Katja Burkard verrät: "Alles wird besser – bis auf das Bindegewebe"

Fernsehmoderatorin Katja Burkard wird in ein paar Wochen 60. Alt fühlt sie sich trotzdem nicht. Und das liegt nicht am Botox in der Stirn.

Mär 26, 2025 - 10:32
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Katja Burkard verrät: "Alles wird besser – bis auf das Bindegewebe"

Fernsehmoderatorin Katja Burkard wird in ein paar Wochen 60. Alt fühlt sie sich trotzdem nicht. Und das liegt nicht am Botox in der Stirn.

BRIGITTE: Wissen Sie noch, was Sie früher über Frauen in Ihrem Alter dachten?

Katja Burkard: Oh ja, das waren für mich definitiv alles alte Frauen. Aber inzwischen werden wir alle immer älter, und meine Generation ist viel fitter, als unsere Mütter und Großmütter es waren. Das Negative, das beim 60. mitschwingt, könnte ich mir vielleicht für zehn Jahre später vorstellen, aber nicht jetzt.

Warum heißt Ihr Buch dann nicht "60 ist das neue 50"?

Weil ich nicht erst seit 50 Jahren lebe, sondern seit 60, und die letzten zehn waren schon auch entscheidend. Ich würde der 60 gern ein neues Image verleihen. Zu meinem 59. gab es einige Sprüche in Richtung "Ein Jahr hast du noch". Darüber habe ich intensiv nachgedacht und mich gefragt, ob ich mir die "Sechs davor" vielleicht nur schönrede. Aber tatsächlich juckt sie mich null. Die 30 fand ich viel schwieriger, da hatte ich meine größte Krise.

Warum das?

Kinder kriegen oder nicht, möglicherweise heiraten, ein Haus bauen, eine Wohnung kaufen, im Job Fuß fassen, entscheiden, wo die Reise hingehen soll im Leben – das sind doch viel größere Themen als die, die jetzt anstehen. Man spürt den Druck von außen: "Guck mal, die Nachbarstochter hat schon Familie und du noch nicht mal einen Bausparvertrag." Ich habe damals eine Therapie gemacht – die beste Investition meines Lebens – und ich erlebe das auch jetzt bei meinen jungen Kolleginnen: Um die 30 ist wirklich eine Phase, die es in sich hat. Aber bei der 60 verstehe ich die Aufregung nicht, und es ärgert mich, dass vor allem wir Frauen uns diesen Geburtstag so vermiesen lassen.

Ist es nicht vor allem der Druck von außen? Die Gesellschaft schaut auf ältere Frauen immer noch anders als auf ältere Männer.

Ich glaube, es ist fifty-fifty. Tatsächlich kämpfen wir in vielen Bereichen gegen Benachteiligung, und jede Gruppe pocht – oft zu Recht – auf ihre Rechte, aber Altersdiskriminierung ist immer noch sehr lebendig. Übers Älterwerden darf jeder seine blöden Witzchen machen. Aber ich finde, wenn wir Frauen nicht eine andere Haltung zu diesem Geburtstag entwickeln, wird sich nie etwas ändern.

Sie werden nicht nur einfach 60, Sie stehen auch in der Öffentlichkeit. Ist der Druck da nicht besonders groß?

Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe noch nie vom Sender oder von der Öffentlichkeit Druck bekommen.

Aber früher gingen Sie schon davon aus, dass es ab 40 schwieriger würde im Fernsehen …

Ja, und zu meinem 50. Geburtstag bin ich zum Geschäftsführer und habe gesagt: Hör mal, wenn ihr irgendwie darüber redet und nicht wisst, wie ihr es mir beibringen sollt, sagt es mir direkt und früh genug. Ich bin da immer für klare Kante.

Und wie hat er reagiert?

Er hat mich verwirrt angeguckt und gefragt, wovon ich rede. Jetzt mit 60 kommt mir ein ähnlicher Gedanke gar nicht mehr, was natürlich auch daran liegt, dass meine Zielgruppe mit mir älter geworden ist, und die Jungen nicht mehr unbedingt Fernsehzuschauer sind. Den Druck mache ich mir, wenn schon, selbst. Darin sind wir Frauen ja Expertinnen.

Was meinen Sie damit?

Im Sender würde niemals jemand sagen: Oh, diese Falte, da müssen wir jetzt was machen. Aber ich sehe die Falte jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue. Deswegen lass ich mir zwei Mal im Jahr Botox spritzen, dann ist das Problem gelöst. Das mache ich nur für mich.

Um jünger auszusehen …

Ich will nicht jünger aussehen, sondern einfach besser. Mit Zornesfalte sehe ich grimmig aus, was ich definitiv nicht bin!

Sich Falten wegspritzen zu lassen, ist für Sie also kein Widerspruch zum Wunsch, zur 60 zu stehen?

Null Komma null. Bei aller Freiheit und aller Toleranz, die wir in vielen Bereichen zu Recht einfordern, verstehe ich nicht, warum wir da so kritisch sind. Als lägen Botox-Konsum und Intelligenzquotient quasi auf einem Areal! Es hat für mich auch nichts mit meiner Würde zu tun, ob ich irgendwas an mir machen lasse. Es regt mich wirklich auf, wenn so etwas über Frauen gesagt wird. Würdelos finde ich Männer, die Geliebte haben, die ihre Enkelinnen sein könnten!

Sie schreiben, dass Sie insgesamt viel zufriedener sind mit Ihrem Körper als früher.

Absolut. Wenn ich mir heute Bilder von damals anschaue, denke ich: Warum hatte ich Komplexe? Wo war das Problem? Das kennt vermutlich jede Frau. Aber damals habe ich oft gehadert, fühlte mich hässlich oder dachte: Heute Abend kann ich nicht rausgehen, weil eine Haarsträhne falsch liegt. Inzwischen bin ich selbstbewusster, und was andere denken, ist mir egal.

