Daniel Saurenz: Jetzt trennen – von mau laufenden Aktien an der Börse
Eine satte Korrektur um Aktienmarkt ist eine gute Chance zur Neuaufstellung im Depot. Aktien-Rohrkrepierer dürfen dabei rausfliegen

Eine satte Korrektur um Aktienmarkt ist eine gute Chance zur Neuaufstellung im Depot. Aktien-Rohrkrepierer dürfen dabei rausfliegen
Bärenmarktrallys dauern im Schnitt 44 Tage. Diese Statistik werteten die Experten von Robomarkets am 7. Mai 2025 aus und wiesen damit darauf hin, dass bei Nasdaq und S&P 500 die jüngste Kurserholung ihr Ende finden könnte. Beim Dax kann man von keiner Bärenmarktrally sprechen, da er per definitionem nur in eine normale Korrektur abgetaucht war. Die Erholung derselben führte den Leitindex am Tag der halb gelungenen Kanzlerwahl von Friedrich Merz morgens auch bis rund 100 Zähler an sein Rekordhoch heran. Nun hat er die Marke von 24.000 Zählern im Visier.
Trotzdem könnten der Frühsommer und auch der Sommer 2025 noch eine schöne Chance bereithalten, sich von mauen Aktien der letzten Jahre zu trennen. Dabei muss man unterscheiden, ob man im privaten Portfolio Titel hat, deren Markenwert womöglich trotz allen Kursdesasters eine Erholung möglich machen. Puma oder Caterpillar aus den USA wären da zwei Beispiele. Oder ob man eine mögliche zweite Welle der Korrektur am Aktienmarkt in diesem Jahr nutzt, wirklich strukturell geschädigte Firmen loszuwerden. Eine davon kennt man in Deutschland nur zu gut.
Bayer – einfach nur traurig
Denn als Bayer-Aktionär muss man einerseits zu einer Menge Leidensfähigkeit gratulieren und andererseits das Vertrauen des letzten Jahrzehnts bedauern. Denn Bayer ist das beste Beispiel für dummes deutsches Geld. Dabei ist die Aktie gar nicht mal unbeliebt, im Gegenteil liegt sie bei Smartbroker oder dem Börsenplatz Gettex seit Monaten immer wieder auf den vorderen Plätzen und verfolgt die Top-Titel in Sachen Umsatz wie Palantir, Rheinmetall, SAP und Deutsche Bank.
Das liegt wohl aber auch an der Volatilität und vielen Hoffnungen bei Bayer. Denn fundamental konzeptlos taumelt der Konzern seit der Übernahme von Monsanto durch die Jahre. Mittlerweile ist Bayer nur noch ein Drittel des Geldes wert, das einst für Monsanto Richtung USA überwiesen wurde: Der Dax-Konzern zahlte 63 Mrd. Dollar für Monsanto und bringt es heute beim Börsenwert gerade mal noch auf 23,5 Mrd. Euro. Solche Fälle, die an unternehmerisches Versagens erinnern, gibt es, wenn auch sehr selten.
Wann man Aktien verkaufen sollte
Das Schöne an einem deftigen Rückschlag am Aktienmarkt ist aber, dass man Konzerne wie Bayer endgültig hinter sich lassen und seine Aktien auch mit dickem Verlust abstoßen kann. Denn eine simple Frage hilft bei der Entscheidung: Trauen sie einem Konzern wie Bayer zu, in den kommenden zehn Jahren besser abzuschneiden als der Nasdaq, der S&P 500 oder auch als Einzelaktien wie Amazon, Netflix, J.P. Morgan und SAP?
Indizes gewinnen über die Zeit an Wert und funktionale Konzerne ebenso. Bayer ist dagegen dysfunktional und könnte seine Anleger noch mit einer Kapitalerhöhung beglücken, da der mittlerweile nicht mehr neue Chef Bill Anderson sich schwertut. Schlechte Börsenphasen sind immer auch eine Chance, im Depot endlich reinen Tisch zu machen und schlechtes Geld in gutes Geld zu tauschen.
Dax, Nasdaq, S&P 500: Welche Aktien locken
Die Chance, gute Preise für Qualität am Aktienmarkt zu bekommen, könnte in den nächsten Monaten wiederkommen. „Leider könnten noch deutlichere wirtschaftliche Schäden in den USA und/oder zusätzliche Zugeständnisse des Rests der Welt nötig sein, bevor eine tragfähige Lösung im Zollstreit in Sicht kommt. Entsprechend vorsichtig würden wir eine Erholung am Aktienmarkt beurteilen“, ordnen die Experten von Axa die Lage ein.
Zwar sind auf Gettex weiterhin die großen Titel wie Apple, Rheinmetall, SAP oder auch Amazon sowie Google und Netflix gesucht. Doch auch dort kann sich bei einem Durchschlagen der US-Zollkrise nochmals eine Chance ergeben. Auch Dax, Nasdaq oder S&P 500 kann es über den Sommer hinweg durchaus nochmal billiger geben. „Denn die Volatilität – ein gutes Barometer – ist im VIX und VDax schon wieder Richtung 20 gesunken. Das signalisiert oft, dass eine Erholungsrally ihrem Ende zugeht“, so Vanyo Walter von Robomarkets.
Mit dem Start der US-Berichtssaison verlagert sich der Fokus auch klar auf die Zukunft. Für vergangene Quartale interessiert sich der Markt jetzt nur noch bedingt – der Preis an der Börse wird bekanntlich für die Zukunft gemacht. Und da muss man in den USA wie in Europa auch über den Sommer liefern.