Börsen: Erholung gestoppt: Der Dax geht wieder auf Talfahrt
Die Erholung nach dem schwarzen Montag währte nur kurz: Am Mittwoch sorgt der Zollstreit wieder für ein Minus beim Dax und anderen Börsen-Indizes. Dramatische Züge nimmt der Ausverkauf am US-Anleihemarkt an

Die Erholung nach dem schwarzen Montag währte nur kurz: Am Mittwoch sorgt der Zollstreit wieder für ein Minus beim Dax und anderen Börsen-Indizes. Dramatische Züge nimmt der Ausverkauf am US-Anleihemarkt an
Nach der kurzen Erholung am Dienstag sind die Börsenkurse in Europa am Mittwoch wieder auf Talfahrt gegangen. Zu Handelsbeginn verlor der Deutsche Aktienindex (Dax) in Frankfurt am Main 2,3 Prozent und rutschte wieder unter die Marke von 20.000 Zählern. Am Mittwochmittag notierte der Index 2,5 Prozent im Minus. Der MDax verlor zum Handelsstart knapp 2,6 Prozent.
Auch andere europäische Aktienmärkte konnten sich dem Negativtrend nicht entziehen. In London sanken die Kurse am Morgen um 2,47 Prozent, in Paris um 2,78 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 2,8 Prozent.
Der Ausverkauf am US-Anleihemarkt nahm indes dramatische Züge an. Die Rendite zehnjähriger US-Bonds stieg am Mittwoch im Gegenzug zum fallenden Kurs auf bis zu 4,510 Prozent nach 3,990 Prozent am Freitag. Damit lag sie zeitweise auf dem höchsten Niveau seit Ende Februar. Im Vergleich rentierten zehnjährige Bundesanleihen mit 2,610 Prozent und damit mehr oder weniger auf dem Niveau vom Dienstag.
Trumps Zölle drücken auf die Stimmung
Grund für die Marktturbulenzen sind die Zölle von US-Präsident Donald Trump. Zur Wochenmitte treten die neuen US-Sonderzölle gegen eine ganze Reihe von Ländern in Kraft. Für Waren aus der EU betragen sie 20 Prozent. Im Handelskrieg zwischen den USA und China trieben beide Seiten zudem die Zölle weiter nach oben. „Vor allem bei den von US-Präsident Trump aufgestockten Zöllen gegen China hofften die Investoren bis zuletzt auf eine Verschiebung oder gar einen Kompromiss zwischen den beiden wirtschaftlichen Großmächten“, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker Robomarkets. „Doch ab heute werden Waren aus dem Reich der Mitte mit einem Aufschlag von satten 104 Prozent versehen, der Handelskrieg tritt damit in eine neue Phase ein.“
An der Wall Street in New York waren die Kurse nach anfänglichen Gewinnen bereits am Dienstag eingebrochen. Wegen der deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten sank zudem der Ölpreis erneut: Die US-Sorte West Texas Intermediate wurde erstmals seit April 2021 für unter 60 Dollar pro Barrel gehandelt. Ein anhaltender Handelskrieg könnte das Wachstum der chinesischen Nachfrage gefährden, sagte Ye Lin, Ölmarktexpertin beim Analysehaus Rystad Energy.
In Asien gaben die Indizes überwiegend ebenfalls deutlich nach. Der Nikkei-Index an der Tokioter Börse lag zum Handelsschluss 3,93 Prozent im Minus. Die Kurse an der Börse von Seoul fielen um 1,73 Prozent. In China sank der Hang-Seng-Index an der Börse in Hongkong dagegen nur um 0,29 Prozent, an den Börsen in Schanghai und Shenzhen lagen die Börsen sogar leicht im Plus - die Anleger stützen sich auf angekündigte staatlichen Hilfen für Banken und Unternehmen.
Pharma-Aktien unter Druck
Bei den Einzelwerten belastete die Ankündigung hoher US-Zölle auf Importe von Medikamenten Aktien aus dem Pharmasektor. Europäische Branchenriesen wie AstraZeneca, Sanofi und GSK verloren bis zu 5,5 Prozent. In Frankfurt gaben die Titel von Sartorius und Bayer drei und 2,2 Prozent nach.
Im MDax rutschten die Papiere von Redcare Pharmacy um fast 15 Prozent ab. Die Online-Apotheke hatte die Platzierung von Wandelanleihen mit einer Laufzeit von sieben Jahren im Wert von 300 Millionen Euro abgeschlossen. Die Kursreaktion "erscheint stark übertrieben, ist aber sicherlich dem aktuellen Marktumfeld geschuldet", sagte ein Händler.
Steil nach unten ging es auch für die Chipwerte. Siltronic, Infineon und Aixtron verloren zwischen knapp zwei und 3,5 Prozent, während europäische Rivalen wie Besi, ASML und ASM International bis zu gut vier Prozent einbüßten. Anleger fürchteten, dass die USA neben den neuen Zöllen auf Arzneimittel auch Halbleiterimporte mit Abgaben belegen könnten. Trump hatte ursprünglich geplant, bestimmte Produkte von den Gegenzöllen auszunehmen - darunter Arzneimittel und Chips.