Künstliche Intelligenz: Milliarden-KI-Start-up aus Köln – DeepL kann Umsatz fast verdoppeln
Die jüngste Bilanz von DeepL verrät viel über die Wachstumsstrategie von Deutschlands wertvollstem KI-Start-up. Im Kampf gegen Google setzt die Kölner Firma auf eine spezielle Zielgruppe

Die jüngste Bilanz von DeepL verrät viel über die Wachstumsstrategie von Deutschlands wertvollstem KI-Start-up. Im Kampf gegen Google setzt die Kölner Firma auf eine spezielle Zielgruppe
DeepL gehört zu den stillen Stars der deutschen Tech-Szene. Aus einem unauffälligen Gewerbegebiet in Köln ist der Übersetzungsdienst binnen acht Jahren zu Deutschlands erfolgreichstem KI-Start-up aufgestiegen – mit einer Bewertung von 2 Mrd. US-Dollar und Kunden in über 200 Ländern.
Doch über die Geschäftslage des Überfliegers ist wenig bekannt. Die jüngst veröffentlichte Bilanz für 2022 gibt nun einen seltenen Einblick in die Umsatzentwicklung der Firma, die einige Analysten schon als aussichtsreichen Börsenkandidaten sehen.
DeepL konnte seine Umsätze 2022 demnach fast verdoppeln: von 29 auf 55,1 Mio. Euro. Mit einer Wachstumsrate von rund 90 Prozent übertraf das Unternehmen damit knapp die eigene Prognose – und setze den Verdopplungskurs aus dem Vorjahr fort. Haupttreiber des Wachstums: die steigenden Abo-Abschlüsse für den Übersetzungsdienst sowie Lizenzeinnahmen und neue Märkte wie Singapur und Mexiko.
Massive Investitionen in KI statt Gewinne
Trotz des Wachstums blieb am Ende ein Minus von 300.000 Euro. Grund sind massive Investitionen – in die Verdopplung des Personals, Serverkapazitäten und in neue Produkte wie die KI-Schreibhilfe DeepL Write.
Die Verluste sind offenbar in eine langfristige Wachstumsstrategie eingepreist: Auch 2023 plante DeepL „erhebliche“ Investitionen, um die Umsätze auf 85 bis 95 Mio. Euro zu steigern. Für 2024 gibt es noch keine Prognose. DeepL wollte die Zahlen auf Capital-Anfrage nicht kommentieren.
Mit der Strategie „Wachstum vor Profitabilität“ will sich Start-up offenbar die US-amerikanische Konkurrenz vom Leib halten. In Übersetzungstests liegt DeepL bisher vor Google und OpenAI. Damit das so bleibt, müssen die Kölner vor allem in die zugrunde liegenden KI-Modelle investieren – ein teures Unterfangen.
DeepL wettet auf Firmenkunden
Das Unternehmen setzt mit seinem Qualitätsversprechen auf die Zahlungsbereitschaft von Firmen, die sich keine Ungenauigkeiten leisten können. Zugleich investiert es in neue Business-Funktionen: Jüngst führte DeepL Live-Untertitel für Videokonferenzen und die Übersetzungshilfe Clarify ein.
Kurzfristige Verluste nimmt DeepL dafür in Kauf – und kann es sich anscheinend leisten: Ende 2022 sicherte sich das Start-up eine Finanzierungsrunde in unbekannter Höhe, im Frühsommer folgten weitere 300 Mio. US-Dollar.
Damit soll nun die nächste Wachstumsphase starten. „Wir wollen ein globales Techunternehmen sein“, sagte Gründer und CEO Jaroslaw Kutylowski vergangenes Jahr im Interview mit Capital.