Albert Van Coile: Wie der belgische Ausnahmespieler starb – Tödliche Begegnung
Weil er unglücklich mit dem gegnerischen Torhüter zusammenprallte, starb Albert Van Coile. Als der belgische Verteidiger beerdigt wurde, standen die Fahnen auf Halbmast. Heute wäre er 125 Jahre alt geworden.

Es ist noch relativ frisch an diesem 3. April 1927 in Tourcoing, einer kleinen französischen Stadt nahe der belgischen Grenze. Der ortsansässige US hat zu einem Fußball-Turnier geladen. Cercle Brügge ist auch dabei, natürlich. Die Mannschaft spielt in der Heimat eine großartige Saison, 16 Jahre nach der ersten Meisterschaft 1911 hat Cercle wieder die große Chance, sich die belgische Fußballkrone aufzusetzen.
Albert Van Coile, den bei Cercle eigentlich alle nur liebevoll „Berten“ nennen, ist auf 1927 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der bullige Verteidiger mit der modischen Tolle und der hohen Stirn ist in den frühen zwanziger Jahren einer der talentiertesten Defensivspieler Belgiens. Knapp ein Jahr vor dem Turnier in der französischen Grenzstadt knallten die Sektkorken bei Familie Van Coile – der schottische Nationaltrainer William Maxwell hatte Albert für das Länderspiel gegen die Niederlande nominiert.
Sie nennen ihn alle nur „Berten“
In Tourcoing ist Stimmung der belgischen Fußballer großartig und „Berten“ Van Coile drängt seinen Trainer so lange, bis der endlich nachgibt: Ausgerechnet Van Coile, das defensive Arbeitspferd, soll gegen die Gastgeber von US Tourcoing im Angriff starten. Warum auch nicht. Der Ligaalltag ist weit weg.
Das Spiel auf dem ziemlich ramponierten Turnierrasen läuft noch nicht lange, als ein langer Ball genau in den Lauf von „Berten“ Van Coile segelt. Der Angreifer auf Probe wetzt dem Leder hinterher, von diesem Tor wird er noch seinen Enkeln erzählen können. Doch er kommt zu spät, Torwart und Stürmer krachen heftig aufeinander. Das Knie des Torstehers rammt in den Van Coiles Unterleib und der bleibt liegen. Unter Schmerzen kann er weiter spielen, die Partie endet ohne ein Tor von Cercle-Spieler „Berten“.
Torwart gegen Stürmer, ein Knie in die Magengegend
Einen Tag später beginnen die Schmerzen in Van Coiles Unterleib und sie werden immer schlimmer. Es geht nicht anders, er muss zum Arzt. Die Mediziner tasten den einen Tag zuvor so heftig getroffenen Bauch des Fußballers ab und teilen ihm die schreckliche Diagnose mit: Der Dickdarm hat einen Riss erlitten.
Dann geht alles sehr schnell: Van Coile muss notoperiert werden, stundenlang mühen sich die Chirurgen ab, aber es ist 1927 und die Ärzte können das Leben von Albert Van Coile nicht mehr retten. Am 4. April, einen Tag nach dem verhängnisvollen Zusammenstoß mit dem Torwart von US Tourcoing, stirbt Van Coile in einem Brügger Krankenhaus. Acht Tage vorher hatte er noch seinen 27. Geburtstag begießen dürfen.
Fußball-Belgien steht nach dem tragischen Tod des Cercle-Verteidigers unter Schock. Überall in der belgischen Stadt wehen die Fahnen auf Halbmast.
Er stirbt – 8 Tage nach seinem 27. Geburtstag
Wenige Tage später wird Albert „Berten“ Van Coile, der sich bei einem Fußballspiel tödlich verletzte, begraben. René de Peellaert, der 1. Vorsitzende von Cercle Brügge, zieht sich während seiner Grabrede eine schwere Lungenentzündung zu und stirbt nur 14 Tage später daran. Das Leben kann so zynisch sein.
Cercle Brügge sichert sich kurz danach die belgische Meisterschaft, später gewinnt die Mannschaft gar den nationalen Pokal. Einige Jahre später verschwindet der Klub im tabellarischen Nirgendwo. 1927 bleibt das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte. Und das traurigste.