Royals: Tod für die Morgen-News – wie ein Arzt King George tötete
1936 starb König George V. durch Morphium und Kokain. Sein Arzt, Lord Dawson, sorgte für den sanften Tod – auch wegen der Frühnachrichten. Ein Geheimnis, das Jahrzehnte ruhte.

1936 starb König George V. durch Morphium und Kokain. Sein Arzt, Lord Dawson, sorgte für den sanften Tod – auch wegen der Frühnachrichten. Ein Geheimnis, das Jahrzehnte ruhte.
1936 lag König George V. auf seinem Sterbebett – es gab keine Hoffnung, dass der Monarch, der das Empire durch den Ersten Weltkrieg geleitet hatte, die nächsten Tage überstehen würde. In der Nacht traf der königliche Arzt, Lord Dawson, eine einsame Entscheidung. Er verabreichte seinem Monarchen Morphium und Kokain, um ihm einen raschen und schmerzlosen Tod zu ermöglichen. Dies geschah auch, damit die Nachricht vom Tod – so die Notizen von Lord Dawson – "in den Morgenzeitungen und nicht in den weniger geeigneten Abendblättern" veröffentlicht werden konnte. Laut seinen Aufzeichnungen hatte Dawson zuvor seine Frau in London angerufen und sie gebeten, die "Times zu bitten, die Veröffentlichung zurückzuhalten".
König starb durch einen Akt der Gnade
Tatsächlich war das Timing eher ein Nebeneffekt; Dawson fühlte sich zu diesem Akt der Gnade verpflichtet. Die Tat wurde einerseits offiziell geheim gehalten, doch Dawson machte aus seiner Haltung keinen Hehl. Zuvor hatte der Erzbischof von Canterbury, Cosmo Gordon Lang, am Bett des bewusstlosen Königs gebetet. Danach injizierte Lord Dawson die tödlichen Dosen: dreiviertel Gramm Morphium und ein Gramm Kokain. Das Ende des Königs kam schnell; es dauerte weniger als eine Stunde nach den Injektionen. Morphium und Kokain wirken auf das zentrale Nervensystem: Morphium dämpft Atmung und Schmerzempfinden, während Kokain das Herz-Kreislauf-System stimuliert. Zusammen beschleunigen sie den Tod, indem sie lebenswichtige Funktionen unterdrücken. Anderthalb Stunden zuvor hatte Dawson notiert: "Das Leben des Königs neigt sich friedlich seinem Ende zu."
Zehn Monate später sprach Lord Dawson während einer Debatte über Euthanasie im House of Lords. Er lehnte ein Gesetz zur Legalisierung der Euthanasie ab, ohne sie jedoch verbieten zu wollen. Seiner Ansicht nach gehörte sie in den geschützten Bereich zwischen Arzt und Patient; diese "Mission der Barmherzigkeit" obliege dem Gewissen des Arztes, nicht dem Gesetzgeber. "Man sollte den Akt des Sterbens sanfter und friedlicher gestalten, auch wenn das eine Verkürzung des Lebens bedeutet", sagte er. "Das ist zunehmend üblich geworden. Dies kann als etwas Akzeptiertes gelten." Und: "Wenn wir nicht heilen können, dann lasst uns um Himmels willen unser Bestes tun, den Schmerz zu lindern."
Diskretion und Verantwortung
Bekannt wurde diese Episode erst 1986, ein wirkliches Geheimnis war sie jedoch nicht. Francis Watson, der Biograf des Arztes, las die Notizen bereits nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Wunsch der Witwe ließ er diese Begebenheit aus. Später sagte er: "Lady Dawson wollte es nicht darin haben, und ich stimmte bereitwillig zu. Ich hielt es nicht für angemessen."
