Wenn sich Kinder mit mehr Anstand um die Fragen dieser Welt bemühen als Staatsmänner
Die Lage | Eine ereignislose Woche – zumindest was Ereignisse angeht, die sich hier zur Niederschrift eignen. Raumstation | KindDrei braucht leere Klorollen für die Schule. Gebaut werden soll: die ISS. Das ist unser Momentum. Wenn dieser Haushalt nämlich eins hat, dann sind es leere Klorollen. Als Stillleben zeugen sie auf den Fensterbänken unserer Sanitärräume […] The post Wenn sich Kinder mit mehr Anstand um die Fragen dieser Welt bemühen als Staatsmänner first appeared on Draußen nur Kännchen.

Die Lage | Eine ereignislose Woche – zumindest was Ereignisse angeht, die sich hier zur Niederschrift eignen.
Raumstation | KindDrei braucht leere Klorollen für die Schule. Gebaut werden soll: die ISS. Das ist unser Momentum. Wenn dieser Haushalt nämlich eins hat, dann sind es leere Klorollen. Als Stillleben zeugen sie auf den Fensterbänken unserer Sanitärräume vom Zyklus des Lebens, von Aufbruch und Abrollen, von Verdauung und Zerfall, vom Ende der Nützlichkeit, von Trägheit und Beharren. Bisweilen begeben sich die Rollen, aufgewirbelt vom Wind, auf eine Reise durchs Bad; die Brise trägt sie unter Waschbecken und in Wannen. Niemals aber in den Hausmüll.
Bedauerlicherweise wird mein Bemühen, dieser Gepflogenheit Herr zu werden, nun konterkariert: „Wenn wir die Klorollen immer sofort wegschmeißen würden, hätten wir jetzt keine. Gut, dass wir das nicht tun!“ Mir fehlen die Argumente.
Fragen | Was auch fehlt, sind gute Erklärungen. Die Kinder, interessiert am Weltgeschehen, fragen, was man sich so fragt in diesen Zeiten: Was ist rechts? Wann ist man zu sehr rechts? Ist links besser als rechts? Ist Trump so wie Putin? Wollen die Länder in Europa zusammenhalten? Wer sind unsere Freunde?
Es ist nicht einfach, Antworten zu geben, wenn sich die Kinder mit mehr Anstand um die Fragen dieser Welt bemühen als Staatsmänner.
A propos | Staatsmänner. Man braucht das nicht gendern.
Gelesen | Matthias Wittekindt: Die rote Jawa – Ein alter Fall von Kriminaldirektor a.D. Manz. Das Leitmotiv der Manz-Romane ist unaufgeregtes Erinnern: Der pensionierte Kommissar Manz reist anlässlich gegenwärtiger Ereignisse gedanklich in die Vergangenheit, diesmal in die DDR kurz vor Grenzschließung. Der junge Manz verbringt als 16-Jähriger einige Wochen im Mecklenburgischen, um ein Praktikum als Feuerwehrmann zu machen. Dort sterben zwei Menschen. Manz geht Ungereimtheiten nach. Mir gefiel die zeitliche Verortung der Geschichten: Ein Krimi in der DDR der 1960er Jahre, das hat man nicht oft. Mochte ich. Und den lakonischen Erzählstil Wittekindts mag ich auch.
Schweine | Marianne ist erstmals ausgerückt. Mit dem Pionierschwein als Leitschwein wagte sie sich in den Garten, erst zaghaft, dann in wildem Galopp. Seither kriegt sie nicht genug davon.
Müsli hingegen bleibt im Bau. Wie eine Sechsjährige auf dem Dreimeterbrett steht das Schwein in der Stalltür, sieht der Kameradin nach, sucht in seinem kleinen Körper ausreichend Wagemut, beugt sich vor, betritt die Rampe, zaudert und wendet sich wieder zurück.
Die Szenerie in einem Bild: vorne wildes Abenteuer, hinten in der Stalltür das zaudernde Schwein, als wolle es hinaus. Will es auch, will aber dann doch nicht.
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