Aufs Sofa oder auspowern?: Das machen Menschen anders, die nach der Arbeit noch zum Sport gehen

Eine neue Studie zeigt: Unsere Laune bei der Arbeit entscheidet, ob wir uns nach dem Feierabend noch sportlich betätigen. Zum Frust abbauen oder dank guter Stimmung? Die Antwort überrascht.

Apr 10, 2025 - 13:01
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Aufs Sofa oder auspowern?: Das machen Menschen anders, die nach der Arbeit noch zum Sport gehen

Eine neue Studie zeigt: Unsere Laune bei der Arbeit entscheidet, ob wir uns nach dem Feierabend noch sportlich betätigen. Zum Frust abbauen oder dank guter Stimmung? Die Antwort überrascht.

Bist du eher Team Netflix & Chill oder Endlich bewegen nach der Arbeit? Ich muss gestehen: Auch wenn ich mir mehrmals die Woche vornehme noch nach Feierabend ins Fitnessstudio zu gehen, passiert das höchstens einmal. Es gibt viel zu gute Ausreden, es nicht zu tun: die Sonne scheint, ich muss noch einkaufen und kochen, könnte mal wieder meine Eltern besuchen …

Bisher habe ich mein Verhalten auf eine sehr unausgeprägte Willenskraft geschoben. Aber könnte noch mehr dahinterstecken? In einer kürzlich publizierten Studie haben Forschende untersucht, warum wir wirklich nach der Arbeit keine Lust mehr auf Sport haben – und wie wir das verändern können.

Frustabbau? Von wegen!

In der 14-tägigen Tagebuchstudie mit 208 Arbeitskräften haben Dr. Sascha Abdel Hadi von der Justus-Liebig-Universität Giessen und sein Team herausgefunden, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Stress bei der Arbeit und der sportlichen Betätigung nach Feierabend gibt. Wer gestresst ist, versucht nach der Arbeit den Druck und Frust mit einem Workout abzubauen? Tatsächlich nicht – das genaue Gegenteil ist die Realität.

"Unsere Studie zeigt, dass Stress das Sportverhalten in der Freizeit beeinflusst. Menschen, die Stress auf der Arbeit hatten, sind danach weniger sportlich aktiv", resümieren die Forschenden. 

Aber baut Sport nicht Stress ab?

Dabei ist doch allseits bekannt, dass Sport gegen Stress hilft, indem Glückshormone angeregt und Stresshormone abgebaut werden. Doch das Problem scheint das "Erholungsparadoxon" zu sein, denn wir sehnen uns nach dem Feierabend oft mehr nach Entspannung, statt einer anstrengenden Fitnesseinheit, obwohl genau die gesund wäre. 

"Unsere Studie zeigt, dass das mit Selbstregulation zusammenhängt – eine begrenzte Ressource. Arbeit und andere Verpflichtungen beanspruchen diese Ressource bereits stark, sodass für Sport oft keine Energie mehr übrig bleibt. Der Körper schützt sich so vor Überlastung, auch wenn Bewegung eigentlich guttun würde", erklärt Abdel Hadi.

Die Forschenden unterscheiden an dieser Stelle jedoch zwischen zwei Arten von Stress, der positiven und der negativen. Letztere ist andauernd, belastend und frustrierend, kann zum Beispiel durch unnötig komplizierte Arbeitsabläufe oder Technikprobleme ausgelöst werden – und ist jene, die so oft dazu führt, dass wir nach dem Feierabend nur noch aufs Sofa wollen, weil wir keine Energie mehr haben.

Auf der anderen Seite kann Stress aber auch guttun: Bekommst du zum Beispiel mehr Verantwortung übertragen oder musst bis in zwei Wochen ein tolles Projekt umsetzen, wirkt dein Stressgefühl aktivierend und motivierend. Wer den Arbeitsalltag so erlebt, hat höhere Chancen auf einen Besuch im Fitnessstudio nach der Arbeit, ergab die Studie.

Das machen Menschen anders, die nach der Arbeit noch zum Sport gehen

Mein Job trägt also offensichtlich mehr zu meinen After-Work-Beschäftigungen bei, als bisher angenommen. Das heißt: ich muss nicht nur an meiner Willenskraft arbeiten, sondern breiter denken. Ich sollte mich nicht nur in meiner Freizeit fragen, was ich gerade brauche und Grenzen ziehen, wenn es zu viel wird. Auch im Arbeitsalltag ist es wichtig, zu reflektieren, wo Optimierungsbedarf besteht, damit so wenig negativer Stress wie möglich erlebt wird (wahrscheinlich mit Ausnahme kleiner Technikprobleme, die wir nie ganz verhindern können). 

Und was hilft noch? Dr. Sascha Abdel Hadi schließt mit drei praktischen Tipps: die Sporttasche schon morgens oder am Vorabend packen, direkt von der Arbeit zum Fitness, Schwimmen oder Yoga fahren sowie feste Routinen integrieren, mit denen es ganz selbstverständlich wird, am Montag, Mittwoch und Donnerstag zum Sport zu gehen.