impulse: Frau Wendler, welche Ängste begegnen Ihnen, wenn Unternehmen KI einführen wollen?
Pamela Wendler: Viele Menschen fürchten, nicht mit der KI umgehen zu können. Nach dem Motto: Ich habe zehn linke Daumen, wenn es um Technik geht. Andere glauben, dass eine KI Entscheidungen treffen könnte, die früher von den Mitarbeiterinnen getroffen wurden.
Was meinen Sie damit genau?
Ich hatte mal mit einem Team zu tun, in dem ich großen Widerstand gegen KI gespürt habe. Ich habe dann gefragt: „Was ist denn das Schlimmste, das aus eurer Sicht passieren kann?“
Und was war die Antwort?
Ich war selbst überrascht, aber das Team fürchtete, dass die KI einen Marketingplan entwerfen würde, den sie dann genau so umsetzen müssten.
Kommt Angst durch Unwissenheit?
Ich schätze in 80 Prozent der Fälle ist fehlendes Wissen der Hauptgrund. Viele ziehen ihr Wissen aus den Medien, und dort spielt das Thema Datenschutz eine große Rolle: Wie kann ich verhindern, dass Firmengeheimnisse in einer öffentlich zugänglichen KI landen? Was heißt es, wenn auf diese Weise Informationen nach außen dringen? Daneben gibt es häufig soziale Ängste, zum Beispiel: Werde ich bald mehr mit Maschinen zusammenarbeiten?
Wie kann ich diese Ängste nehmen?
Im persönlichen Austausch. Also bitte keine Ankündigung per E-Mail, sondern in der direkten Kommunikation – auch wenn die Zeit kostet. Und ehrlich muss der Austausch sein.
Das versteht sich von selbst …
Ich erlebe immer wieder, dass Chefs auf die Frage: „Wird mein Job bald von einer KI übernommen?“ mit „Nein“ antworten, obwohl sie planen, dass die KI zumindest Teile der Aufgaben übernimmt. Sie brauchen deshalb als Unternehmen ein Narrativ.
Was meinen Sie damit?
In vielen Fällen ist es doch so: Eine KI übernimmt Routineaufgaben. Dadurch werden aber nur die wenigsten ihren Job verlieren. Viele werden Zeit für andere Aufgaben haben. Das meine ich mit Narrativ: Chefinnen müssen ihrem Team aufzeigen, zu welchem Ziel die KI sie bringen soll. Zum Beispiel so: „Bislang habt ihr drei Tage gebraucht, um die Daten aus den Excel-Tabellen auszuwerten. Mit KI-Unterstützung geht das schneller. Die Zeit könnt ihr in die strategische Planung stecken.“ Wenn Mitarbeiter merken: Die KI erleichtert meine Arbeit, sind sie oft gewillt, mitzuziehen.
Ab wann ist es sinnvoll, das Team einzubinden?
Von Beginn an. Es ist wenig sinnvoll, erste Schritte zu unternehmen und sich dann zu fragen: Ach ja, was hält mein Team davon? Ich rate auch davon ab, KI zu überhöhen. Letztlich geht es um die Einführung eines Systems – wie bei jeder anderen Softwareeinführung auch.
Stimmt es, dass Ängste am besten im direkten Umgang mit der KI abgebaut werden?
Absolut. Ich würde spielerisch anfangen, zum Beispiel so: Die Teilnehmenden bitten die KI, ihnen Fragen zu ihrer Persönlichkeit zu stellen. Anschließend nennt jeder eine Person, die ihn nachhaltig beeindruckt hat, etwa Pippi Langstrumpf. Nun soll die KI die Teilnehmenden anhand der Informationen, die sie über die Persönlichkeit erhalten hat, vorstellen. Und zwar in der Sprache von Pippi Langstrumpf. Die anderen dürfen dann erraten, welche Person solch einen Eindruck hinterlassen hat. Darüber hinaus empfehle ich, eine Promotoren-Gruppe zu installieren.
Was ist das?
Eine Gruppe von Menschen, die ich ebenfalls von Beginn an in meine Überlegungen einbeziehe.
Wie kann so eine Gruppe aussehen?
Idealerweise ist sie bunt gemischt: Es sollten Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen und Hierarchieebenen dabei sein. Und zwar sowohl die Techies, die KI vielleicht auch privat schon lange nutzen, als auch diejenigen, die KI gegenüber kritisch eingestellt sind. Wenn es mir gelingt, dass die aufspringen und andere im besten Fall mitziehen, dann habe ich wirklich etwas geschafft.
Angenommen, ich schaffe es trotz aller Anstrengungen nicht, alle im Team davon zu überzeugen, mit KI zu arbeiten. Was kann ich dann tun?
Suchen Sie mit diesen Leuten noch mal das Vieraugengespräch. Je nach Firmengröße hilft es manchmal, wenn ich als Unternehmerin oder Unternehmer das direkt mache und nicht meine Führungskräfte vorschicke. Geben Sie dem Mitarbeiter zu verstehen, dass Sie wirklich durchdringen möchten, warum er oder sie nicht mitziehen will. Manchmal hilft es auch, wenn jemand Externes – so wie ich – dazu kommt und versucht zu vermitteln.
Die Expertin
Pamela Wendler ist Expertin für Organisations- und Teamentwicklung. Sie berät Unternehmerinnen und Unternehmer bei Veränderungen in der Firma – auch zu der Frage, wie sie ihr Team am besten an KI heranführen.
The post „Wird mein Job bald von einer KI übernommen?“ appeared first on impulse.