Dr. Ulrich Bauhofer im Interview: So kann Ayurveda zur Langlebigkeit beitragen

Ayurveda gilt als eines der ältesten Medizinsysteme der Welt und spielt auch in der Diskussion um Longevity eine große Rolle. Warum?

Apr 24, 2025 - 23:45
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Dr. Ulrich Bauhofer im Interview: So kann Ayurveda zur Langlebigkeit beitragen

Ayurveda gilt als eines der ältesten Medizinsysteme der Welt und spielt auch in der Diskussion um Longevity eine große Rolle. Warum?

Ayurveda gilt als eines der ältesten Medizinsysteme der Welt - und spielt auch in der heutigen Diskussion um ein langes, gesundes Leben eine große Rolle. Dr. Ulrich Bauhofer, Arzt und Autor des Buches "Aktiv verjüngen" (südwest Verlag, ET: 23. April 2025) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Verbindung von ayurvedischem Wissen und moderner Gesundheitsforschung. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt er, welche Rolle Ayurveda in seiner persönlichen Longevity-Formel spielt und was dieses alte Wissen modernen Menschen im Alltag bieten kann.

Welche Rolle spielt Ayurveda in ihrer Longevity-Formel?

Dr. Ulrich Bauhofer: In meiner Longevity-Formel ist Ayurveda das Herzstück. Die vedische (Verjüngungs-)Therapie Rasayana mit dem Grundsatz "Vaya Staphan" (bewahre Dein Alter) ist vor 3.500 Jahren das erste Mal aufgeschrieben worden. Neben präzisen Lifestyle-Empfehlungen gibt es die Juwelen der vedischen Heilkunde, auch Rasayanas genannt. Das sind Heilkräuter, die gesund, jung und geistig klar halten.

In meinem neuen Buch "Aktiv verjüngen" habe ich diese ganzen jahrtausendealten Ratschläge mit der modernen Longevity-Forschung verglichen, Sie werden überrascht sein, wie sehr sich diese beiden Disziplinen decken. Viele Longevity-Supplements enthalten beispielsweise genau dieselben Bestandteile wie die alten Kräuterrezepturen, die in Indien übrigens wie Schätze gehütet und weitergegeben werden.

Man kann es auf folgende Nenner bringen: Wenn moderne Forschung den alten, bewährten Prinzipien entspricht, sind wir auf der sicheren Seite. Denn viele moderne Longevity Empfehlungen, wie zum Beispiel Medikamente zu nehmen, für die Langzeitforschung am gesunden Menschen fehlt, kann ich als Ganzheitsmediziner nicht goutieren. Wir halten uns lieber an Mutter Natur und machen es ohne Chemie.

Warum hat Ayurveda so viel mit Langlebigkeit zu tun?

Dr. Bauhofer: Die Rasayana-Therapie ist praktisch die Königsdisziplin im Ayurveda. Alle medizinischen Therapien, Maßnahmen und Empfehlungen laufen letztendlich darauf hinaus, so lange wie möglich, so gesund, aktiv und auch attraktiv zu bleiben.

Was hat dieses jahrtausendealte Wissen Menschen zu bieten, die in einem modernen, getakteten Alltag leben?

Dr. Bauhofer: Wir in den westlichen Industrienationen leben einen Lifestyle voller Hektik und Stress. Die weisen Vaidyas, die vedischen Ärzte, empfahlen bereits vor Jahrtausenden, wie wichtig es ist, Stress zu vermeiden. Und es gibt im Ayurveda zahllose sanfte Routinen und wohltuende Rituale gegen Stress, von Morgen-Ritualen, Yoga, Meditation über Adaptogene, das sind stressabschirmende Heilkräuter, die das Nervensystem beruhigen, die innere Ausgeglichenheit und den Schlaf fördern.

Außerdem ist unsere Ernährung eine Katastrophe: Zu fett, zu schwer, zu zuckerhaltig, industriell verarbeitet und oft durch lange Transportwege oder Lagerung ihrer Nährstoffe beraubt. Im Ayurveda legt man großen Wert auf naturbelassene und ganz frisch gekochte Nahrung. Kein Aufwärmen, keine Mikrowelle, keine Konservierungsstoffe.

Viele denken bei Ayurveda an Räucherstäbchen und Esoterik. Was sagen Sie solchen Menschen?

Dr. Bauhofer: Ich verstehe schon, dass es Menschen gibt, die den Ayurveda als Esoterik abtun. Aber meine Erfahrung ist, dass sie einfach nicht genug darüber wissen. Diese ganzheitliche Heilkunst ist die älteste Heilkunde der Welt, sie kommt aus der vedischen Hochkultur. Die medizinischen Kompendien sind nicht nur sehr ausführlich, sondern ungeheuer präzise und genau.

Die Charaka-Samhita, eines der medizinischen Hauptlehrbücher, enthält über 120 Kapitel mit tiefgehendem Wissen über Gesundheit, Krankheit, Diagnose, Therapie, Ernährung, Lebensstil und innere Medizin. Prävention könnte man als einen Schwerpunkt beschreiben, denn die Vaidyas wurden nur bezahlt, wenn die Patienten gesund blieben.

Aber der ganzheitliche Aspekt hat mich persönlich eigentlich immer am meisten fasziniert. Ayurveda ist ein traditionelles System der Medizin, das pathophysiologische Prozesse anhand von funktionellen Prinzipien (Doshas) beurteilt und reguliert. Es kombiniert präventive und therapeutische Maßnahmen, darunter Phytotherapie, Ernährungslehre, manuelle Techniken und Lebensstilinterventionen. Der holistische Ansatz, nicht nur ein Körperteil, sondern stets den ganzen komplexen zusammenhängenden menschlichen Organismus zu behandeln, ist sehr weise. Ganz einfach deshalb, weil wir viele körperliche Prozesse und wie diese mit anderen Zusammenhängen noch gar nicht genau kennen und entschlüsselt haben.

Im Ayurveda wird auch nicht jeder Mensch gleich behandelt, ein zarter, sensibler Konstitutionstyp braucht eine ganz andere Behandlung als ein robuster, widerstandsfähiger Mensch. Ich würde es einmal so zusammenfassen, wir sprechen hier von einem modernen Ayurveda, denn die Jahrtausende alten Prinzipien können nie vergehen, dieser uralte Wissensschatz gehört allen Menschen.