Wie mit Rechtsextremen umgehen?, Flüchtige Gewissheiten, Afghanistan

1. AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft – wie reagieren Deutschlands Fernsehsender? (correctiv.org, Samira Frauwallner) Samira Frauwallner hat untersucht, wie deutsche Fernsehsender auf die neue Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch reagieren, und dafür bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nachgefragt. ARD und ZDF überdächten zwar ihren Umgang, wollen aber weiterhin AfD-Vertreterinnen und -Vertreter in ihren Programmen […]

Mai 8, 2025 - 10:30
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Wie mit Rechtsextremen umgehen?, Flüchtige Gewissheiten, Afghanistan

1. AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft – wie reagieren Deutschlands Fernsehsender?
(correctiv.org, Samira Frauwallner)
Samira Frauwallner hat untersucht, wie deutsche Fernsehsender auf die neue Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch reagieren, und dafür bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nachgefragt. ARD und ZDF überdächten zwar ihren Umgang, wollen aber weiterhin AfD-Vertreterinnen und -Vertreter in ihren Programmen abbilden und die Einstufung jeweils deutlich machen. ProSiebenSat.1 sehe dagegen keinen Änderungsbedarf, während RTL noch keine Entscheidung getroffen habe.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator unter der Überschrift “Kritische Einordnung statt Bühne: Medien und die AfD”: “Gerade wir in Deutschland sollten aus der Weimarer Republik gelernt haben, wohin die Normalisierung radikaler Positionen führt: Damals wurde die Demokratie schrittweise ausgehöhlt. Und zwar, weil Medien und Politik Extremisten immer wieder eine Bühne boten – bis es irgendwann zu spät war. Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:59 Minuten)

2. Wenn Gewissheiten flüchtig werden
(journalist.de, Stephan Karkowsky)
Der Radiojournalist Stephan Karkowsky schreibt in der Reihe “Mein Blick auf den Journalismus”, dass Journalistinnen und Journalisten angesichts der vielen Lügen von Donald Trump und der Strategie rechtsextremer Gruppen, Fakten bewusst in Frage zu stellen, nicht neutral bleiben können. Er fordert eine klare Rückbesinnung auf journalistische Qualitätsstandards wie Faktenchecks, das Zwei-Quellen-Prinzip und transparente Fehlerkorrekturen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in seriösen Journalismus zurückzugewinnen. Karkowskys Fazit: “Möglicherweise haben wir die Gatekeeper-Funktion durch die Einführung sozialer Medien verloren. Unsere Funktion als die Vierte Gewalt im demokratischen System aber dürfen wir nicht aufgeben, egal, wie sehr interessierte Kreise uns dafür als Zensurorgane delegitimieren wollen.”

3. Bundesregierung soll Journalisten aufnehmen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) appelliert an die neue Bundesregierung, die besorgniserregende Lage der Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan nicht zu vergessen: “Vielen afghanischen Medienschaffenden bleibt nur noch der Weg ins Exil, um sich vor den Taliban zu schützen. Aufnahmeprogramme sind für sie der einzige sichere Ausweg. Doch seit Monaten sitzen höchst gefährdete Journalisten in Pakistan fest und warten auf ihre zugesagte Einreise nach Deutschland. Sie haben einen Rechtsanspruch darauf”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Wenn die Bundesregierung die Einreisen aussetzt, wer soll sich in Zukunft auf das Wort der deutschen Regierung verlassen? Das wäre nicht nur eine Katastrophe für die Journalisten und ihre Familien, es schadet auch dem Ansehen Deutschlands.”

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4. Pressefreiheit braucht starken politischen Rückhalt
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi gratuliert Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zum Amtsantritt, verbindet dies aber mit Erwartungen: “Die gegenwärtigen Herausforderungen an den Berufsstand sind vielfältig. Sie reichen von ökonomischem Druck über juristische Einschüchterung bis hin zu Hassrede und Angriffen auf Journalist*innen. Der Beauftragte der Bundesregierung für Medien sollte es sich zur Aufgabe machen, die Resilienz unserer Medienlandschaft im Sinne der Demokratie zu stärken.”

5. Fakten oder Gefühle? Warum Emotionen im Journalismus unverzichtbar sind
(dfjv.de, Kathrin Boehme)
“Haben Emotionen in der Berichterstattung überhaupt Platz? Oder sollten sie nicht eher konsequent vermieden werden?” Kathrin Boehme hat mit der Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Margreth Lünenborg über “Emotionen im Journalismus” gesprochen. Lünenborg ist sich sicher: “Emotionen gehören längst zum Journalismus, auch bereits historisch gehörten sie dazu. Das beobachten wir in vielen Bereichen, ob im Sport, in den digitalen Medien, in Reportagen. Sie intensivieren die Berichterstattung und schaffen eine Verbindung zum Publikum.”

6. Leichte Sprache in Apps: Wie schwer kann das sein?
(media-lab.de, Paula Motschmann)
“Leichte Sprache in mobilen Applikationen ist aktuell noch eine Seltenheit. Sie gilt als Netiquette. Dabei wäre mehr davon für sehr viele Menschen sinnvoll und inklusiv. Wo hakt es also – auch in der Medienbranche – und welche Empfehlungen können bei der Umsetzung helfen?” Paula Motschmann kritisiert, dass es kaum mobile Apps in Leichter Sprache gebe. Dabei könnten rund 14 Millionen Menschen in Deutschland davon profitieren. Gründe dafür seien fehlende gesetzliche Vorgaben und Unsicherheiten in der Medienbranche. Motschmann empfiehlt, die Zielgruppen stärker einzubeziehen, Texte übersichtlich zu gestalten, professionell zu übersetzen und von Nutzerinnen und Nutzern prüfen zu lassen.