Kommunikation: Welche Fragen besser sind als "Bist du sauer?"

"Bist du sauer?" Eine vermeintlich harmlose Frage, die über die Gefühlswelt unseres Gegenübers aufklären soll – doch laut Experte führt sie häufig eher zu einer Blockade oder Trotz.

Mär 20, 2025 - 16:11
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Kommunikation: Welche Fragen besser sind als "Bist du sauer?"

"Bist du sauer?" Eine vermeintlich harmlose Frage, die über die Gefühlswelt unseres Gegenübers aufklären soll – doch laut Experte führt sie häufig eher zu einer Blockade oder Trotz.

Ich sitze auf dem Sofa und scrolle stumm auf meinem Handy hoch und runter. "Bist du jetzt sauer?", fragt mich mein Partner. Ernsthaft!? Schön, dass er auch mal mitbekommt, dass ich genervt bin – wieso nicht vor ein paar Minuten? Und wieso fragt er so blöd, als fände er meine Reaktion unnötig? "Nö, alles gut", antworte ich passiv-aggressiv. Gespräch beendet. Frag mich doch bitte nächstes Mal etwas Sinnvolleres.

Wieso löst die Frage "Bist du sauer?" so oft Probleme aus?

Olaf Schwantes, langjähriger Beziehungscoach, versteht mein Verhalten und erklärt, dass es (zum Glück) nicht untypisch ist. "Die Frage 'Bist du sauer?' kann ein Gespräch schnell blockieren", sagt er. Es könne sich für die andere Person so anfühlen, als würden die Gefühle in Frage gestellt oder abgetan werden, selbst wenn sie berechtigt seien. Und: "Die geschlossene Frage verengt die Antwort auf Ja oder Nein."

Ein "Nein" könne sich dem Experten zufolge für die fragende Person wie eine "Lüge" anfühlen, ein "Ja" zur Eskalation führen. "Es kann das innere Schutzschild aktivieren, das erst einmal abblockt oder trotzig reagiert, selbst wenn es stimmen sollte", erklärt Schwantes.

3 bessere Fragen als "Bist du sauer?"

Wie lässt sich das vermeiden – wie können wir statt einer angespannten Stimmung ein konstruktives Gespräch führen? "Besser ist es, offene und empathische Fragen zu stellen, die Raum für Gefühle lassen", rät der Beziehungscoach und nennt drei Fragen, die wir alternativ stellen können.

1. "Kann es sein, dass meine Worte dich verletzt haben – oder nehme ich das falsch wahr?"

Olaf Schwantes empfiehlt, bereits in der Frage die eigene Perspektive in den Fokus zu rücken. Zum einen klingt die Formulierung dann weniger vorwurfsvoll, nicht so, als würden die Gefühle hinterfragt oder abgetan werden. Und zum anderen, weil die eigene Perspektive gleichzeitig Irrtümer zulässt und dass dem Gegenüber durch den Teilsatz "oder nehme ich das falsch wahr?" auch offen vermittelt wird. Die eigene Ansicht wurde erläutert, nun kann die andere Person gut ihre Sichtweise schildern.

2. "Magst du erzählen, was dich gerade beschäftigt, was bei dir los ist?"

Diese alternative Frage wirkt nicht bedrängend oder spekulativ. Es ist eine offene und empathische Formulierung, die dem Gegenüber ausreichend Platz zum Fühlen, Gedankensortieren und Antworten lässt. Ein "Ich habe Zeit, erzähl ganz in Ruhe" kann diese positive Grundatmosphäre noch verstärken.

3. "Ich fühle mich gerade unwohl, so wie es zwischen uns beiden ist, wie geht es dir damit?"

Die dritte Möglichkeit vereint Teile aus beiden vorherigen Alternativen. Zunächst wird die eigene Sichtweise in der "Ich"-Perspektive geschildert, anschließend wird dem Gegenüber eine ganz offene und nicht bedrängende Frage gestellt, die Raum lässt. Der Experte resümiert: "Mit diesen Fragen zeigen wir echtes Interesse und helfen der anderen Person, aus einem potenziellen Konflikt ein klärendes Gespräch zu führen."