Die Entscheidung zu diesem letzten Schritt traf Lord Dawson allein, als er bei dem Sterbenden war. Königin Mary und der Prinz von Wales, der als Edward VIII. den Thron besteigen würde, hatten dem Arzt mitgeteilt, dass er das Leben des Königs nicht unnötig verlängern solle, wenn die Krankheit offensichtlich tödlich sei. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der König selbst gefragt wurde. Von einem aktiven Schritt war auch nicht die Rede. Angesichts der tiefen religiösen Bindung des Königspaares ist es sogar unwahrscheinlich, dass es zugestimmt hätte, wenn Dawson es gefragt hätte. Also stellte Lord Dawson keine Fragen; er traf die letzte Entscheidung selbst und teilte sie vermutlich niemandem mit.
In den 1930er-Jahren war Euthanasie ein Tabuthema, das sowohl medizinisch als auch moralisch stark umstritten war. Sie stand im Widerspruch zu den christlichen Werten und der Rechtsprechung. Für einen Mann wie Lord Dawson war es folgerichtig, dass er als Arzt die schwere Verantwortung allein trug und sie nicht dadurch erleichterte, dass er die Angehörigen belastete. Er notierte: "Es war offensichtlich, dass die letzte Phase viele Stunden andauern könnte, unbemerkt vom Patienten, aber wenig vereinbar mit der Würde und Gelassenheit, die er so reichlich verdiente und die eine kurze letzte Szene verlangte."
König des Volkes und der Pflicht
Und Dawson gab seinem König das Ende, so wie er es verdient hatte. George V. hatte das Königreich durch den Ersten Weltkrieg geführt. Er besuchte die Truppen an der Front und änderte 1917 den Namen des Königshauses von "Haus Sachsen-Coburg und Gotha" zu "Windsor", um antideutsche Ressentiments zu entschärfen. Seine Rede in Belfast 1921 ebnete den Weg für den Anglo-Irischen Vertrag, der den Unabhängigkeitskrieg beendete und Irland teilte, aber Frieden brachte. Während des Generalstreiks 1926 mahnte er zur Mäßigung und sprach sich mit "Versucht, von ihrem Lohn zu leben, bevor ihr sie verurteilt" für die Arbeiter aus, was seinen Ruf als "Volkskönig" festigte.
Ein würdevoller Tod gehörte zu dem Bild eines großen Monarchen. Überliefert sind die letzten Worte von George V. an seinen Privatsekretär: "Wie geht es dem Empire?", soll er gefragt haben. Diese Frage passte zu dem König als einem Mann von strenger Disziplin und Pflichtbewusstsein, geprägt durch seine Jahre bei der Royal Navy, der sich als Hüter der Nation sah. In Lord Dawsons Notizen ist allerdings von einem zutiefst menschlichen Ausruf die Rede. Als Dawson ihm eine kleine Dosis Morphium injizierte, soll der König geflucht haben: "God damn you."
George V. kannte die Schwächen seines Sohnes
George V. war kein Mann der großen Gesten. Er bevorzugte ein einfaches Leben, liebte seine Briefmarkensammlung und die Ruhe der Gärten von Sandringham. Seine tiefe Religiosität, die er mit Königin Mary teilte, prägte ihn ebenso wie seine Abneigung gegen Schwäche – eine Haltung, die er auch in der strengen Erziehung seiner Kinder bewies. Sein Verhältnis zu seinem Nachfolger, Edward VIII., war von Spannungen geprägt. George V. erzog seinen Sohn mit derselben Strenge, die er selbst erfahren hatte, in der Hoffnung, ihm Pflichtbewusstsein einzuflößen. Doch Edward, charmant und extravaganter als sein Vater, widersetzte sich diesen Erwartungen.
Der König missbilligte den lockeren Lebensstil seines Sohnes und zweifelte an dessen Eignung für die Krone – eine Sorge, die sich bewahrheitete, als Edward weniger als ein Jahr nach seiner Thronbesteigung abdankte, um Wallis Simpson zu heiraten. George V. hatte es vorausgesehen: "Er wird alles in einem Jahr ruinieren."