US-Notenbank Fed: Fed-Chef Powell wird zum Falken – und schickt Märkte auf Talfahrt

Höhere Verbraucherpreise, trübes Wirtschaftswachstum: Trumps Zollpolitik verheißt aus Sicht von Fed-Chef Powell nichts Gutes. Die Inflation könnte sich als hartnäckig erweisen – mit Folgen für die amerikanische Wirtschaft

Apr 17, 2025 - 13:00
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US-Notenbank Fed: Fed-Chef Powell wird zum Falken – und schickt Märkte auf Talfahrt

Höhere Verbraucherpreise, trübes Wirtschaftswachstum: Trumps Zollpolitik verheißt aus Sicht von Fed-Chef Powell nichts Gutes. Die Inflation könnte sich als hartnäckig erweisen – mit Folgen für die amerikanische Wirtschaft

US-Notenbankchef Jerome Powell warnt angesichts der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump vor höherer Inflation und langsameren Wirtschaftswachstum. „Die bisher angekündigten Zollerhöhungen sind deutlich größer als erwartet, und das Gleiche dürfte für die wirtschaftlichen Auswirkungen gelten, zu denen eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum gehören werden“, sagte der Fed-Chef bei einem Auftritt in Chicago. Die Zölle würden höchstwahrscheinlich zu einem zumindest vorübergehenden Anstieg der Inflation führen. Die inflationstreibenden Effekte könnten aber auch hartnäckiger sein, sagte Powell.

„Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es sich um einen einmaligen Preisanstieg handelt und nicht um etwas, das zu einem kontinuierlichen Inflationsprozess wird“, sagte der Notenbankchef der größten Volkswirtschaft der Welt. Es gebe aber eine große Unsicherheit, weshalb es schwer sei, Vorhersagen zu treffen. Die Prognosen deuteten auch darauf hin, dass sich das Wachstum der US-Wirtschaft verlangsamen werde, ergänzte Powell. Sein Notenbank-Kollege Christopher Waller hatte zuvor ebenfalls vor gravierenden Folgen für die amerikanische Wirtschaft gewarnt. 

Den Märkten gefiel das, was Powell sagte, erwartbar nicht. Sie hatten auf weiter fallende Zinsen gehofft, die gut für Aktienmärkte wären. Nun scheint es aber so, als ob Powell der Inflationsbekämpfung mehr Gewicht zukommen lässt als einer wachsenden Wirtschaft. Der Dow Jones verlor 1,7 Prozent auf 39.669 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 3,1 Prozent auf 16.307 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 2,2 Prozent auf 5276 Stellen ein.

Nach der Fed kommt die EZB

Interessanterweise entkoppelt sich der US-Markt damit von anderen Weltregionen. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt griffen zum Handelsauftakt am Donnerstag beispielsweise eher zu. Der Dax stieg in den ersten Handelsminuten um 0,2 Prozent auf 21.360 Punkte. Damit deutet sich für den Leitindex in der verkürzten Karwoche ein satter Gewinn von knapp fünf Prozent an. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,3 Prozent auf 27.132 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,2 Prozent auf 4.954 Punkte nach unten. Zoll-Verhandlungen zwischen Japan und den USA machten etwas Mut, hieß es am Markt.

Bewegung könnte heute noch die EZB-Sitzung in Frankfurt bringen, auf der mit einer erneuten Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet wird. Noch spannender wird aber, was EZB-Präsidentin Christine Lagarde über die Zollpolitik von US-Präsident Trump zu sagen hat – und zu möglichen Transmissionsmechanismen für die europäische Wirtschaft. Äußert Lagarde hier Bedenken für die eigene Inflationsbekämpfung, könnten Analysten daraus weniger Zinssenkungen für das laufende Jahr ableiten – was so nicht vollumfänglich in den Märkten eingepreist ist.