicht fliehen könnt. Das hat bei mir zu einigen Frust-Momenten geführt, und zwar immer dann, wenn ich realisiert habe, dass mich dieser Kampf theoretisch eine Stunde meines Lebens kosten könnte. So musste ich meine Truppe umständlich sterben lassen und vom letzten Speicherpunkt aus starten.
Ein Trick, um es Soulslike-Neulingen einfach zu machen
Ein Trick, der mir außerdem geholfen hat, die Kämpfe bei Clair Obscur erträglicher zu machen, war das Heruntersetzen des Schwierigkeitsgrades. Auf dem Story-Modus werden nämlich einige Fehlschläge verziehen, bevor die Charaktere sterben.
Zu Beginn habe ich einfach so lange auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gespielt, bis ich gemerkt habe, dass ich bei Gegnern oft sterbe. Soulslike-Experten könnten hier ihre ultimative Herausforderung finden. Doch da ich die Story weitererleben wollte, dauerte mir das zu lange – und ich wechselte auf den Story-Modus.
In dieser leichten Variante bleiben die Kämpfe immer noch eine ordentliche Herausforderung, denn es gibt immer noch Statuseffekte oder spezielle Angriffe der Gegner, die euch schnell das Leben kosten können. Ein Statuseffekt sorgt beispielsweise dafür, dass eure HP halbiert werden – und er lässt sich bis auf einen Lebenspunkt aufaddieren. Da ist es egal, welchen Schwierigkeitsgrad ihr spielt. Ihr müsst das Ausweichen oder Parieren beherrschen.



Der Story-Modus war für mich als Soulslike-Neuling aber insgesamt der perfekte Einstieg, um mit genügend Geduld ein schweres Spiel zu meistern. Und es lohnt sich, hier am Ball zu bleiben.
Eine düstere Endzeit-Stimmung beschäftigt die Charaktere
Im Kern bleibt Clair Obscur jedoch ein Story-Game. Die Welt, in der eine besondere Endzeit-Stimmung herrscht, ist glaubhaft designt. Es gibt unvorhersehbare Twists, die mir das ein oder andere Mal ein Tränchen entlockt haben. Mit der Zeit baute ich zudem eine starke Bindung zum Cast auf, da jede Person ihre eigenen Motive und Vorgeschichte hat.
Die Prämisse bringt nämlich finstere Gedanken mit sich, die man sich in einer Welt stellen muss, in der jedes Jahr das maximale Alter herabgesetzt wird: Sollte man keiner Kinder mehr bekommen? Oder sich beeilen, möglichst früh welche in diese Welt zu setzen, damit man möglichst viel gemeinsame Zeit hat? Wie geht man mit dem Tod um? Wie verabschiedet man sich von seinen Liebsten, die bald sterben? All das sind Themen, die Clair Obscur behandelt.
Trotz der bedrückenden Thematik kommt der Humor nicht zu kurz. Ab und an gibt es freudige und lustige Momente. Vor allem Esquie ist mir dabei im Gedächtnis geblieben, weil er ein schöner Konstrast zur düsteren Welt ist. Zudem gibt es besondere Cosmetics, unter anderem ein Outfit, bei dem ihr ein Baguette auf dem Rücken tragt – die Entwickler sind Franzosen, das passt.

Damit ihr alles von der Story versteht, müsst ihr genau zuhören. Es gibt nämlich einige Szenen, die etwas Interpretationsspielraum lassen und euch nicht direkt erklären, was gerade abgeht. Doch genau diese Story und die tiefsinnigen Charaktere sind es, die mir geholfen haben, am Ball zu bleiben.
Hinzu kommt, dass sowohl die Kämpfe als auch die Story-Sequenzen mit wunderschöner Musik untermalt sind. Mal ertönt ein tiefer Männerchor, ein anderes Mal ein zarter Orchester-Klang. Ab und an gab es in meinem Durchlauf zwar Soundaussetzer, doch das ist Nichts, was man mit einem Patch nicht beheben könnte. Die Musik passt zur Spielwelt, die wunderschön designt ist. Mein persönliches Highlight ist eine Unterwasserwelt vom Anfang, da es hier so wirkt, als wärt ihr unter der Meeresoberfläche.
Fazit: Ein voller Erfolg für das Entwicklerstudio
Clair Obscur: Expedition 33 hat die Messlatte sehr hoch gelegt, was mein persönliches Game of the Year angeht. Mir sind logische Geschichten mit viel Emotionen und unvorhersehbaren Twists bei Rollenspielen besonders wichtig. Und genau das vereint das RPG von Sandfall Interactive.
