Astronomie: Auf Kante: Warum die Ringe des Saturn zu verschwinden scheinen
Von Ende März bis Anfang Mai scheint der Gasriese seine Ringe abzulegen. Das Planetarium Hamburg erklärt, wie es dazu kommt

Von Ende März bis Anfang Mai scheint der Gasriese seine Ringe abzulegen. Das Planetarium Hamburg erklärt, wie es dazu kommt
So charakteristisch sind die Ringe für den Saturn, dass man glauben mag, man hätte sie schon mit dem bloßen Auge gesehen. Tatsächlich zeigen sie sich aber erst beim Blick durchs Teleskop. Und erst Sonden vor Ort offenbarten, dass der Saturn über tausende Ringe verfügt, die aus Milliarden von Eis-, Gesteins- und Staubpartikeln bestehen.
© Nasa
Die Ringe sind wohl die Überreste eines Saturnmonds, der entweder durch die Gravitationskräfte des Riesenplaneten oder durch die Kollision mit einem Asteroiden zerstört wurde. Seine Bruchstücke kreisen auf einer flachen Ebene gleichmäßig um den Planeten. Unterbrochen werden sie nur von einzelnen Lücken, in denen "Schäfermonde" sitzen: Trabanten, die die Ringe mit ihrer Schwerkraft formen. Erst kürzlich wurden 128 bislang unbekannte Monde des Saturn entdeckt, wodurch sich deren Gesamtzahl auf 274 erhöhte – damit hat der Gasplanet fast doppelt so viele Begleiter, wie alle anderen Planeten in unserem Sonnensystem zusammen.
Eine Welt aus Eis, Gestein und kosmischem Staub
Wer zwischen Ende März und Anfang Mai sein Teleskop auf den Planeten Saturn richtet, wird eine Seltenheit erleben: Der Gasgiganten scheint seine Ringe verloren zu haben. Das Phänomen ergibt sich aus unserer Perspektive. Der Saturn kreist – wie die Erde – etwas geneigt auf seiner elliptischen Bahn um die Sonne und dreht sich gleichzeitig um die eigene Achse. Je nach Position sehen wir die Saturnringe also aus einem anderen Blickwinkel: Mal schauen wir von oben, mal von unten auf sie. Und ganz selten, etwa alle 15 Jahre, schauen wir direkt auf die schmale Kante der Saturnringe. Diese ist Schätzungen zufolge im Schnitt etwa 30 Meter dick, an manchen Stellen sogar nur 10 Meter. Aufgrund der enormen Distanz von durchschnittlich 1,4 Milliarden Kilometern, ist diese für uns kaum sichtbar.
© NASA/JPL/Space Science Institute
Direkt auf die Kante blicken wir am 23. März, wenn die Erde die Ringebene des Saturn von Nord nach Süd passiert. Doch auch im Anschluss werden die Ringe nur schlecht zu sehen sein. Denn dann schauen wir auf die Südseite der Ringe, die zu dem Zeitpunkt nicht von der Sonne beschienen werden und sich im Eigenschatten befinden. Erfahrene Beobachtende können nur eine schmale dunkle Linie erkennen, die sich parallel zum Saturnäquator auf dem Gasriesen abzeichnet: Es ist der Schatten der Saturnringe. Erst nachdem die Sonne ab dem 6. Mai ebenfalls die Ringebene passiert und die Südseite beleuchtet, wird das markante Band des Gasplaneten langsam wieder sichtbar. Leider wird das Spektakel all die Wochen selbst mit einem Teleskop nur schwerlich zu beobachten sein, denn der Riesenplanet steht zu dieser Zeit nahe der Sonne am Tageshimmel.
Vielversprechender ist der Blick zum Ringplaneten im Herbst. Im September verschwindet sein markanter Ring zwar nicht ganz, wirkt aber besonders schmal. Zu dieser Zeit werden Sonne, Erde und Saturn wie in einer Perlenkette im Kosmos aufgereiht sein, von der Erde aus steht der Planet also in Opposition zur Sonne. Daher können wir die ferne Welt aus Gas die ganze Nacht hindurch am Firmament beobachten.
Dieser Text wurde vom Planetarium Hamburg zur Verfügung gestellt.