Börsen-Crash 2025: Wenn die Angst regiert und Hoffnung teuer wird
Die Märkte taumeln, Anleger zittern – und der Furcht-und-Gier-Index kratzt an der Nulllinie. Es ist der Stoff, aus dem Crash-Geschichten gestrickt sind. Doch ist das schon der Boden oder erst der Anfang vom Ende? Ein Blick zurück in die Geschichte und nach vorn in die Bauchhöhle der Börse. Der Donnerstag, der Anlegern den Magen umdrehte […] Der Beitrag Börsen-Crash 2025: Wenn die Angst regiert und Hoffnung teuer wird erschien zuerst auf ftd.de.


Der VIX schießt in die Höhe – Angst regiert die Börse (Foto: freepik, artbot)
Die Märkte taumeln, Anleger zittern – und der Furcht-und-Gier-Index kratzt an der Nulllinie. Es ist der Stoff, aus dem Crash-Geschichten gestrickt sind. Doch ist das schon der Boden oder erst der Anfang vom Ende? Ein Blick zurück in die Geschichte und nach vorn in die Bauchhöhle der Börse.
Der Donnerstag, der Anlegern den Magen umdrehte
Am vergangenen Donnerstag wollten viele Anleger nur noch eins: dass endlich Schluss ist. Schluss mit dem Handelskriegsgeschrei, Schluss mit dem Zahlenblutbad. Doch der Markt dachte gar nicht daran, zur Vernunft zu kommen. Am Freitag setzte sich der Abverkauf fort – erbarmungslos, tiefrot, ohne Gnade. Und auch der Montag ließ keinen Zweifel daran, dass es sich nicht um einen kleinen Wackler handelt. Es ist ein handfester Schock, ausgelöst durch Trumps Zollkeule, die den S&P 500 in eine rasante Korrektur drückte. Seit dem Februar-Hoch haben die US-Börsen zweistellig verloren – ein Repricing, schnell, brutal, ohne doppelten Boden.
Wenn der VIX brüllt – und der Fear & Greed Index zittert

VIX Index Stand: 07.04.2025 / Quelle Google Finanzen
In guten Zeiten beachtet ihn kaum jemand. Doch in Momenten wie diesen wird der VIX, das allseits bekannte Barometer für Marktunsicherheit, zur apokalyptischen Sirene. Der Index, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 misst, schleicht in ruhigen Marktphasen harmlos im Bereich zwischen 10 und 15 dahin – ein echtes Schnarchbarometer. Doch wehe, wenn der Sturm losbricht: Dann mutiert er zum Furcht-Melder, und die Zahlen explodieren wie ein Seismograph bei Erdbebenstärke 8.
Derzeit klettert der VIX in jene toxischen Zonen, in denen Anleger nervös aus der Haut fahren. Werte jenseits der 30 zeigen, dass das Zittern begonnen hat. Ab 35 oder gar 40 wird’s hässlich: Dann dominiert das große Gekreische, die Finger liegen nervös auf dem Verkaufsknopf – und die Herde rast Richtung Ausgang. Genau der Moment, in dem mutige Investoren anfangen, die Einkaufsliste rauszuholen.
Denn das ist die Ironie an der Börse: Die größte Angst ist oft der beste Freund des langfristigen Anlegers. Wer kauft, wenn andere vor Panik taumeln, setzt nicht auf Hoffnung – sondern auf Statistik. Historisch waren Extremwerte beim VIX zuverlässige Einstiegsignale. Nicht immer punktgenau, aber oft erstaunlich profitabel. Und als wäre das nicht genug, schiebt auch noch der Fear & Greed Index von CNN Money die Stimmung endgültig in den Keller: Ein Wert von 4 von 100 – extremer geht’s kaum.
Fear and Greed Index / Stand: 7. April 2025