Die Charaktere sind mir über die Zeit so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mit ihnen mitgelitten habe. Zusammen mit der visuellen Präsentation und dem orchestralen Soundtrack stimmt das Gesamtpaket, bis auf einige kleine Fehler. Das Entwicklerstudio solltet ihr also unbedingt auf dem Schirm behalten.
Allerdings befürchte ich, dass viele Spieler vom Design und der Tatsache, dass es sich um das erste Spiel des Entwicklerstudios handelt, abgeschreckt sein könnten. Dabei ist es vor allem für Fans und Neulinge im Soulslike-Genre eine frische Möglichkeit, herausfordernde Kämpfe zu erleben, die man bei Bedarf extrem vereinfachen kann.
Für wen ist Clair Obscur geeignet?
Du solltest Clair Obscur spielen, wenn du…
- Spiele magst, die ihren Fokus auf die Geschichte setzen
- Mit düsteren und ernsten Themen umgehen kannst
- Keine Angst vor herausfordernden Kämpfen hast
- Noch keine Soulslike gespielt hast, aber den ersten Schritt in das Genre wagen wolltest
- Ein Liebhaber von orchestralem Soundtrack bist
- Mal wieder ein richtig gutes Rollenspiel mit Rundenkämpfen und Oberwelt zocken möchtest
Du solltest lieber die Finger davon lassen, wenn du…
- Keine Geduld für längere Kämpfe und eine ausschweifende Story hast
- Echtzeit-Kämpfe wie in Elden Ring bevorzugst, die actionlastiger sind
Dass ich die starken Kreaturen dennoch nicht links liegen lassen kann und immer wieder gegen sie anrenne, das liegt an den spaßigen Echtzeit-Elementen des Kampfsystems und den wuchtigen, toll inszenierten Zaubern. Dazu die wunderschöne Optik, das spannende Setting, die nostalgische Oberwelt und die vielen Geheimnisse: Clair Obscur: Expedition 33 wird am Ende sehr sicher zu meinen Lieblingen des Spielejahres 2025 gehören.
Sobald man die Spielweisen der Charaktere raus hat und weiß, welche Fähigkeiten, wann gut angewendet werden können, entsteht sogar so etwas wie ein Flow aus Taktik und Geschicklichkeit. Dieses Wechselspiel aus rundenbasiertem Strategiekampf und fetzigen Echtzeit-Elementen war für mich eine der größten Stärken des Spiels.
Auch das Setting, die Charaktere, die Geschichte, die einfach mal etwas anderes sind – aber vor allem diese unglaublich tolle Musik, die sich tief unter die Haut gräbt. All das macht Clair Obscur für mich definitiv zu einem starken Anwärter für mein persönliches Spiel des Jahres 2025, von dem ich auch in Zukunft gern mehr sehen würde.
Für weitere Eindrücke könnt ihr die Tests unserer Schwesternseiten lesen:
- GameStar (Paywall): Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Ein Story-Meisterwerk, das ihr nie vergessen werdet
- GamePro: Clair Obscur Expedition 33 im Test: Die beste RPG-Story seit Jahren, das beste Kampfsystem seit Jahrzehnten
Lohnt sich Clair Obscur auch für Spieler, die keine Soulslikes mögen? Bei Clair Obscur handelt es sich eigentlich gar nicht um ein Soulslike, trotzdem sind einige Elemente aus dem Genre enthalten (beispielsweise auch, dass Gegner nach dem Ausruhen wieder auftauchen) und in das rundenbasierte Kampfsystem gesteckt worden.
Neulinge, die schon immer einmal wie ich in das Genre hineinschnuppern wollten, haben hiermit einen optimalen Einstieg. Sie können sich erst einmal darauf konzentrieren, ob es ihnen Spaß macht, Angriffsmuster von Gegnern auswendig zu lernen. Da hier die zusätzliche Bewegung wie bei Elden Ring rausfällt, können sich Spieler erst einmal in rundenbasierten Kämpfen üben.
Wer arge Schwierigkeiten hat, das Timing bei Quick-Time-Events herauszufinden, der könnte an einigen Stellen auch in Clair Obscur an seine Grenzen stoßen. Der Story-Modus verzeiht zwar einige Fehler, aber ab und an solltet ihr schon ausweichen oder parieren.
Experten werden sowieso ihren Spaß damit haben, es sei denn, sie stehen mehr auf Echtzeitkämpfe. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sind die Kämpfe nämlich so schwer, dass ihr zum One-Hit-Leidtragenden werdet, selbst aber nur wenig Schaden austeilt.
Der Beitrag Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Das emotionalste RPG des Jahres, aber ihr müsst euch die Story verdienen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.