Eigentlich schade, dass sich diese Haltung erst entwickeln muss.

Ja, das finde ich wirklich traurig. Nicht dünn genug, nicht schön genug, insgesamt nicht genug – da wird es für Frauen immer etwas geben, und mit Social Media wächst der Druck noch mehr. Ich bin früher nachts oft wach geworden mit dem Gedanken "Irgendwann werden alle merken, dass du nichts kannst". Heute sagen mir Frauen, die viel jünger sind als ich, dass es ihnen genauso geht. Aber ich kenne keinen Mann, der jemals auch nur eine Sekunde diesen Gedanken hatte.

Was haben Sie dafür getan, dass Sie heute selbstbewusster, zufriedener, gelassener sind?

Sehr viel. Ich habe mich immer hinterfragt, innere Arbeit betrieben und auch irgendwann die Mediation für mich entdeckt. Vor vier, fünf Jahren bin ich da tiefer eingestiegen. Hätte ich schon als junge Frau gewusst, was Meditation kann, es wäre wunderbar gewesen. Sicher würde es mir besser tun, jeden Tag zu meditieren, aber ich finde es falsch, mir damit jetzt wieder Druck zu machen. Und es gibt noch etwas anderes: Mein Hormonspiegel ist seit Längerem stabil. Seit ich in den Wechseljahren schlimme Beschwerden hatte, nehme ich Hormone und habe eine Dosis gefunden, die super für mich passt. Keine Hormon-schwankungen mehr zu haben, finde ich sehr, sehr wohltuend. In meinem Gehirn ist Ruhe eingekehrt.

Falten sind das eine, was tun Sie insgesamt, damit Ihr Körper möglichst lange fit bleibt?

Zur Wahrheit über das Älterwerden gehört leider auch: Alles wird besser – außer das Bindegewebe. Da ist es sicherlich ein Vorteil, dass ich schon immer gern Sport gemacht habe. Ich will nicht jeden überzeugen, und es muss auch sicher nicht so viel sein wie bei mir, aber wenn man einigermaßen gesund alt werden will, ist Sport spätestens ab 60 einfach unerlässlich. Und zwar nicht nur Yoga, sondern auch Krafttraining. Allein schon, um Osteoporose vorzubeugen. Ich sehe das bei meiner 91-jährigen Mutter; sie hat Osteoporose, und das ist leider sehr schmerzhaft.

Sind Sie beim Essen auch so vorbildlich?

Ich bin da, nennen wir es mal so, in einem Lernprozess. Meine Kollegen kommen immer mit selbst gemachtem Müsli und den tollsten Sachen ins Büro, und ich koste von jedem, ob es mir schmecken könnte. Aber ich bin eher Typ Nutella-Brötchen.

Und haben Sie deshalb ein schlechtes Gewissen?

Überhaupt nicht. Ich esse auch sehr viele Kartoffelchips, und ich weiß natürlich, da sind Transfette und Geschmacksverstärker drin. Klar, ich könnte jetzt auch eine Tüte weniger in der Woche essen, aber ich genieße sie einfach, fühle mich gut, und meine Blutwerte, die ich regelmäßig checken lasse, sind im grünen Bereich.

Welche Vorbilder haben Sie, wenn es ums Älterwerden geht?

Birgit Schrowange ist zum Beispiel ein super gutes Vorbild, Iris Apfel bin ich auf Instagram gefolgt, Michelle Obama ist eine Frau in meinem Alter, die ich großartig finde. Am meisten fasziniert mich dabei nicht, wie toll diese Frauen aussehen, sondern welche Lebensfreude und Lebendigkeit sie haben. Das Allerschlimmste am Älterwerden sind ja nicht die Falten, sondern wenn Leute sich sowohl körperlich als auch seelisch nicht mehr bewegen.

Wie bewahren Sie sich diese innere Lebendigkeit?

Dieses abgeklärte "Ich habe vor allem in der eigenen Stadt schon alles gesehen" ist eine große Gefahr, und die habe ich im Blick! Neulich hat meine Tochter mich überredet, in Köln mit ins Theater zu kommen. Erst wollte ich nicht, und dann sind wir am nächsten Tag gleich noch mal in eine andere Vorstellung gegangen. Da habe ich gemerkt, dass ich echt mal wieder ein bisschen neugieriger auf meine eigene Stadt sein könnte. Ich habe mir vorgenommen, im Frühling öfter mal mit dem Rad durch Köln zu kurven. Auch hier gibt es Stadtteile, wo ich noch nie war.

Wann fühlen Sie sich wirklich alt?

Ich bewundere die junge Generation wirklich dafür, wie sie mit allem Digitalen umgeht. Da gibt es Neuerungen auf dem Handy, und die können das sofort. Wenn ich sehe, wie viel besser das alles meine Töchter können, wie schnell sie, wenn wir zusammen reisen, Tickets für Sehenswürdigkeiten buchen, fühle ich mich wirklich alt. Ich fand es interessant zu beobachten, dass ich daran wirklich zu knabbern habe.

Aber ein "Dafür bin ich zu alt" gibt es trotzdem nicht?

Nein, das wäre die größte Bankrotterklärung. Ich stell mich da zwar manchmal echt doof an, aber das soll nicht so bleiben. Auf meiner Bucketlist steht ein Kurs, in dem alle vorinstallierten Apps im Handy erklärt werden.

Ihren 50. haben Sie mit einer großen Party gefeiert. Und der 60.?

Ich wünsche mir wieder eine wilde Feier mit vielen Leuten, die es richtig mit mir krachen lassen. Ich habe auch vor, wieder auf der Theke zu tanzen.