Jürgen Weber: Vom schwäbischen Ingenieur zu „Mr. Lufthansa“ – ein persönlicher Nachruf

Der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber hat mit Simone Menne die erste Frau zum Finanzvorstand in einem Dax-Konzern befördert. Sie erinnert sich in einem persönlichen Rückblick an ihren Mentor

Mai 14, 2025 - 22:26
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Jürgen Weber: Vom schwäbischen Ingenieur zu „Mr. Lufthansa“ – ein persönlicher Nachruf

Der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber hat mit Simone Menne die erste Frau zum Finanzvorstand in einem Dax-Konzern befördert. Sie erinnert sich in einem persönlichen Rückblick an ihren Mentor

Jürgen Weber war ein besonderer Mensch und Manager. Am Anfang hätte ihm niemand spontan Charisma zugesprochen. Als er in schwierigen Zeiten Vorstandsvorsitzender der Lufthansa wurde, zweifelte mancher an der Fähigkeit des schwäbischen Ingenieurs, die Firma aus der Krise zu führen. Aber er hatte Eigenschaften, die wichtiger sind als Charisma und Selbstdarstellung: Ehrlichkeit, Authentizität und Mut. 

Alle Menschen wurden von ihm gleich behandelt, unabhängig von der Hierarchie hörte er zu und suchte Begegnungen. Nach einem Townhall Meeting in Hamburg, bei dem ich dabei sein durfte, wollte er nicht ins Büro der Geschäftsführung, sondern setzte sich ins Büro der Assistenz, in dem sich Menschen trafen. Er forderte nichts von Mitarbeitern, was er nicht auch bereit war zu geben. Seine visionäre Seite bewies er unter anderem durch die Gründung der Star Alliance.

Als Lufthansa-Chef mutig und fair

Ich bin ihm zu besonderem Dank verpflichtet, denn als Aufsichtsratsvorsitzender hatte er den Mut, mich, eine weitgehend unbekannte Managerin, zur ersten CFO im Dax zu machen. Am Tag der Mitteilung, dass Stephan Gemkow als CFO den Konzern verlassen würde, erhielt ich abends, damals noch in England, einen Anruf. Ob ich am nächsten Tag bei ihm in Hamburg sein könnte. Und dann tauschten wir uns einen Nachmittag und Abend in seinem Privathaus aus über Werte und Ideen. Am Ende öffnete er eine Flasche Sekt. 

In der Zusammenarbeit war er klar in den Zielen, die er einforderte und er wurde durchaus deutlich, wenn er nicht zufrieden war. Aber er war fair und hatte ein gutes Gespür, mögliche Uneinigkeiten im Vorstand zu erkennen und aufzulösen.

Wir haben einen guten Menschen verloren und behalten in ihm ein Vorbild mit den Fähigkeiten eines herausragenden Unternehmenslenkers.