Autoindustrie: Prognose schwierig: Trumps Zölle lassen Mercedes und VW verzweifeln
Mercedes und VW müssen nicht nur einen Gewinneinbruch hinnehmen, sondern auch mit der unkalkulierbaren US-Zollpolitik umgehen: Mercedes zieht seine Jahresprognose zurück, VW klammert die Zölle aus

Mercedes und VW müssen nicht nur einen Gewinneinbruch hinnehmen, sondern auch mit der unkalkulierbaren US-Zollpolitik umgehen: Mercedes zieht seine Jahresprognose zurück, VW klammert die Zölle aus
Donald Trumps Handelsfeldzug stürzt die deutsche Autoindustrie ins Chaos: Volkswagen dämpft die Erwartungen an das Gesamtjahr, während Mercedes-Benz seine Jahresprognose wegen der großen Unsicherheit über den Zoll-Kurs der USA gleich ganz kippt. Beide Autobauer erlebten schon vor Inkrafttreten der US-Zollerhöhung im April einen operativen Gewinneinbruch um 40 Prozent im ersten Quartal. Denn zu den Handelshürden der USA, dem wichtigsten Exportmarkt der deutschen Autoindustrie, kommt der immer härtere Wettbewerb in China. VW-Finanzchef Arno Antlitz will daher auf der Kostenbremse bleiben: „Gerade weil die weltweiten ökonomischen Rahmenbedingungen gegenwärtig so unsicher sind, müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst beeinflussen können.“
Beide Autobauer wagten keine Einschätzung, wie sich die bereits geltenden und noch angekündigten US-Einfuhrzölle auf ihre Geschäfte auswirken werden. Mercedes zog seine Prognose ganz zurück. Sollten die USA die schon geltenden und angekündigten Einfuhrzölle bis Jahresende beibehalten, erwartet der Dax-Konzern wesentliche negative Auswirkungen auf sein Ergebnis. Doch das Hin und Her in der Zollpolitik von US-Präsident Trump und die Auswirkungen auf den Automarkt sind so unklar, dass die Geschäftsentwicklung für den Rest des Jahres nicht verlässlich beurteilt werden könne. „Daher können die Berichtsgrößen nicht mit der erforderlichen Sicherheit geschätzt werden.“
Auch der Opel-Mutterkonzern Stellantis, zu dem der US-Autobauer Chrysler gehört, zog seinen Ausblick wegen der Unsicherheit zurück. Die Auswirkungen auf Absatzmengen und das Wettbewerbsumfeld seien derzeit kaum vorherzusagen, teilte die Opel-Mutter am Mittwoch mit. Noch im Februar hatte Stellantis für 2025 eine bereinigte Betriebsgewinnmarge im mittleren einstelligen Bereich, ein Umsatzwachstum und einen positiven Free Cashflow prognostiziert. Der schwedische Autobauer Volvo Cars setzte seine Prognose am Dienstag gleich für zwei Jahre aus. Am Vortag hatte bereits der US-Hersteller General Motors seine Jahresziele zurückgezogen.
Mercedes will Produktion in den USA ausbauen
Auf Auto-Einfuhren in die USA sind seit April zusätzliche Abgaben von 25 Prozent fällig, für Autoteile sollen ab Mai Zölle gelten. Am Dienstag kündigte Trump an, die Folgen der von ihm eingeführten Sonderzölle abzumildern. Davon sollen vor allem die Unternehmen profitieren, die Fahrzeuge in den USA bauen. Eine Reihe von Autobauern – darunter Volkswagen – und andere Branchenvertreter hatten zuletzt in einem Schreiben vor den Folgen der Zölle gewarnt.
Volkswagen bestätigte seine Prognose zwar und rechnet nun bei der Rendite mit einem Ergebnis am unteren Ende der Spanne von 5,5 bis 6,5 Prozent. Die Zölle klammern die Wolfsburger jedoch aus. Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm bezifferte den negativen Effekt der jetzt geltenden höheren US-Importzölle auf drei Prozentpunkte weniger Umsatzrendite der Pkw-Sparte und einen Prozentpunkt weniger bei Vans.
Mercedes-Benz ist Vorstandschef Ola Källenius zufolge im Gespräch mit Vertretern der US-Administration über einen Ausbau der Produktion in den USA. Der Stuttgarter Konzern wolle in den USA weiter wachsen, und es gebe Erweiterungspläne der bestehenden Produktion, erläuterte Källenius bei der Vorstellung der Quartalszahlen. „Wir sprechen mit Vertretern der Administration darüber, die Gespräche sind in einer konstruktiven Atmosphäre.“ Mercedes bereite sich auf eine Regionalisierung der Weltwirtschaft vor. Aber Anpassungen könnten nicht von heute auf morgen entschieden werden, das sei eine Sache von mehreren Jahren.
Das China-Geschäft der deutschen Autobauer lahmt
Im ersten Quartal brach bei beiden Unternehmen der Gewinn um jeweils ungefähr 40 Prozent ein. Mercedes-Benz verdiente noch 2,3 Mrd. Euro. Ein wichtiger Grund dabei ist das schwächere Geschäft in China: Die Stuttgarter kämpfen wie die anderen deutschen Autobauer auf dem weltweit größten Markt mit harter Konkurrenz durch heimische Hersteller. Auch in Europa sanken die Verkäufe, in den USA waren sie sogar noch stabil.
Der Volkswagen-Gewinn verringerte sich auf 2,9 Mrd. Euro. Dabei spielten vor allem die Turbulenzen bei Porsche eine Rolle, wo der Gewinn zum Jahresauftakt auf ein historisch niedriges Niveau eingebrochen war. Der Sportwagenbauer findet insbesondere in China keine Antwort auf den Elektroauto-Boom. Dazu kommt bei Volkswagen aber auch der steigende Elektroauto-Absatz in Westeuropa, wo inzwischen jedes fünfte Konzernfahrzeug elektrisch angetrieben wird. Der Erfolg der Elektroautos belaste das Ergebnis, sagte Finanzchef Antlitz. Autobauer verdienen immer noch weniger Geld mit den Stromern als mit Verbrenner-Modellen. Ein wichtiger Grund dafür sind die hohen Kosten für die Batterien.