Quelle: CNN Money
Natürlich: Niemand will der Depp sein, der ins fallende Messer greift. Aber wer zu lange wartet, bis sich die See beruhigt hat, steht am Ufer – und sieht das Kursschiff ohne ihn ablegen. Der Trick: Kaufen, wenn’s weh tut. Verkaufen, wenn es sich leicht anfühlt. Klingt einfach, ist es nie.
Geschichte wiederholt sich – manchmal auf grausame Weise
Ein kleiner Blick in die düsteren Kapitel der Börsenhistorie: 1929 bis 1932 verlor der Markt 85 Prozent – in Etappen, mit Scheinaufschwüngen und noch tieferen Tiefs. Die 70er waren ein Jahrzehnt des Leidens, geprägt von Stagflation, Ölschocks und Konjunkturfrust. Die Finanzkrise 2007 bis 2009? Erst Hoffnung, dann das dicke Ende – minus 60 Prozent. Immer wieder dieselbe Dramaturgie: Wenn man denkt, es sei vorbei, wird es erst richtig schlimm.
Nur 2020 war anders. Da kam der Absturz wie ein Blitz – und die Erholung ebenso schnell. Warum? Weil die Notenbanken die Bazooka rausholten und die Staaten Geld wie Konfetti verteilten. Doch diesmal gibt es vielleicht keine Party. Die Inflation frisst die Politik der offenen Geldschleusen auf, und die Notenbanken sind gelähmt zwischen Zinsangst und Konjunkturkrise.
Willkommen in der Doppelkrise: Tech meets Trade War
Technologieblase wie 2000? Handelskrise wie in den 70ern? Die Antwort ist: ein bisschen von beidem. Zwar schreiben die heutigen Tech-Giganten solide Gewinne – anders als damals – doch die Bewertungen bleiben sportlich, und die Gefahr neuer Regulierungen ist real. Hinzu kommt die Angst vor einem Handelskrieg 2.0, bei dem Europa, Asien und die USA sich gegenseitig Zölle um die Ohren hauen, als gäbe es kein Morgen. Die Folge: Selbst solide Aktien werden runtergerissen. Inzwischen sind auch europäische Titel unter Druck. Die Märkte preisen nicht mehr nur Unsicherheit ein – sie riechen Stagflation.
Trump unter Druck: Sturm der Realität trifft auf politisches Kalkül!
Die US-Aktien stottern, die Inflation droht wie ein Heißluftballon ohne Halteseil abzuheben, und die Zwischenwahlen könnten Trump den Spiegel einer ungemütlichen Realität vorhalten.
Doch das eigentliche Spektakel spielt sich woanders ab: Die Milliardärskohorten von Gates bis Musk sehen ihr Vermögen im Feuerwerk der Volatilität verbrennen. Selbst die dicksten Geldbunker bieten keinen Schutz, wenn der Markt zum Stresstest bläst. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Titanen des Kapitals müssen nun hilflos mit ansehen, wie ihre Milliarden im Glashaus der Märkte schmelzen.
Frage an die Wall Street: Wie lange noch, bis der Druck der Zahlen größer wird als die Treue zum protektionistischen Populismus? Wenn die Börsen wie Zeitbomben ticken und die Allianzen bröckeln, bleibt nur eine Lehre der Ökonomie: Auch der mächtigste Präsident kann die Schwerkraft der Märkte nicht außer Kraft setzen.
Warren Buffetts Tipp, wenn alles fällt
Wer beim Blick ins Depot Schnappatmung bekommt, hat womöglich zu viele Aktien. Die nächste technische Gegenbewegung kann eine Gelegenheit sein, das Risiko zu reduzieren und sein Portfolio auf eine breitere Basis zu stellen. Aber bitte nicht panisch bei Tiefstständen raus – das wäre prozyklisch und damit fatal. Der Schlüssel liegt in der Gelassenheit. Oder wie Warren Buffett sagt: „Wenn es Gold regnet, halt den Eimer raus – nicht den Fingerhut.“
Wer liquide ist, sollte jetzt beobachten, nicht wegrennen. Denn wenn die Angst am größten ist, sind Schnäppchen am zahlreichsten. Timing bleibt zwar schwierig, aber Disziplin schlägt Hektik.
7 Strategien für Börsen mit Bauchweh
- Cash ist wieder sexy: In der Stagflation wird alles zerschreddert – Aktien, Anleihen, sogar Gold. Liquidität ist König, aber bitte nicht ewig – die Inflation wartet schon.
- Bye-bye Uncle Sam: Zwei Drittel der Weltbörsen bestehen aus US-Aktien – Klumpenrisiko pur. Zeit für eine gesunde geografische Diät.
- Lokal statt global: Wer unabhängig von globalen Lieferketten agiert, hat Vorteile. Versorger, Telekom, Banken – langweilig ist das neue stabil.
- Asien bleibt Pflicht: China, Indien, ASEAN – das globale Wachstum findet nicht an der Wall Street statt.
- Qualität zum Discount: Wer jetzt kauft, bekommt Top-Werte zum Ausverkaufspreis. Aber: bitte mit Analyse, nicht mit Hoffnung.
- Timing kills: Wer versucht, den perfekten Einstieg zu erwischen, verpasst ihn meistens. Besser: breit streuen und investiert bleiben.
- Gold glänzt im Schatten: Wenn Politik, Zölle und Krisen toben, bleibt das Edelmetall ein bewährter Schutz.
Fazit: Der Schmerz gehört dazu – aber auch die Chance
Bärenmärkte fühlen sich grausam an. Sie sind zäh, langwierig und zerstören Illusionen. Doch sie bieten auch Chancen. Wer sich nicht von Angst treiben lässt, sondern rational bleibt, kann am Ende gestärkt hervorgehen. Die Börse ist kein Ponyhof – aber auch kein Friedhof.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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