Stablecoins für die globale Dollar-Dominanz

Es wird, wie befürchtet, die offizielle US-Politik: Stablecoins sollen die globale Dominanz des Dollars stärken und ausbauen. Noch im Sommer soll dafür das Stablecoin-Gesetz GENIUS in Kraft treten.

Mär 27, 2025 - 14:47
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Stablecoins für die globale Dollar-Dominanz

Es wird, wie befürchtet, die offizielle US-Politik: Stablecoins sollen die globale Dominanz des Dollars stärken und ausbauen. Noch im Sommer soll dafür das Stablecoin-Gesetz GENIUS in Kraft treten.

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Das Weiße Haus hat im März seinen ersten „Digital Asset Gipfel“ abgehalten, in dem sich das Kabinett Trump mit Krypto-Unternehmern der USA traf. Dabei sprach Finanzminister Scott Bessent deutlich aus, was die Regierung von Stablecoins erwartet:

„Wir werden dafür sorgen, dass der US-Dollar die dominante Reservewährung der Welt bleibt, und dafür werden wir Stablecoins benutzen.“ Sein Ministerium werde, zusammen mit dem „Office of the Comptroller of the Currency“ sowie der obersten Steuerbehörde IRS, ein regulatorisches „Stablecoin Regime“ erarbeiten. Laut Trump soll der Senat noch vor August über dieses Stablecoin-Regime abstimmen können.

Auch Trumps „Krypto-Zar“ David Sacks sagt, dass Stablecoins „die internationale Dominanz des Dollars ausbauen“; der Vorsitzende des Banking-Komitees im Senat meint, ein regulatorisches Rahmenwerk für Stablecoins sei entscheidend, um „die globale Position des Dollars zu stärken.“

Die US-Regierung hat es offensichtlich begriffen: Stablecoins sind das Beste, was dem Dollar je passiert ist. Sie sind ein kostenloses technisches Upgrade. Die Regierung muss keine CBDC konstruieren, wie die EZB – sie muss lediglich die Entwicklung, die ohnehin schon stattfindet, in die richtigen Bahnen leiten.

Der GENIUS Act

Im Senat wird bereits an einem entsprechenden Gesetz gearbeitet. Am 13. März gab das Banking-Komitee im Senat dem Entwurf von GENIUS grünes Licht. GENIUS steht für „Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins“. Das Gesetz soll nicht nur Stablecoins ordnen und regulieren, sondern auch dafür sorgen, dass sie auf US-Boden anstatt in Steuerparadiesen herausgegeben werden.

Der GENIUS Act reguliert Stablecoins je nach Größe auf föderaler und staatlicher Ebene. Das Gesetz unterwirft Stablecoin-Herausgebern diverse Pflichten:

  • Sie müssen monatliche Liquiditätsberichte herausgeben, die Reserven müssen regelmäßig öffentlich geprüft werden
  • Stablecoins müssen vollständig durch US-Dollar oder hochliquide Assets gedeckt sein. Dies meint Bankeinlagen, Staatsanleihen oder andere Anleihen mit einer Laufzeit bis 93 Tagen, Anteile an Geldmarktfonds und einige Arten von Rückkaufvereinbarungen (Repo), über welche auch eingeschränkt Aktien ins Spiel kommen können.
  • Die Herausgeber müssen die sofortige Einlösbarkeit gewährleisten.
  • GENIUS unterwirft Stablecoin-Herausgeber dem Bank Secrecy Act. Damit unterstehen sie „allen föderalen Gesetzen für Finanzinstitute der Vereinigten Staaten hinsichtlich Wirtschaftssanktionen, der Verhinderung von Geldwäsche, der Identifizierung von Kunden …“. Sie müssen Finanzsanktionen umsetzen, Geldwäsche identifizieren und verhindern sowie ihre Kunden identifizieren. Nicht anders als eine Bitcoin-Börse.

Das große Fragezeichen, mit dem GENIUS steht und fällt, ist, ob die Herausgeber jeden Sender und Empfänger von Stablecoin-Transaktionen identifizieren müssen. Wenn sie es müssten, wären Stablecoins nach GENIUS eine Totgeburt, da sie nicht frei umlaufen können und den Zugriff auf das Ökosystem der Smart Contracts verlieren würden.

Allerdings fordert das Gesetz von den Herausgebern lediglich „ein effektives Programm, um die Kunden zu identifizieren, darunter die Identifizierung und Verifizierung von Besitzern von Accounts beim zugelassenen Stablecoin-Herausgeber und von Transaktionen mit hohen Werten.“ Dies klingt, als müssten die Herausgeber lediglich große Accounts sowie ihre direkten Kunden verifizieren, während die Token ansonsten frei fließen können.

Wie Circle und Tether reagieren

Über GENIUS scheint ein relativ breiter Konsens zu herrschen. Zwar haben einige demokratische Abgeordnete einen verschärften Vorschlag ins Spiel gebracht, der etwa alle Stablecoins föderal überwacht und Big-Tech-Firmen verbietet, eigene Stablecoins herauszugeben. Doch dies wirkt derzeit wenig aussichtsreich.

Auch die Industrie scheint mit GENIUS einverstanden zu sein. Als das Banking-Komitee den Entwurf am 13. März bestätigte, feierte Jeremy Allaire, CEO von Circle, der Herausgeberin des zweitgrößten Stablecoins USDC, das Gesetz: „Ein großer Wurf in Washington“, tweetet er. GENIUS sei „ein riesiger Schritt vorwärts, um regulatorische Klarheit für Stablecoins zu schaffen, und ein großer Schritt vorwärts, um dem Dollar ein Upgrade zu geben und ihn wettbewerbsfähiger zu machen.“ USDC entspricht bereits weitgehend den Vorgaben von GENIUS.

Etwas anders sieht es bei Tether aus, das den Stablecoin USDT durch ein etwas gemischteres Portfolio deckt, etwa auch durch Gold, Bitcoin und Unternehmensanleihen. Bisher hat Tether noch kein offizielles Statement über GENIUS gepostet. CEO Paolo Ardoino kommentiert es aber in einem Podcast.

Ardoino lobt zwar das Gesetz, es sei wohl durchdacht, und bekundet, dass Tether es schon weitgehend einhalte, etwa durch die Zusammenarbeit mit US-Behörden. Allerdings sei es für Tether „nicht einfach“. Denn die US-Politik reguliert Stablecoins so, als würden sie sich nur auf US-Boden bewegen, ohne die speziellen Ansprüche zu berücksichtigen, denen ein internationaler Coin wie Tether außerhalb der USA gegenübersteht, etwa in Afrika oder Südamerika. Ardoino plädiert also dafür, zwischen einheimischen und internationalen Stablecoins zu entscheiden.

Hier klingt ein wenig an, als werde der Circle-Dollar USDC nach der EU auch in den USA zum Regulierungsgewinner. Wie es für Tether weitergeht, ist noch unklar. Doch algorithmische Stablecoins, wie die Maker-Dollar, haben wenig Aussicht, zugelassen zu werden. Sie dürften schon jetzt zu den Regulierungsverlierern zählen.