To complicate things further

Auf Instagram, wo ich mich trotz allem weiter betrachtend herumtreibe, sah ich einen Clip mit dem ohnehin sympathischen Bill Nighy (Wikipedia zu ihm), der dort einen Podcast ankündigte und sich mit einem Satz vorstellte, bei dem ich mir sofort dachte, dass man ihn sich merken müsse: „My name is Bill Nighy and I‘m here to... Der Beitrag To complicate things further erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Mär 19, 2025 - 20:41
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To complicate things further

Auf Instagram, wo ich mich trotz allem weiter betrachtend herumtreibe, sah ich einen Clip mit dem ohnehin sympathischen Bill Nighy (Wikipedia zu ihm), der dort einen Podcast ankündigte und sich mit einem Satz vorstellte, bei dem ich mir sofort dachte, dass man ihn sich merken müsse: „My name is Bill Nighy and I‘m here to complicate things further.“

Ein Einleitungssatz, vor dem man sich verbeugen möchte, nicht wahr. Und den man dringend und auch mit einer gewissen Lust im Berufsleben unterbringen möchte. Also ich jedenfalls.

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Ein Sohn lernt freiwillig in den Ferien etwas für Mathe, stelle ich mit beeindrucktem Staunen fest. Und sehe nebenbei auch, was er da macht. Ein Blick auf seinen Bildschirm, auf dem es aussieht wie bei einem Raketenwissenschaftler. Weswegen ich auch mit Sicherheit sagen kann, dass ich von seinen Aufgaben absolut gar nichts verstehe. Gymnasiale Oberstufe, weiß der Kuckuck, was die da machen, es sieht wahrhaft wild aus.

Der andere Sohn macht nicht ganz so freiwillig wie der andere etwas Französisch, und ich versuche, ihm per Einsatz von AI dabei geringfügig zu helfen. Also etwa ein Vokabel-Quiz zu erstellen und dergleichen. Dabei sehe ich ebenfalls, dass ich die Fragen, etwa die zur Grammatik, definitiv nicht mehr beantworten könnte. Böhmische Dörfer, Bahnhof, je ne sais pas.

Ein Schild im Schaufenster eines Ladens: Keine Auskunft!

Eine lapidare Doppelfeststellung, aber im Grunde doch das Ende einer Epoche – ich bin jetzt bei den Hausaufgaben raus und inhaltlich komplett abgemeldet. Ich bin nicht mehr der, den man etwas fragen kann. Außer in Deutsch vielleicht, denn bei dem Thema hält sich hartnäckig das Gerücht, ich müsse geradezu reflexmäßig alles können und jederzeit zu besonderen Glanzleistungen in der Lage sein. Weil Bücher, Blog, Kolumnen, also bitte.

Ich nicke freundlich, googele alles nur heimlich und stets noch bevor die Söhne aufstehen. Man muss auch etwas am Erhalt seines Images arbeiten.

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Apropos Deutsch: Ein weiteres Buch habe ich gerne gehört, teils auch gelesen. Warum nicht einmal die Medienformen mischen? Das habe ich noch nie gemacht, stellte ich dabei überrascht fest. Ein Kapitel hörte ich, eines las ich, wie es gerade passte. Das geht auch, und gut geht es. Ein Buch vom fast schon vergessenen Bruno Frank war es, gelesen von Ulrich Noethen: Cervantes.

Das Hauptwerk von Frank ist dies, so heißt es überall, ich kenne seine anderen Bücher nicht. In diesem Roman über den Dichter werden an einigen Stellen historische Szenen, die man von riesigen Ölgemälden in Museen zu kennen meint, eine bedeutende Seeschlacht etwa oder eine königliche, pompöse Prozession durch eine alte Stadt, sprachlich akribisch nachgemalt. Detail für Detail, Satz für Satz. Es war mir eine helle Freude, das zu hören oder zu lesen. Hervorragend und in äußerst angenehmer Ruhe wurde das alles ausgearbeitet, und man kann sein Vokabular wieder etwas anreichern dabei. Ausgesprochen klangvolle Begriffe findet man, die einem vielleicht lange nicht mehr in den Sinn gekommen sind.

Das habe ich gemocht, diese literarischen Wimmelbilder, für die man einige Minuten braucht, um sie vollständig zu konsumieren, die so unzeitgemäß gründlich dargestellt wurden.

Da auch die Inquisition im Roman vorkam, boten sich aber schon wieder lästige Parallelen zur Gegenwart an, etwa zu den Aussagen der radikalen Christen in den USA, die Gedanken an Aktuelles drängten sich auf. Das machte es dann wieder etwas anstrengend, dem zu folgen, aber dafür konnte das Buch nichts. Als die Inquisition in der Handlung endlich überwunden wurde, fiel es dem spanischen König allerdings im nächsten Kapitel spontan ein, ohne Sinn und Verstand Zölle zu erheben … Ich entkomme den Themen unserer Zeit wohl nirgendwo mehr. Nicht einmal in den Romanen, die ich ausdrücklich zur Ablenkung lese.

Ich habe sonst kaum Bezug und auch keine Neigung zu historischen Romanen, diesen fand ich aber ausgesprochen reizvoll. Das waren für mich immerhin erfreulich verbrachte Stunden.

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