Altes Ägypten: Grabkammer im Tal der Könige entdeckt: Wer war Thutmosis II.?
Forschende haben im Tal der Könige das Grab von Pharao Thutmosis II. identifiziert. Was die Wissenschaft über den ägyptischen Herrscher weiß

Forschende haben im Tal der Könige das Grab von Pharao Thutmosis II. identifiziert. Was die Wissenschaft über den ägyptischen Herrscher weiß
Es ist der erste Fund eines Pharaonengrabes im Tal der Könige seit 1922: Forschende haben unweit von Luxor die rund 3500 Jahre alte Begräbnisstätte von Pharao Thutmosis II. entdeckt, gab das Ägyptische Antikenministerium in Kairo bekannt. Es handelt sich um das letzte bisher nicht lokalisierte Grab eines Herrschers der 18. Dynastie, zu der so berühmte Könige und Königinnen wie Thutmosis III., Echnaton, Nofretete und Tutanchamun gehörten.
Das Antikenministerium spricht von einem der wichtigsten Funde der letzten Jahre, doch wer war Thutmosis II. überhaupt? Die 18. Dynastie, während derer er regierte, währte mehr als zwei Jahrhunderte von etwa 1550 bis 1292 v. Chr. Mit ihr begann die Epoche des sogenannten Neuen Reichs, jener Zeit, in der Ägypten zur unumschränkten Großmacht im östlichen Mittelmeerraum aufstieg und Gebiete vom südlichen Nubien bis zum Euphrat in Vorderasien beherrschte. Um 1500 v. Chr. ließ sich auch erstmals ein Pharao der 18. Dynastie, niemand Geringerer als der Vater Thutmosis II., im Tal der Könige auf der Westseite des Nils bei Theben (heute Luxor) beisetzen. Eine Sitte, die über das gesamte Neue Reich hinweg beibehalten wurde.
Pharao Thutmosis II. wurde wohl nicht einmal 30 Jahre alt
Thutmosis II. zählt allerdings zu den Königen, über die nur wenig überliefert ist. Nicht einmal, wie lange er genau an der Macht war, ob vier Jahre, fünf oder doch länger, ist heute klar. Sein Amtsantritt wird auf die Zeit zwischen 1492 und 1470 v. Chr. datiert. Fest steht zumindest: Auf den Thron gelangte er, der Sohn von Pharao Thutmosis I. und dessen Nebenfrau Mutnofret, nur deshalb, weil die beiden älteren Kronprinzen zuvor gestorben waren.

© Ägyptisches Ministerium für Tourismus und Altertümer
Belegt sind immerhin zwei Feldzüge in der Zeit seiner Herrschaft: In Nubien ließ er einen Aufstand niederschlagen, auf dem Sinai eine Rebellion von Beduinen. Große Heiligtümer oder andere prächtige Gebäude aus der Regierungszeit von Thutmosis II. sind nicht erhalten, lediglich ein Festhof mit Torbau im Tempelareal von Karnak nördlich von Theben. Wohl nicht einmal 30 Jahre alt war der Herrscher, als er nach einem schweren Leiden starb.
Und so ist es die Hauptfrau von Thutmosis, die heute bekannter ist als der Pharao selbst: Hatschepsut, die "Große Königliche Gemahlin", so ihr Titel. Sie war seine Halbschwester und führte das Reich womöglich bereits eine Zeitlang anstelle ihres erkrankten Gatten. Aus der Ehe ging zwar eine Tochter hervor, aber kein Sohn. Der einzige männliche Nachkomme des Herrschers entstammte einer Verbindung mit der Nebenfrau Isis. Dieser trat als Thutmosis III. die Nachfolge des Vaters an.
Da der neue König aber noch ein Kleinkind war, übernahm Hatschepsut zunächst die Regentschaft. Mehr noch: Bald machte sie sich selbst zum Pharao, ein unglaublicher Vorgang. Weibliche Regenten, die einen Kindkönig vertreten, hatte es bereits früher gegeben. Allerdings traten sie ab, wenn der Thronfolger das Jünglingsalter erreichte. Hatschepsut dagegen herrschte wohl bis zu ihrem Tod um 1458 v. Chr. Erst dann kam Thutmosis III. an die Macht – und führte Ägypten in eine Blütezeit. Zukunftsweisend an der Regentschaft von Thutmosis II. waren also vor allem seine direkten Erben.
Sein nun identifiziertes Grab sieht recht unspektakulär aus. Die Fotos des Antikenministeriums zeigen lediglich einen schmucklosen, niedrigen Raum. Offenbar wurde die Begräbnisstätte nach dem Tod des Pharaos überflutet, wodurch der Putz teilweise abbrach. An den Wänden konnten Forschende aber Reste von Inschriften in blauer Farbe und gelbe Sterne entdecken. Dass es sich tatsächlich um das Grab von Thutmosis II. handelt, führen sie auf Fragmente von Steingefäßen zurück: Sie tragen Inschriften, die Thutmosis II. als "verstorbenen König" bezeichnen. Die Untersuchung weiterer Gegenstände und Artefakte soll, so hoffen die Wissenschaftler, mehr Einblicke in die Regierungszeit des Pharaos geben.