Kostbares Grünland: Warum es 75 Jahre dauert, bis eine Wiese sich erholt

Manche Pflanzenarten brauchen viele Jahrzehnte, um in wiederhergestelltes Grünland zurückzukehren. Weil hochspezialisierte Bestäuber fehlen

Mär 19, 2025 - 17:37
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Kostbares Grünland: Warum es 75 Jahre dauert, bis eine Wiese sich erholt

Manche Pflanzenarten brauchen viele Jahrzehnte, um in wiederhergestelltes Grünland zurückzukehren. Weil hochspezialisierte Bestäuber fehlen

Grasland mag auf den ersten Blick wenig spektakulär wirken. Dabei bergen alte, über Jahrzehnte oder Jahrhunderte bewirtschaftete Flächen eine einzigartige Pflanzenvielfalt. Doch weltweit verschwinden immer mehr dieser artenreichen Graslandschaften. Weil sie von Sträuchern und Bäumen überwuchert werden oder weil sie für einen größeren Ertrag gedüngt, zu Ackerland umgewandelt oder bebaut werden.

Solche kostbaren Flächen wiederherzustellen, das zeigen Erfahrungen, ist nicht einfach. Denn die Pflanzen, die einmal hier wuchsen, stellen sich nicht von selbst wieder ein, nachdem Flächen gerodet oder aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung genommen wurden. Forschende der Universität Kobe in Japan haben nun genauer untersucht, woran das liegt. Und wählten dafür einen ungewöhnlichen Untersuchungsgegenstand.

"Es gibt keinen Ort, der sich besser eignet, um wiederhergestellte Grünlandflächen mit sehr unterschiedlichen Bewirtschaftungszeiträumen auf relativ kleinem Raum zu untersuchen, als Skipisten", sagt der Erstautor der Studie, der Ökologiestudent Gaku Hirayama in einer Pressemitteilung.

Ausgangspunkt der Untersuchungen in der Präfektur Nagano war eine vorangegangene Studie, derzufolge Pflanzen, deren Pollen vom Wind transportiert wird, auf wiederhergestellte Flächen schneller zurückkehren als solche, die bei der Verbreitung auf Insekten angewiesen sind.

Manche Pflanzenarten sind auf hochspezialisierte Bestäuber angewiesen

Wie die Autoren jetzt im Fachblatt "Journal of Applied Ecology" berichten, erfordert es 75 Jahre ununterbrochene Bewirtschaftung, bis Grünland wieder annähernd die Artenvielfalt alter Wiesen erreicht hat. Doch selbst dann fehlen noch einige Pflanzenarten. Nämlich vor allem solche, die von hochspezialisierten Insekten bestäubt werden.

Während Generalisten wie Fliegen oder Schwebfliegen relativ schnell auf die wiederhergestellten Flächen zurückkehren, lassen sich Insekten, die auf einzelne Pflanzenarten spezialisiert sind, Zeit. Darunter viele Wildbienen- und Schmetterlingsarten. Genau das ist auch der Grund, warum bestimmte Pflanzenarten nur sehr langsam zurückkehren.

Nach Ansicht der Autoren zeigt die Studie zweierlei: Die Wiederherstellung von Grasland sollte möglicherweise nicht ausschließlich der Natur überlassen werden. Wenn altes Grünland in der Nachbarschaft fehlt, könne es erforderlich sein, Samen oder Setzlinge von ehemals vorkommenden Pflanzen auszubringen.

Vor allem aber sei es wichtig, noch erhaltenes, bewirtschaftetes Grünland zu schützen. Für den Naturschutz müsse es oberste Priorität haben, solche Flächen als Rückzugsgebiete für hochspezialisierte, oft seltene Bestäuber zu erhalten, sagt Hirayama.